Animax: „Animes sind keine platten Erzählungen“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Bei den diesjährigen Mira Awards erhielt der Anime-Sender Animax eine Auszeichnung in der Kategorie „Newcomer des Jahres“. Erst im vergangenen Jahr ging Animax als erster deutscher Sender nur für Animes an den Start.

Wieso ein Sender, der 24 Stunden lang ausschließlich Anime-Serien und -Filme zeigt, auf Dauer erfolgreich sein kann, welche neuen Formaten geplant sind und ob auch ein Anime-unerfahrener Zuschauer Zugang zum Programm finden kann, erklärt Ute Braun, Direktorin Programm SPTI Networks Germany, im Gespräch mit DIGITAL FERNSEHEN.

DIGITAL FERNSEHEN: Zunächst möchten wir Sie für den Erhalt des Mira Awards 2008 in der Kategorie „Newcomer des Jahres“ beglückwünschen. Waren Sie über die Auszeichnung überrascht?
 
Ute Braun: Vielen Dank für die Glückwünsche. Wir haben uns natürlich über die Auszeichnung sehr gefreut! Als wir im vergangenen Jahr mit Animax an den Start gingen, haben wir völliges Neuland in der deutschen TV-Branche betreten. Ein eigener Sender nur für Animes – das gab es noch nicht. Und der Erfolg hat uns recht gegeben: Die Reaktionen auf den Start von Animax waren überwältigend und die Fan-Gemeinde der japanischen Zeichentrickserien wächst stetig. Dies bestätigt nun auch der Mira Award als „Newcomer des Jahres“ sehr beeindruckend.
 
DF: Nehmen Sie den Mira Award als Ansporn, um bestehende Programme bei Animax weiter zu verbessern und auszubauen? Falls ja, welche Programme betrifft dies konkret?
 
Ute Braun: Wir arbeiten natürlich ständig daran, das Programm weiter auszubauen. Neue Formate werden geplant, weitere Lizenzen eingekauft und selbstverständlich wird der Markt beobachtet, um auf aktuelle Trends reagieren zu können. In naher Zukunft sind zum Beispiel erste Lifestyle-Sendungen von Conventions und Messen geplant und auch im Musik- und Filmbereich tut sich einiges. Auch der Bereich Mode ist von großem Interesse. Die Auszeichnung zum „Newcomer des Jahres“ hat uns also zum Einen gezeigt, dass unsere Programme bisher goldrichtig sind, zusätzlich aber natürlich auch angespornt, den qualitativen Standard weiter zu entwickeln.
 
DF: Was ist das Faszinierende an Animes? Wieso denken Sie, dass ein Sender, der 24 Stunden ausschließlich Anime-Serien und -Filme zeigt, auf Dauer erfolgreich sein kann?
 
Ute Braun: Das Faszinierende an Animes ist schwer in Worte zu fassen. Es ist eher eine Art Lebensgefühl – und das für eine stark wachsende Fan-Gemeinde. Bei Animes geht es zum Einen um den künstlerischen Bereich zwischen Storytelling, Ausgestaltung und Animation, zum Anderen um die Geschichten hinter den einzelnen Charakteren. Animes sind keine platten Erzählungen. Der Zuschauer wird vielmehr in eine mehrdimensionale Welt entführt, in der es vieles zu entdecken gibt. Außerdem ist für jeden etwas dabei, von Science-Fiction über Action und Horror bis hin zu Comedys und Love-Storys. Animes decken eine breite Zielgruppe ab und wer sich einmal auf diese phantasievolle Welt eingelassen hat, wird sich in den meisten Fällen weiter damit beschäftigen. Das ist auch der Grund, wieso wir fest davon überzeugt sind, dass Animax auch auf Dauer erfolgreich sein wird.
 
DF: Wie sieht das Zielpublikum von Animax aus? Welche Formate könnten auch für Anime-uninteressierte Zuschauer interessant sein oder als Einstieg dienen?
 
Ute Braun: Der klassische Animax-Zuschauer ist männlich und zwischen 14 und 29 Jahre. Wir zeigen aber auch immer wieder Serien, die eher die weibliche Zielgruppeansprechen, wie z.B. „Angelic Layer“ und „Love Hina“ oder für eine ältere Zielgruppe geeignet sind, wie z.B. „Black Jack“ und „Gantz“. Für diejenigen, die sich bisher wenig oder gar nicht mit dem Thema Animes auseinandergesetzt haben, empfehle ich „Speed Grapher“ oder „Negima – Magister Negi Magi“, je nachdem, welches Genre sie bevorzugen.
 
DF: Bisher dominieren japanische Anime-Serien den internationalen Markt. Gibt es auch deutsche Anime-Produktionen oder sind solche in Planung?
 
Ute Braun: Animes sind immer noch typisch japanisch. Im Manga-Bereich ist das anders, da gibt es zahlreiche deutsche Künstler und auch Verlage, die sich international in den Markt einbringen. Jedoch spricht man nur von Manga, wenn der Comic aus Japan kommt.
 
DF: Anime-Fans sind größtenteils junge Menschen, die sich nicht nur äußerlich an den gezeichneten Vorbildern orientieren, sondern auch Interesse an Musik haben. Wäre es daher nicht denkbar, auch Doku-Formate einzuführen, die sich konkret mit dieser Entwicklung auseinandersetzen?
 
Ute Braun: Man findet Anime-Fans in fast allen Altersgruppen, im Kern sind es aber junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren – und die haben wirklich enorm großes Interesse an Musik, besonders an japanischen Künstlern oder solchen, die bekanntermaßen eine Affinität für Animes und die japanische Kultur aufweisen. Wie erwähnt, denken wir hier tatsächlich über neue Formate nach, die dem Lifestyle der Zielgruppe entsprechen. Denkbar sind zudem dokumentarische Inhalte mit Backgroundinformationen rund um Animes. Dabei profitieren wir von möglichen Kooperationen mit unserem Schwester-Sender in Japan – also direkt aus dem Mutterland aller Animes. In Sachen Musik sind wir schon einen Schritt weiter und zeigen Musicclips und -tipps, die genau auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Die positiven Reaktionen unserer Zuschauer bestätigen uns dies.
 
DF: Planen Sie weitere Sender-Aufschaltungen in Deutschland?
 
Ute Braun: Wir sind ja neben Animax bereits mit unserem zweiten Sender AXN im deutschen Fernsehen vertreten: Den Actionsender AXN haben wir im November 2004 gestartet und zeigen neben internationalen Blockbustern und Top-US-Serien wie „Californication“ oder „The Shield“ auch exklusive Lifestyle-Serien wie die jüngst Emmy-prämierten Serien „The Amazing Race“ oder „Survivor“ oder demnächst „The Thai-Contender“. Da der deutsche Pay-TV Markt zunehmend an Bedeutung gewinnt und Sony Pictures Television International (SPTI) ein dynamisches Unternehmen mit weltweit verschiedenen Sendern ist, könnten durchaus noch weitere Sender hinzukommen.
 
DF: Frau Braun, vielen Dank für das Interview. [cg]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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