Umwälzungen beherrschen digitale Szene: Globale Unterhaltungsindustrie boomt

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Oktoberfest Karussel

Als sich das Unterhaltungsgeschäft und die ganze Welt im Jahr 2020 zum ersten Mal mit COVID-19 auseinandersetzen mussten, sanken die Verbraucherausgaben für Theater und Heimunterhaltung auf 80,8 Milliarden US-Dollar, was einem Rückgang von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.

Langsam nähern sich die Umsatzzahlen wieder dem Niveau von 2019, als der Umsatz einen Rekordwert von 101 Milliarden US-Dollar erreichen konnte. In diesem Jahr wird das globale Unterhaltungsbusiness ein weiteres Mal diese Grenze überschreiten. Vor allem das Streaming ist in erster Linie für die Gesamt- und Weiterentwicklung der Branche verantwortlich. Aber es ist nicht nur die Videounterhaltungsindustrie, die einen Anstieg zu verzeichnen hat.

Das ist einer der Erkenntnisse aus der jährlichen „Theatrical and Home Entertainment Market Environment (THEME)“ Studie der MPA. Die Umfrage wird vom Handelsverband der Unterhaltungsindustrie in regelmäßigen Abständen durchgeführt und soll untersuchen, wie sich die Film-, Fernseh- und Streaming-Content-Industrie im jeweils vergangenen Jahr weiterentwickelt hat.

Welt des Streamings hat sich noch nicht beruhigt

Mittlerweile sind physische Medien wie DVDs und Schallplatten aus der Mode gekommen und werden von der jungen Generation als altmodisch betrachtet. Die Auswirkungen des Streamings haben sich auf jeden einzelnen Bereich der Unterhaltungsbranche ausgewirkt: Von der Art und Weise, wie beispielsweise Live-Dealer Casinos gegenwärtig ein verbessertes Spielerlebnis anbieten, bis hin zu der Art und Weise, wie wir Sportveranstaltungen und internationale Spiele verfolgen. Das herkömmliche Fernsehen, wie wir es noch vor 10 Jahren kannten, befindet sich dadurch in einer existenziellen Krise.

Die Innovationskraft des Streamings hat jedoch unweigerlich nachgelassen, da der anfängliche Tsunami aus nahezu endloser Expansion, grenzenlosen kreativen Möglichkeiten und riesigen Archivoptionen nach einer Flut von Blockbuster-Fusionen nach einer gewisser Zeit auch durch einen Rückgang neuer Abonnenten ordentlich durchgerüttelt wurde.

So wie das Streaming-Angebot das Kabel- und Rundfunkfernsehen in Bezug auf die Zuschauerzahlen übertroffen hat, sind die Hauptakteure bei diesen Unternehmen seit je her in den Kampf um Abonnements verwickelt. Die Abo-Zahlen sinken, da die Menschen auf die steigenden Preise reagieren, und nicht mehr damit einverstanden sind, wie Sendungen und Serien produziert werden, und wie lange diese ausgestrahlt werden.

2021 war der Beginn der Rückkehr zur Normalität

Online-Streaming-Abonnements erreichten weltweit 1,3 Milliarden zahlende Kunden, ein Anstieg von 14 Prozent gegenüber den 1,2 Milliarden Nutzern im Jahr 2020. Allein die Abonnements in den Vereinigten Staaten erreichten 353,2 Millionen, ein Anstieg von 14 % gegenüber 2020.

Angesichts des Erfolgs von TV-Serien wie „Squid Game“, „Yellowjackets“ und „The White Lotus“, sowie des Aufkommens von Plattformen wie HBO Max und Paramount Plus, kamen solche Verkaufszahlen nicht überraschend.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Kunden das traditionelle Fernsehen komplett aufgegeben haben. Inklusive Kabelfernsehen, Kino und Home Entertainment erreichen die weltweiten Verbraucherausgaben 328,2 Milliarden US-Dollar und sind damit wieder in der Nähe des Allzeithochs von 2019.

Monatliche Mitgliedsbeiträge für Kabel- und andere Dienste sowie On-Demand-Programme sind alle Teil des Pay-TV-Geschäfts.

Eine weitere wichtige Schlussfolgerung aus dem THEME-Bericht der MPA lautet: Nachdem die einzelnen Hollywood-Produktionsstudios und dessen Sender die passenden COVID-Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen eingeführt hatten, kam es 2021 zu einem starken Boost bei der Produktion neuer Inhalte. 2021 wurden 943 Filme produziert, was einer Steigerung von 111 % gegenüber dem Jahr 2020 entsprach.

Mehrere Schlussfolgerungen aus der MPA-Studie von 2021 klingen beruhigend. Da sich zu diesem Zeitpunkt das Leben noch nicht normalisiert hatte, kurbelten die Daheimgebliebenen den Bereich Home/Mobile Entertainment weiterhin kräftig an. Die Einnahmen aus Home-/Mobile-Entertainment, die digitale und Disc-Formate umfassen, stiegen auf 78,5 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von 14 % gegenüber 2020 und ein Anstieg von 41 % gegenüber 2019. Allein die Vereinigten Staaten trugen 2021 32,3 Milliarden US-Dollar zum weltweiten Gesamtumsatz bei.

Digitale Plattformen stehen im Mittelpunkt

Mehr als die Hälfte der Seherinnen und Seher hat sich im Vorjahr mehr auf den digitalen Plattformen angesehen, als dies sonst üblich war.Laut der Umfrage steigerten 53 % der Erwachsenen in den USA ihren Konsum von Filmen oder Shows/Serien auf Streaming-Plattformen, während 42 % ihre Nutzung von Pay-TV steigerten.

Und der ebenfalls gesteigerte Verkauf von Großbildfernseher hat diesen Trend noch weiter angeheizt, obwohl bereits mehr als 85 % der Jugendlichen und Kinder und 55 % der Erwachsenen Mobilgeräte verwenden, um sich Filme und Fernsehsendungen zumeist on-demand anzusehen.

Die weltweiten Einnahmen, die auf die Besuche der großen Kinoleinwände zurückzuführen sind, beliefen sich im Jahr 2021 auf 21,3 Milliarden US-Dollar. Die Ticketverkäufe waren aber viel niedriger als vor der Pandemie. Dennoch gelang eine Steigerung von 81 % gegenüber dem Jahr 2020, als die Kinos wegen der COVID-Pandemie mehr als eineinhalb Jahre geschlossen waren.

Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass sich die Besucherinnen und Besucher wieder ins Kino zurückwagen, denn die jüngsten kommerziellen Triumphe von „Spider-Man: No Way Home“, „The Batman“ und sogar weniger bekannte Filme wie „Dog – Das Glück hat vier Pfoten“ können diesen Trend bestätigen.

Wohin führt uns diese Entwicklung?

Warner Bros. Discovery hat damit begonnen, einige Serien und so manchen Film von HBO Max aus seinen Bibliotheken zu entfernen, um es anschließend auf seiner Geschwister-Streaming-Plattform Discovery Plus zusammenzuführen. Von diesem Unterfangen versprechen sich die den Investoren Verantwortlichen Kosteneinsparungen in der Höhe von mindestens drei Milliarden US-Dollar.

Angesichts des sinkenden Aktienkurses und des Rückgangs der Abo-Zahlen beabsichtigt Netflix, ein kostengünstigeres und auch werbefinanziertes Modell einzuführen. Außerdem könnte die Weitergabe von Passwörtern eingeschränkt werden.

Nachdem Disney+, Hulu und ESPN+, die alle in einem kabelähnlichen Paket bezahlt werden, im dritten Quartal des Geschäftsjahres einen finanziellen Keulenschlag von mehr als einer Milliarde US-Dollar Verlust überstehen mussten, erhöhten sie anschließend die Preise der Abonnements. In der Zwischenzeit hat Amazon Prime Video gerade die teuerste Show, die jemals verfilmt wurde, abgedreht und uraufgeführt, ein Herr der Ringe-Epos, das das Ziel des Unternehmens unterstreicht, in dieser heiß umkämpften Branche ebenfalls Fuß zu fassen.

Der Lauf der Dinge muss sich aber noch beruhigen, und der Markt wird weiterhin mit kleineren, aber auch größeren Umwälzungen konfrontiert sein, solange, bis er einen Weg findet, mit jenen Problemen umzugehen, mit denen er zeitweise konfrontiert ist.

Bildquelle:

  • Oktoberfest Karussel: © Jason Chen on Unsplash

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