„Empörungsdemokratie“: Medienwissenschaftler kritisiert Internet

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Smartphones und mobiles Internet verändern die Massenmedien – denn sie verlieren dadurch an Meinungshoheit. Medienwissenschaftler Pörsken kritisiert die Entwicklung zur „Empörungsdemokratie“ stark – obwohl er ihr auch etwas gutes abgewinnen kann, wie er meint.

Medienwissenschaftler Professor Bernhard Pörksen sieht Deutschland angesichts der wachsenden Bedeutung des Internets auf dem Weg in eine „digitale Empörungsdemokratie“. Jeder könne mit einem Smartphone Themen bekanntmachen, Massenmedien verlören daher zunehmend ihre Deutungshoheit, sagte Pörksen am Freitag auf dem sogenannten Content-Gipfel zum Abschluss der Medientage München. Früher hätten wenige Meinungsprofis bestimmen können, was wichtig werde. Das habe sich geändert.

„Die Gesellschaft verwandelt sich eine Erregungsgesellschaft“, sagte Pörksen. Der Wettbewerb werde zunehmend durch die Lautstärke und das Spektakel geprägt. „Und alles wird für alle sichtbar.“ Es regiere nicht mehr eine zentrale Medienmacht. „Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht“, sagte Pörksen. [dpa/hjv]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: "Empörungsdemokratie": Medienwissenschaftler kritisiert Internet Hauptsache die "staatstragenden" Medien behalten die Meinungshoheit! Hauptsache die wählen aus, wer, was, in welcher Form veröffentlicht! Von einem 43-jährigen Professor, der "mitten im Leben" steht und sich mit der Materie beruflich beschäftigt (Uni Tübingen), sollte man etwas mehr Weltoffenheit erwarten können! Dass der Verlust der Meinungs-, aber auch der sich daraus ergebenden Deutungshoheit nicht allen gefällt, liegt auf der Hand. Es gab schon viele Versuche (und wird es auch in Zukunft geben), den freien, ungefilterten, unzensierten Fluss an Informationen einschränken oder unterdrücken zu wollen. Sie sind dank des dezentral organisierten Internets und des sich aufbauenden massiven Widerstands bisher alle gescheitert. Hoffentlich bleibt es so! Es gibt zwar Länder wie Nordkorea, China oder der Iran (aber auch andere Staaten) die den Zugang für ihre Bürger ganz oder teilweise verwehren, aber die dafür notwendigen technischen und finanziellen Resourcen und Manpower stehen in keinem Verhältnis zu den Einschränkungen und gehen massiv zu Lasten der heimigen Wirtschaft. Nun, in Zeiten des Internets und kleiner, mobiler Empfangsgeräte ist das Unterdrücken von Informationen noch schwieriger geworden, wie die Ereignisse in der arabischen Welt seit zwei Jahren zeigen. Insbesondere am Beispiel Syrien zeigt sich wie wichtig das Internet geworden ist, wenn herrschende Regime den Meinungsfluss massiv beschränken. Wie seriös die von Privaten weitergegebenen Informationen sind steht aber auf einem anderen Blatt! Die Äußerungen dieses "Medienwissenschaftlers" zeigen ein gefährliches Verständnis von Demokratie! Demokratie scheint für ihn zu sein, dass eine Minderheit bestimmt, was wichtig ist oder nicht oder wie es zu interpretieren ist. Ist so etwas überhaupt noch Demokratie...? Dies scheinen insbesondere Abgeordnete vergessen zu haben! Heißt es nicht, dass alle Macht vom Volke ausgeht und durch ihre Repräsentanten ausgeübt wird? In Wirklichkeit wird Politik doch von einer kleinen Clique "wichtiger" Politiker in Hinterzimmern gemacht und den "Volks"vertretern zum Abnicken vorgelegt! Siehe die Diskussionen, wer über den deutschen Anteil an dem Euro-Rettungsfonds ESM entscheiden soll. Erst zwei SPD-Abgeordnete erstritten ein -in meinen Augen- wenig überzeugendes Wischi-Waschi Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu mehr Mitspracherechten des Bundestages. Die Menschen registrieren diese und andere Handlungen ihrer "Volksvertreter" sehr genau und sind, wenn man die Wahlbeteiligung als Maßstab heranzieht, nicht zufrieden. Die Folge: sie wenden sich zunehmend ab und gehen nicht mehr wählen. Oder wenn, dann erhalten andere Parteien (egal welcher Coleur) ihre Stimmen. Oder sie geben ungültige Stimmen ab. Mit dem Internet hat jeder die Möglichkeit seine persönliche Meinung (fast) ungefiltert anderen mitzuteilen. Dies zeigt ein weitaus realistischeres Meinungsbild als jede zweifelhafte "repräsentative" Meinungsumfrage, die noch dazu häufig zu unterschiedlichen Ergebnissen zu ein und demselben Thema kommen. Und jeder selbstberufene Politiker interpretiert solche Daten natürlich im eigenen Sinne... Insoweit kann ich nur hoffen, dass uns das Internet in dieser Form der unmittelbaren Meinungsäußerung (siehe z.B. auch dieses Forum) erhalten bleibt. Jede veröffentlichte Meinung ("Leserbrief") z.B. in einer Zeitung oder Zeitschrift ist nur so gut wie der sie aussuchende Redakteur (eigene Meinung, eigene soziale, politische Einstellung, usw.) es zuläßt, vor allem, wenn der "Leserbrief" gekürzt wiedergegeben wird! Und dadurch möglicherweise den Inhalt verfälscht oder verfälschen könnte...
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