Digitalsender: ARD sucht Gespräch mit Ministerpräsidenten

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Seit Monaten sind die Digitalkanäle der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten ein heiß diskutiertes Thema in der Politik. Forderungen nach Einschränkungen oder gar nach einer Abschaffung der digitalen Ableger ist die ARD in ihrer Intendanten-Sitzung am Dienstag entgegen getreten und hat Gespräche mit den Ministerpräsidenten angekündigt.

Schon für Juli sei ein Treffen mit den Ministerpräsidenten von Sachsen und Rheinland-Pfalz, Stanislaw Tillich (CDU) und Kurt Beck (SPD) geplant, um über die Zukunft der bislang nur digital ausgestrahlten ARD-Programme zu beraten. Nach Angaben von MDR-Intendantin Karola Wille schlägt Sachsen die Streichung aller bisherigen Digitalsender vor; auch Beck hat bereits mehrfach gefordert, über die Zahl der Digitalsender von ARD und ZDF nachzudenken. Doch sei es wichtig, für alle Teile der Gesellschaft Angebote zu unterbreiten. Dazu gehöre auch die Diskussion über „einen griffig-jungen Kanal“, sagte Wille. „Die Gespräche werden zu führen sein und wir werden sehr gespannt sein, wie sie ausgehen.“

Die ARD will das junge Fernsehpublikum nicht den Privatsendern überlassen und plant deswegen, einem ihrer Digitalsender ein neues Profil zu geben. Dabei gehe es aber nicht um den Aufbau eines speziellen Jugendkanals, sondern, „wenn überhaupt, um einen jungen Kanal“, sagte die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel am Dienstag. Im vergangenen Jahr hatte Piel die Schaffung eines eigenen Jugendkanals der ARD vor allem aus finanzieller Sicht abgelehnt. Dem „Handelsblatt“gegenüberhatte MDR-Intendantin Karola Wille den Jugendsender wieder ins Spiel gebracht. Entgegen des Berichtes soll der Kanal aber vom MDR nur unterstützt werden. Federführend sei der SWR, der sich wie bei den bisherigen Plänen das ZDF als Partner wünscht.
 
Sachsen-Anhalt signalisierte bereits Zustimmung zu Plänen, die Programme und Online-Angebote der ARD für junge Menschen attraktiver zu machen. Information, Bildung und Kultur seien die Kernkompetenzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Wer nichts wisse, könne in der Wissensgesellschaft nicht mitwirken, erklärte der für Medien zuständige Chef der Magdeburger Staatskanzlei, Rainer Robra (CDU), laut einer Mitteilung. „Deswegen wird die ARD nicht umhinkommen, sowohl ihr Hauptprogramm ‚Das Erste‘ deutlich zu verjüngen als auch eine Entscheidung zu einem trimedialen Jugendkanal zu treffen“, sagte er. Zu dessen Finanzierung schlug Robra vor, vom Publikum wenig beachtete Digitalprogramme einzustellen sowie mit dem ZDF zu kooperieren. Derzeit betreibt die ARD die Digitalkanäle Eins Plus, Eins Festival und tagesschau24; das ZDF hat ZDFneo, ZDFinfo und ZDFkultur im Angebot.
 
Im Streit mit den Zeitungsverlagen um Informationsangebote im Internet setzt die ARD ungeachtet der schwebenden gerichtlichen Auseinandersetzung auf Einvernehmen mit den Printmedien. „Wir sind weiterhin ganz stark an einer Vereinbarung mit den Verlegern, an einem Interessensausgleich interessiert“, betonte Piel. Beide Medien könnten dort ihren Platz finden und ihr jeweils spezifisches Publikum erreichen. Nach Angaben von NDR-Intendant Lutz Marmor laufen auf regionaler Ebene die Gespräche dazu weiter. „Bei allen Interessengegensätzen gibt es auch viele Gemeinsamkeiten zwischen Presse und öffentlich-rechtlichem Rundfunk in einer immer unübersichtlicher werdenden Konkurrenzlandschaft“, sagte er.
 
Große deutsche Zeitungsverlage hatten gegen die «Tagesschau»-App der ARD geklagt, weil sie das mit Gebühren finanzierte Informationsangebot als unfaire Konkurrenz sehen. Nachdem die Verleger den Sendeanstalten vorgeworfen hatten, sich nicht an getroffene Absprachen zu halten, geht der Streit nun in eine neue Runde. Am 19. Juli soll das Landgericht Köln über eine modifizierte Anklage beraten.
 
Die Intendanten verständigte sich in Schwerin darauf, die beiden Rundfunkarchive an einem Standort zusammenzuführen. Bislang sind die historischen Materialien West in Frankfurt/Main, die aus der früheren DDR in Potsdam-Babelsberg untergebracht. Bis zum Jahre 2020 solle die digitale Erfassung weitgehend abgeschlossen sein und auch eine Entscheidung zum Standort fallen, sagte HR-Intendant Helmut Reitze. [dpa/rh]

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13 Kommentare im Forum

  1. AW: Digitalsender: ARD sucht Gespräch mit Ministerpräsidenten Ach, die ARD soll Kurt Beck einfach mit ihren GEZ-Einnahmen die nächste Geburtstagssause oder Goldene Hochzeit bezahlen und dann wird Herr Beck schon kompromissbereit sein. Hat beim ZDF damals ja auch geklappt: Kurt Beck läßt sich seine Geburtstagsfeier vom ZDF bezahlen.
  2. AW: Digitalsender: ARD sucht Gespräch mit Ministerpräsidenten Aber der neuste Audi , muß dann aber auch noch sein und kostenfrei Tanken bis Lebensende .
  3. AW: Digitalsender: ARD sucht Gespräch mit Ministerpräsidenten Was heisst denn geklappt? Zu welchem Kompromiss war Kurt Beck denn nach der Geburtstagsparty bereit, den er vorher verweigert hat?
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