Frankfurt/Main – Bulle und Bär dösen an diesem Wochenende vor dem Gebäude der Deutschen Börse AG auch still vor sich, wie jedes Mal außerhalb der Handelszeiten.
Das Gleiche sollte auch für den erst im Februar dieses Jahres neugestalteten Handelssaal gelten, doch an diesem Wochenende, insbesondere am Sonntag, ist das völlig anders. Da steppt der Bär.
Der Grund für das emsige Treiben: Die Deutsche Börse AG modernisierte nicht nur den Handelssaal mit Millionenaufwand, sie ließ auch eine Vielzahl von LCD-Bildschirmen einbauen, auf denen die Kursmakler und Broker die neuesten Notierungen der Aktien und Werte verfolgen können.
Nachdem die HD+TV in ihrer letzten Ausgabe über ein Einbrennproblem bei LCD-Bildschirmen berichtete, machte sich beim Börsenvorstand, so berichten Insider, helle Aufregung breit, denn der Handel mit Aktien, Futures und Optionen ist in Gefahr. Der Grund dafür liegt in den verbauten LCD-Bildschirmen, die die Kursnotierungen anzeigen.
Normalerweise kann sich das Bild bei einem Flüssigkristallbildschirm (LCD: Liquid Crystal Display) nicht einbrennen, allerdings entsteht bei langer Nutzung und Darstellung ein und desselben Bildes eine Art „Geisterbild“, das in seinem Aussehen an die Einbrennbilder konventioneller Plasma-TVs erinnert.
Je länger eine LCD-Zelle im angeregten Zustand ohne Unterbrechung bleibt, desto träger wird sie, wenn die Anregespannung wegfällt (LCD-Memory-Effekt). Sie geht dann nicht mehr vollständig in ihren Ruhestatus zurück und lässt noch einen Teil des Lichtes passieren, was zu diesen Einbrenn-Erscheinungen führt.
Genau dieser Effekt bereitet den Marktteilnehmern an der Börse Kopfzerbrechen, wie ein Insider der Redaktion mitteilte: Sollte für eine Aktie noch ein alter – weil eingebrannter – Wert angezeigt werden, obwohl die Kursmakler im freien Spiel zwischen Angebot und Nachfrage bereits einen anderen Wert ermittelt haben, dann führt das bei Käufern wie Verkäufern zu heftigen Irritationen.
Dieses Risiko wollte der Vorstand der Börse offenbar ausschalten. So werden am ersten Tag im April die kompletten LCD-Bildschirme gegen klassische Röhrengeräte und 70-Zoll-Rückprojektionsfernseher ausgetauscht. Die Hersteller von Rückprojektionsfernsehern jubeln ob des unerwarteten Großauftrages bereits und warten mit Spannung auf die Handelseröffnung am Montag. Die Kursnotierungen bei Börsenöffnung werden – im Gegensatz zu manchen LCD-Anzeigen – auf jeden Fall keine „Geisterbilder“ sein. [lf]
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