Absurdes Theater: Warten auf Netflix

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Bei Samuel Becketts weltliterarischem Werk „Warten auf Godot“ wurde das Stück mit „Absurdes Theater“ überschrieben. Ähnlich könnte es beim langen Deutschland-Start von Netflix nun sein. Alle warten… worauf denn nur?

Das Manager Magazin hat es geschrieben: Die Deutsche Telekom verhandelt mit Netflix. Welch eine Neuigkeit. Das Magazin beruft sich bei seinen Informationen auf Personen, die mit der Situation vertraut sind. Wer ist denn mit der Situation vertraut? Einen Mitarbeiter des mittleren Managements, der seit dem Herbst letzten Jahres mit den für Deutschland relevanten Netflix-Personen in Amsterdam verhandelt, gibt es mittlerweile in jedem Unternehmen, das in Deutschland eine Plattform stellt, nicht nur bei der Telekom. Einer hat jetzt offenbar bei der Telekom zu früh gequatscht. Na und? Fakt ist, dass Netflix mit bestehenen Plattformen verhandelt. Das könnte in der Tat heißen, dass man sich einen Alleinstart in Deutschland nicht oder gar einen alleinigen Fehlstart sehr wohl zutraut.

Das deutsche Medienecho auf dieses Erfolgrezept aus den USA ist jedenfalls nach wie vor grandios. Wenn nur der Name Netflix bei einem Kongress fällt, schauen fast alle deutschen Top-Manager von Maxdome bis Watchever ehrfurchtsvoll und demütig zu Boden. Warum? Weil Netflix in den USA so erfolgsverwöhnt war und ist? Es heißt immer, auch die deutschen Zuschauer interessiere das Thema sehr. Das mag ja sein und daran gibt es auch nichts, was kritikwürdig wäre. Was aber erwarten die Zuschauer überhaupt von Netflix in Deutschland? Das wäre doch mal eine spannende Frage, die jedoch kaum einer stellt.
 
Und noch ein Wort zu den Erfolgsaussichten: Dass der deutsche Markt anders tickt als der US-amerikanische, wurde ausführlichst überall in den Medien erläutert. Das haben sogar US-amerikanische Unternehmen mittlerweile begiffen, daran herrscht kein Zweifel. Lediglich hierzulande scheint die Angst vor dem großen Bruder immer noch vorhanden, als ob man mit Rosinenbombern mehr VoD-Bereitschaft über Deutschland abwerfen könne. Unter uns: Man kann es nicht.
 
VoD ist in Deutschland derzeit für kaum einen der Big Player unter den Plattformen ein Geschäftsmodell. Ob Netflix das ändert, ist eher zu bezweifeln. Aber Wettbewerb belebt bekanntlich das Geschäft. Heißen wir also Netflix doch erst mal „Herzlich Willkommen“ in Deutschland![Ein Kommentar von Torsten Herres, Herausgeber]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

68 Kommentare im Forum

  1. AW: Absurdes Theater: Warten auf Netflix Irgendwo muss ja der große Hype herkommen und es wurde ja quasi schon beschlossen, dass SVoD das nächste große Ding ist.
  2. Da kommt ein Medien-Hype, wie immer, wenn eine Welle aus den USA nach Europa schwappt. Mehr kommt da nicht. Das mag damals bei Coca Cola und McDonalds noch funktioniert haben, aber Europa hat sich im 21.Jahrhundert eigenständig entwickelt. Kein Wunder, dass Netflix nach Plattform-Partnern wie Telekom in Deutschland sucht.
  3. AW: Absurdes Theater: Warten auf Netflix Man kann Netflix , wie aehnliche Angebote auch, auf nem fernseher nutzen. Machen auch die meisten
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