Hamburg/Berlin – Dass Pharmakonzerne jahrelang die ARD-Ärzteserie „In aller Freundschaft“ mit Schleichwerbung unterstützt haben, sorgte 2005 für Aufruhr. Jetzt sind die Namen der prominenten Pharmaunternehmen bekannt geworden.
UCB Pharma, Astra Zeneca, Novartis und Sanofi-Aventis gehören zu den vom Hamburger Magazin „Stern“ belasteten Unternehmen. Dabei beruft sich das Blatt auf ein der Redaktion vorliegendes Protokoll der PR-Agentur, die für das umstrittene Geschäft verantwortlich war.
In Deutschland ist die Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente beim Laienpublikum grundsätzlich verboten. Zwischen 2002 und 2004 haben die Pharmaunternehmen und eine ARD-Produktionsfirma jedoch den Titel der Ärztesendung etwas zu genau genommen und „In aller Freundschaft“ Geschäfte gemacht. So seien im gesamten Zeitraum 250 000 Euro an die Bavaria-Tochter BSM geflossen, welche für die Abrechnung zuständig ist.
Für Geldzahlungen haben die Produzenten der Serie Pharmazie-Produkte in das Drehbuch integriert. So soll zum Beispiel das Pharmazie-Unternehmen UCB Pharma 2003 für ein Epilepsie-Präparat geworben haben. Laut „Stern“ sagte in der umstrittenen Folge eine behandelnde Ärztin ihrem an Epilepsie leidenden Patienten folgendes:
„Es gibt ein neues, hochwirksames und sehr gut verträgliches Anti-Epileptikum. Das ist ein so genanntes add-on-Präparat…“ (worauf ein anderer TV-Arzt die neue Packung hereinbringt) „… das sie zusätzlich zu Ihren bisherigen Medikamenten einnehmen werden.“ Die Fernsehdoktorin reicht dem Patienten die Packung ins Krankenbett: „Mit diesem neuen Medikament werden wir ihre Anfallshäufigkeit deutlich reduzieren.“
Der Name des Medikaments wird zwar nicht genannt, dennoch ist dies eine Beeinflussung der Patienten, die vielleicht beim nächsten Praxisbesuch ihren zuständigen Arzt nach dem Medikament gefragt haben. UCB Pharma hat sich zu den Vorwürfen bisher noch nicht geäußert. [lf]
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