Leipzig – Über ihre Kompetenzen hinaus gehe die EU-Kommission bei ihrem Versuch, DVB-H als alleinigen Handy-TV-Standard in Europa durchzusetzen. Dieser Meinung ist Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM).
Damit schließt sich die SLM der Kritik des Deutschen Bundesrats an. „Die EU macht hier etwas, was sie nicht machen sollte“, kritisiert Deitenbeck die EU-Unterstützung von DVB-H als alleinigen Handy-TV-Standard auf Nachfrage von DIGITAL FERNSEHEN.
„Wir haben bislang immer großen Wert auf Technologieneutralität gelegt und sehen auch erhebliche Vorteile in der Parallelnutzung der Handy-TV-Standards DVB-H und DMB“, verdeutlichte der SLM-Geschäftsführer seine Position.
So sei Digital Multimedia Broadcast (DMB) für ländliche Gebiete hervorragend geeignet, da hier eine kostengünstige Ausstrahlung über die bereits vorhandenen Digitalradio-Frequenzen möglich ist. „DVB-H lohnt sich“, so Deitenbeck weiter, „vor allem in den Ballungszentren. Denn hier muss das Sendenetz erst aufgebaut werden, was sehr teuer ist.“
Gleichzeitig konnte der SLM-Geschäftsführer Entwarnung geben: „Auf das laufende Lizenzvergabe-Verfahren für DVB-H hat diese Diskussion keinen Einfluss.“ Der Sendestart von Handy-TV via DVB-H pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft ist also nicht gefährdet.
Am 16. Oktober wollen sich die Landesmedienanstalten in Berlin zu einer Sondersitzung treffen, auf der letzte Fragen zu den Bewerbungen geklärt werden sollen. „Nach dem 16. Oktober gehen wir davon aus, dass wir über die Lizenzvergabe entscheiden können“, so Deitenbeck. Derzeit liege den Bewerbern ein Fragekatalog vor, der letzte entscheidende Punkte für die Landesmedienanstalten klären soll. [lf]
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