
Noch Ende Mai hatte die Konzernspitze von ProSiebenSat.1 das Angebot der Berlusconi-Familie klar abgelehnt. Doch nach der deutlichen Erhöhung der Offerte scheint sich jetzt eine Kehrtwende anzudeuten.
In der internationalen Bieterschlacht um ProSiebenSat.1 sendet der deutsche Fernsehkonzern jetzt offensichtlich positive Signale an die Berlusconi-Familie. Deren italienische Unternehmensgruppe MediaForEurope (MFE) hatte ihr Angebot an die Aktionäre zuletzt deutlich erhöht.
ProSiebenSat.1-Vorstandschef Bert Habets sagte über die «signifikant» erhöhte Offerte des italienischen Großaktionärs: „Wir glauben, dass dieses erweiterte Angebot klar widerspiegelt, dass MFE sich als langfristiger Investor nachhaltig in unserem Unternehmen engagieren will.“
Im Mai hatten die ProSiebenSat.1-Manager noch eindeutig empfohlen, das Angebot aus finanzieller Sicht abzulehnen. Die Offerte der Holding der Berlusconi-Familie sei nicht angemessen, hieß es damals in einer Stellungnahme.
Prüfung und konstruktive Gespräche angekündigt
Das Management werde jetzt die Details des veränderten Angebots sorgfältig studieren. Man werde dann zu Beginn der kommenden Woche eine Stellungnahme mit einer detaillierten Beurteilung der neuen MFE-Offerte veröffentlichen.
„Wir glauben, dass Partnerschaften wie die fortlaufende Zusammenarbeit mit MFE wichtig sind, um das Wachstum voranzutreiben“, sagte Habets. Man freue sich auf konstruktive Gespräche zum Wohl aller Beteiligten.
Italienischer und tschechischer Großinvestor im Wettstreit
Zurzeit tobt ein Übernahmekampf zwischen MFE und dem tschechischen Finanzinvestor PPF. Die Holding der Berlusconi-Familie bietet seit dieser Woche 1,3 eigene Anteile je Aktie statt bisher 0,4. Das gilt zusätzlich zum Barangebot von 4,48 Euro je Aktie. Damit steige der Wert auf 8,62 Euro je ProSiebenSat.1-Aktie, hieß es.
Die Annahmefrist läuft weiter bis zum 13. August. Davor hatte der Großaktionär nur den gesetzlichen Mindestpreis geboten. Die Berlusconi-Holding hielt nach letzten Angaben knapp 30,1 Prozent der Stimmrechte von ProSiebenSat.1.
Konkurrent PPF bietet derzeit 7,00 Euro je Aktie, um seinen Anteil von 15 auf bis zu 29,99 Prozent auszubauen. Bei dem Bieterwettstreit geht es um den Einfluss der Großaktionäre auf das Unternehmen. Habets sagte, der Dialog sowohl als auch mit MFE und PPF sei „sehr konstruktiv“.
Text: dpa / Redaktion DF: mw
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