München – Nachdem der erste Pulverdampf verflogen ist, stellt sich die Frage, wer von der gestrigen Vermarktungskooperation am meisten profitiert hat. Zunächst lag ja die Interpretation nahe, dass Premiere endlich sein Ziel erreicht hat.
Dies stimmt sicherlich auch, kann doch der Münchener Bezahlsender seinen Kunden nun die Bundesliga wieder anbieten und ist in den Netzen von Ish und Iesy mit seinen Paketen bis 2017 weiter dabei. Und vor allem für seine vielen Satellitenkunden hat Premiere wieder Bundesliga-Fußball im Programm.
Damit dürfte Premiere wieder attraktiver werden und wohl in absehbarer Zeit erneut schwarze Zahlen schreiben. Doch was haben Arena, Unity Media und vor allem die amerikanischen Investoren, die hinter Unity stehen, von diesem Deal? Betrachtet man die Gesamtkonstellation, dann kann sich auch das Ergebnis für Unity durchaus sehen lassen.
Zunächst einmal steigt die Verbreitung des Arena-Angebots durch die Arena-Plattform schlagartig an, womit auch Arena schneller die nötigen Abonnenten auf sich vereinen kann, um aus der Verlustzone zu gelangen. Vor allem gewonnen hat aber die Arena-Mutter Unity Media, die gleichzeitig mit der Arena-Kooperation den neuen Einspeisungsvertrag für Premiere in ihre Kabelnetze von Ish und Iesy ausgehandelt hat. Denn erstmals erhalten die Kabelbetreiber die Vermarktungsrechte an Premiere.
Auf Nachfrage von DIGITAL FERNSEHEN erklärte ein Premiere-Sprecher, dass man sehr froh darüber sei, dass Unity jetzt auch die Vermarktung übernehme. Dies ist jedoch zu bezweifeln, hat doch Premiere bisher immer davon profitiert, die Kundenbeziehungen in den eigenen Händen zu haben. Denn genau dies ist das wertvollste Pfand der Münchener: Die funktionierende Verbreitungsplattform. „Die Vermarktungsrechte sind nicht exklusiv“, stellte der Premiere-Sprecher klar, „und wir werden auch weiterhin unsere Angebote im Netz von Ish und Iesy vermarkten.“ Dennoch gibt Premiere die Neukunden, welche über ihren Kabelbetreiber buchen, aus der Hand.
Laut einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ will nun auch Kabel Deutschland die Kundenbeziehungen behalten – ein wichtiges Pfand für die Kabelbetreiber im Kampf um Triple-Play-Kunden gegen die Telekommunikationsunternehmen. Dies ist für Premiere schlecht, wird sich wohl aber nicht vermeiden lassen, denn der Kabelmarkt ist extrem wichtig. Gegenüber der „FTD“ gab Kofler dann auch zu, dass man sich bei Premiere darauf einstelle, „mehr und mehr Kundenbeziehungen abzugeben“. Noch bis zuletzt haben die Kabelanbieter Premiere Bandbreiten zum Festpreis vermietet – doch Ende 2007 laufen bzw. wären die Verträge ausgelaufen.
Neben den Kundenkontakten hat Unity noch ein weiteres Pfand erhalten, welches zukünftig von Interesse werden könnte – nicht nur aus kartellrechtlicher und Medienkonzentrationssicht. Teil der Abmachung ist, dass Unity nun über eine Schweizer Bank mit 16,7 Prozent an Premiere beteiligt und damit gleichzeitig größter Anteilseigner ist. Zwar beteuern beide Parteien, dass Unity auf dieses Aktienpaket weder zurückgreifen noch darüber Einfluss auf Premiere nehmen kann, doch der Fakt der Beteiligung steht zumindest erst einmal. Schon aus dieser Perspektive betrachtet kann Unity nicht als Verlierer der Vereinbarung gesehen werden. [lf]
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