Autorin des umstrittenen Framing Manuals Wehling ist schockiert

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Sprachwissenschaftlerin und Autorin des umstrittenen Framing Manuals im Auftrag der ARD, Elisabeth Wehling, weist die Kritik daran in gleich zwei großen Interviews zurück.

„Ich bin schockiert über die Vorwürfe. Vor allem, weil der Hintergrund völlig außer Acht gelassen wird“, sagte die Sprachwissenschaftlerin der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe 10/2019). In der „Süddeutschen“ vom Mittwoch fügte sie hinzu:

„Ich habe vor zwei Jahren ein internes Beratungspapier von knapp 90 Seiten erstellt. Das ist jetzt in die Öffentlichkeit gebracht worden, einzelne Stellen wurden dabei aus dem Zusammenhang gerissen und für eine Skandalisierung genutzt.“

Die eigentliche Idee sei gewesen, einzelne Begriffe in der ARD-Kommunikation zu analysieren und Alternativen aufzuzeigen. „Es war für nichts anderes gedacht als für die interne Verwendung.“

Derartige Positionspapiere sind in der freien Wirtschaft alltäglich. In diesem Fall verwundert vor allem die Kommunikationspolitik der ARD, die zuerst keine Stellung beziehen wollte, obwohl es anfangs mit einer schnellen aufklärenden Reaktion sicherlich noch möglich gewesen wäre, Wind aus der Debatte rauszunehmen. Die Plattform „netzpolitik.org“ hatte das Framing Manual vor rund zehn Tagen ins Internet gestellt, danach flog die Geschichte der ARD um die Ohren. Kritiker warfen ihr nach Bekanntwerden des Framing-Papiers vor, sie versuche die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu manipulieren und gebe Mitarbeitern Sprachregelungen vor.

„Das Papier wird instrumentalisiert für eine politische Skandalisierung“, sagte Wehling der „Zeit“. In der Diskussion darüber würden Inhalte aus dem Kontext gerissen. „So werden seit zwei Wochen aus einem knapp 90 Seiten langen Dokument nur drei, vier Stichworte debattiert. Da entstehen selbstverständlich Missverständnisse.“ In der „Süddeutschen“ wiederum wird die Sprachwissneschaftlerin bezüglich der Kritik an ihrer Arbeit noch etwas deutlicher:

„Ich habe noch nie einem Kunden vorgeschrieben, was er sagen soll. Das Papier ist eine Diskussionsgrundlage für die ARD, nicht weniger, nicht mehr.“Wehlings Berkeley Institute ist ein Ein-Frau-Unternehmen

Kritische Anmerkungen hatte es in der Diskussion über das Framing Manual auch zu Wehling selbst gegeben, etwa zu ihrem Berkeley International Framing Institute und ihrer Vergütung. Wehling hat an der US-Universität Berkeley in Linguistik promoviert und arbeitet dort als Wissenschaftlerin. Das Institut hat mit der Uni aber nichts zu tun.

„Ich weiß, derzeit kursieren viele verrückte Theorien. Aber alle meine Kunden wissen, das Berkeley International Framing Institute ist meine Marke, unter der ich Beratungen anbiete“, erklärte Wehling im „Zeit“-Interview. „Ein Institut mit Räumlichkeiten hat es nie gegeben und das wurde auch nie suggeriert.“

Im Gespräch mit dem Münchner Tagesblatt gibt Wehling zudem auch preis, wie sich ihr Honorar von 120.000 Euro zusammensetzt, über ebenfalls Entsetzen ausgelöst hatte: „Die Arbeit fand 2017 über mehrere Monate statt. Wie das ARD-Generalsekretariat ja mitgeteilt hat, belief sich die reine Projektarbeit auf 90.000 Euro. Weitere 30.000 Euro betreffen weiterführende Workshops.“

Zu der Kritik sagte Wehling: „Es hat mich fassungslos gemacht, als Wissenschaftlerin, Beraterin und Mensch auf einmal solchen Angriffen ausgesetzt zu sein.“[dpa/bey]

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