Breitband-Problem bei VoD: „Zu geringe Kapazitäten skandalös“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Fernsehzuschauer, die via Internet TV-Inhalte über einen Video-on-Demand (VoD)-Anbieter abrufen, stoßen zum Teil jetzt schon an Grenzen der Geschwindigkeit des Infrastrukturbetreibers – und das nicht nur auf dem Lande. Für Prof. Dr. Jo Groebel, Leiter des Deutschen Digital Instituts in Berlin, gehören diese Kapazitätsprobleme bei VoD in den Forderungskatalog für die digitale Agenda der Bundesregierung.

In Deutschland steht man erst am Beginn eines Marktes für Videoangebote auf Abruf. Dabei mag mancher Zuschauer zufrieden durchatmen in der Gewissheit, dass er mit bis zu 50.000, mit bis zu 100.000 oder gar mit bis zu 200.000 Mbit/s schon sehr gut infrastrukturell an das Internet angebunden ist und sein Video-on-Demand immer in bester HD-Qualität gucken kann, ruckelfrei und ohne Qualitätseinbußen.

Aber die Realität in deutschen Wohnzimmern sieht vielfach anders aus, denn selbst bei einem 50.000er Anschluss kommt nicht immer HD-Genuss über VoD auch im Wohnzimmer an. Viele Zuschauer wundern sich, wenn die eingestellte HDTV-Verbreitung plötzlich und ohne Vorwarnung in eine SDTV-Variante wechselt oder auch nur bemerkt wird, dass sich die Brillanz der Farben oder die Schärfe des Bildes in einer Szene des Filmes ändert und damit der gewünschte Kinofilm oder die Lieblingsserie doch nicht mehr komplett in lupenreinem HDTV geschaut werden können.

Ärgern kann sich darüber auch Medienexperte Prof. Dr. Jo Groebel vom Deutschen Digital Institut in Berlin: „Dass in Deutschland die Breitbandinfrastruktur immer noch weit von einer Sättigung oder auch nur flächendeckenden Verbreitung entfernt ist und sie immer noch zu geringe Kapazitäten bietet, ist bekannt und skandalös.“

Die Internetnutzer kennen das Thema seit Jahren: „Bis zu…“ heißt bekanntlich nicht immer, dass diese Internet-Geschwindigkeit garantiert wird. Beim Öffnen einer Website oder bei einem Download einige Sekunden länger zu warten, nahmen die Kunden oft ohne Murren in den letzten Jahren zwangsläufig in Kauf. Beim Fernsehen reagieren die Zuschauer nun häufig etwas gereizter, wenn es ruckelt oder HDTV-Qualität nicht mehr gewährleistet ist.

Wie wichtig Bandbreite beim Thema VoD ist, weiß auch Medienexperte Groebel. Im Gespräch mit der DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER geht der Leiter des Deutschen Digital Instituts sogar so weit, dieses Problem auf die Tagesordnung der Bundeskanzlerin heben zu wollen: „Diese Kapazitätsprobleme auch für VoD gehören durchaus in den Forderungskatalog für die digitale Agenda der Bundesregierung. Hoffen wir einmal, dass nach Jahrzehnten von Deklarationen nun endlich Taten folgen werden“, so Groebel weiter. Seiner Meinung nach müsse die audiovisuelle Branche als wichtiger Marktfaktor eine bedeutsame Stimme bei der Forderung nach einer deutlichen Infrastrukturverbesserung in Deutschland haben.
Das komplette Interview mit dem Leiter der Deutschen Digital Instituts in Berlin sowie noch mehr Informationen zu möglichen Geschäftsmodellen, Chancen und Risiken der aktuellen Marktsituation bietet die DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER, die es im Abo (E-Mail: Vertrieb@auerbach-verlag.de) und per App für iOS und Android gibt. [th]

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32 Kommentare im Forum

  1. AW: Breitband-Problem bei VoD: "Zu geringe Kapazitäten skandalös" Der einzige Dienst, bei dem ich auf skandalöse Kapazitätsprobleme stoße ist SkyGo. Weder bei meiner Internetleitung noch bei der VoD-Konkurrenz
  2. AW: Breitband-Problem bei VoD: "Zu geringe Kapazitäten skandalös" Stefan Niggemeier | Jo Groebel
  3. AW: Breitband-Problem bei VoD: "Zu geringe Kapazitäten skandalös" Nein, das ist so nicht korrekt. Beispielsweise sind Einbrüche auch häufig bei Netflix zu beobachten. Trotz sehr gutem Anschluss (100 Mbit/s) passiert es, dass ein Film oder eine Serie zuerst problemlos in HD startet, dann aber mitten in der Wiedergabe unvermittelt auf SD oder sogar darunter geschaltet wird. Das merkt man selbstverständlich an einer deutlich schlechteren Auflösung. Mehrfach beobachtet. Das liegt dann nicht am eigenen Anschluss sondern an Engpässen im ausliefernden Rechnezentrum. Bye, Mike
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