Deutschland hat ein HD-Problem

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leipzig – Experten diskutierten auf dem Medientreffpunkt Mittelpunkt die immer noch schleppende Einführung des hochauflösenden Fernsehbildes in Deutschland.

Seit vergangenem Jahr habe sich wenig getan, auch, auch wenn HDTV „salonfähig“ geworden ist, wie Susanne Dönitz, Geschäftsführerin der Ottonia Media GmbH, feststellte. Doch was in anderen Ländern wie den USA oder Japan aufgrund politischer Festlegungen längst Standard ist, lässt hierzulande weiter auf sich warten. Ein Ende ist nicht abzusehen. Ein politischer Wille, HDTV voranzubringen, scheint ebenso wenig vorhanden wie die Bereitschaft dazu bei den der großen Sendeanstalten. Andreas Bereczky (ZDF) etwa konnte die Haltung von ARD und RTL nicht verstehen.
 
Bereczky wies auf weitere Probleme hin. So seien von rund 38 Millionen TV-Haushalten in Deutschland erst 5,8 Millionen digital. Zudem sei nicht einmal das 16:9-Bild durchgesetzt, was der erste Schritt zum HDTV sei. ARD und RTL verweigerten sich, verwiesen auf zu wenige entsprechende TV-Geräte und fehlenden Willen beim Zuschauer, eine Zeit lang schwarze Balken an den Bildrändern zu akzeptieren.
 
„Das ist der Zustand in dieser Republik“, sagte Bereczky. Das ZDF sei entschlossen, so bald wie möglich in 16:9 zu senden. Bereits für den Confederations Cup in diesem Jahr sei dies angestrebt gewesen, an der Haltung der anderen aber gescheitert. Für 2006 hoffe man nun auf die ARD. Eine zeitweilig simultane Übertragung in HD und im alten Format sei jedoch zu teuer. Sie könne leicht doppelt bis dreimal so viel kosten.
 
Dönitz, die das 16:9-Problem für vorgeschoben hält, macht trotzdem einen langsamen Sinneswandel bei den Sendern aus. Sie äußerte auch Verständnis für deren Probleme und hoffte, dass sich HD im Rahmen normaler Investitionszyklen bei Produktionstechnik und Anlagen durchsetze. Der Übergang sei logisch, so wie es der von der Filmkamera zu digitalen gewesen sei. Jörg Pieper von Sony Deutschland sieht den Endverbraucher derweil schon weiter. Viele hätten bereits HD-fähige Bildschirme. Der Druck werde, anders als bei früheren technischen Neuerungen, vom Kunden kommen;und was für Premiere wegen der besseren Bilder ein lohnendes Geschäft sei, könne auch für die öffentlich-rechtlichen Sender gelten.
 
Bereczky bestätigte, das auch beim ZDF bereits im HD-Standard produziert werde. Eine dauerhafte Nutzung sei vorgesehen. Gebührengelder für eine HD-Einführung zu beantragen, lehnte er aber ab, da es für ARD und ZDF keinen Auftrag gebe, Industriepolitik zu machen. Bis 2008 gebe es für HDTV jedenfalls nichts, und ein anderer politischer Wille sei nicht zu erkennen. [mg]

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