Nürnberg – Bis 2010 möchte Grundig Intermedia wieder zu alter Stärke zurückgefunden haben: Dann soll der Umsatz bei einer Milliarde Euro liegen – eine Verdopplung zum derzeitigen Stand.
Dies sagte der Geschäftsführer Hans-Peter Haase im Interview mit der „Financial Times Deutschland“. Der vor nicht ganz einem Jahr zu Grundig Intermedia gestoßene Manager hat seine Ankündigung der letzten IFA wahr gemacht und ist einen harten Sanierungskurs gefahren.
Allem Anschein nach hat dieser Plan gefruchtet: Wie Haase gegenüber der „FTD“ berichtete, soll die Sanierung des Traditionsunternehmens Ende 2007 abgeschlossen sein und das Umsatzziel von 500 Millionen Euro erreicht werden. Dafür war es auch notwendig, im vergangenen Winter 20 Prozent der Grundig-Belegschaft zu entlassen.
Doch ob Grundig so schnell wieder Marktanteile vor allem im Geschäft mit Flachbildfernsehern gewinnen kann, ist fraglich. Ein Hauptgrund hierfür ist der in den letzten Jahren stark gesunkene Ruf der Marke Grundig. Bis 2010 in Deutschland eine Milliarde Euro umzusetzen – zum Vergleich: Marktführer ist derzeit Philips mit einer Milliarde Euro – dürfte deswegen schwierig werden.
Die Marke wurde vor allem von einem der beiden Investoren, dem türkischen Elektronikkonzern Beko, in Gefahr gebracht. Beko brachte seine Geräte unter dem Namen Grundig auf den Markt und verärgerte so Kunden und Fachhandel. Mittlerweile konnte Haase durchsetzen, dass eine eigene deutsche Qualitätssicherung in den türkischen Breko-Werken über die Qualität der Grundig-LCDs wacht. Das Grundig-Fertigungsband ist jetzt eine Fabrik in der Fabrik.
Darüber hinaus ist die LCD-Marktsituation derzeit in Deutschland sehr schwierig: Aufgrund eines extremen Preiskampfs fallen die Preise pro Jahr um 20 bis 30 Prozent. Außerdem kann Grundig laut GfK-Zahlen nur auf einen Marktanteil von 1,9 Prozent an Erlösen verweisen und liegt damit weit abgeschlagen auf Platz zehn.
So ist es im Übrigen auch noch nicht sicher, ob Grundig Intermedia in diesem Geschäftsjahr kein negatives Ergebnis einfährt. Ziel war es, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen, doch im Falle eines erneuten Verlustes würden die Investoren erneut einspringen, versicherte Haase gegenüber der „FTD“.
Grundig möchte in Zukunft das mittlere und gehobene LCD-Preissegment bedienen. Dabei solle vor allem die Vertrautheit der Marke Grundig helfen, die in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 95 Prozent besitze. „Die Marke Grundig hat noch immer Kraft“, so Haase gegenüber der „FTD“. [lf]
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