Kartellamtspräsident will Pay-TV-Wettbewerb erhalten

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Bonn – Auf den ersten Blick erscheint es abstrus: Das Kartellamt wird wohl zulassen, dass Arena geschlossen wird, und damit die Monopolstellung auf dem deutschen Pay-TV-Markt wiederherstellen – zumindest vorerst.

„Was sich jetzt abzeichnet, ist nicht ideal, aber allemal besser als das Agreement“, sagte der Präsident der Wettbewerbsbehörde, Bernhard Heitzer, am Dienstag in Bonn. In verzwickten Situationen braucht es anscheinend auch unangenehme Entscheidungen: So sieht das Kartellamt wohl lieber ein kurzfristiges Monopol, als einen langfristig aufgeteilten Markt.

Nach Einsicht in die Kooperationsverträge zwischen Arena und Premiere vom Februar äußerte sich Heitzer erstmals öffentlich. Er nannte diese Vereinbarung ein „Alpha-Agreement“ und bemängelte deutlich wettbewerbswidrige Absprachen. Mit der ursprünglichen Vereinbarung „hätte eine weitgehende Marktaufteilung und Marktabschottung stattgefunden“, so der Kartellamtspräsident. Premiere hätte damit den Satellitenbereich dominiert, Unitymedia den Kabelbereich. Die wahrscheinliche Folge wäre laut Heitzer eine „weitgehend einheitliche Preis- und Programmgestaltung“ gewesen. Anders gesagt: Ein Wettbewerb hätte nicht mehr stattgefunden. „Das wurde von uns abgelehnt“, erklärte der Kartellamtspräsident.
 
Mit dem neuen Vorschlag von Unitymedia und Premiere hat nun das Kartellamt die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder man nimmt dieses Angebot an und unterbindet damit die Kooperation – dann gibt Unitymedia auf und die Monopolstellung ist wieder hergestellt – oder aber man lässt die beiden Pay-TV-Anbieter gewähren und den Markt untereinander wettbewerbswidrig aufteilen (die Kooperation vom Februar). Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen, soll aber bis Anfang nächster Woche nachgereicht werden. Doch ist aus den Aussagen Heitzers bereits eine Tendenz hin zur Genehmigung der Sublizenzierung herauszuhören.

Auf die Frage, ob Arena erhalten bleiben soll, antwortete der Kartellamtspräsident mit: „Wir wollen auf jeden Fall für die Zukunft den Markteintritt offen halten.“ Will sagen: Man ist anscheinend eher dazu bereit, Arena zu opfern und ein Premiere-Monopol entstehen zu lassen, als eine Marktaufteilung zu erlauben. Denn die Marktaufteilung wäre letztlich schlechter für den deutschen Pay-TV-Markt als ein derzeitiges Monopol unter Aufrechterhaltung der Möglichkeit, dass irgendwann ein neuer Marktteilnehmer die Premiere-Dominanz angreifen möchte.
 
Der langfristige Wunsch des Kartellamts bleibt auch weiterhin, zwei unabhängige Satellitenbetreiber und zwei unterschiedliche Kabelanbieter zu erhalten, damit der Qualitäts- und Preiswettbewerb gewährleistet ist. Deswegen könnte Heitzer mit der sich abzeichnenden Lösung laut eigenem Bekunden leben. Ob sich jedoch nach dem gescheiterten Versuch von Unitymedia so schnell wieder jemand traut, die Premiere-Dominanz anzugreifen, ist eine ganz andere Frage. [lf]

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2 Kommentare im Forum
  1. AW: Kartellamtspräsident will Pay-TV-Wettbewerb erhalten Mal ganz ehrlich: Es wurde immer gesagt, in Deutschland ist nur Platrz für ein Pay-TV. Das wurde durch Arena eindruckvoll bewiesen. Selbst mit der Bundesliga ging das nicht auf. Die Langzeitverträge von Premiere mit den Studios machen alternative Plattformen fast unmöglich. Aktuelle Filme, Serien und Fußball und ein langer Atem, nur so funktioniert das. Solange die Hauptinhalteanbeiter (Studios, UEFA und DFL) exklusiv ihre Inhalte verkaufen, kann kein Wettbewerb entstehen. Und wenn nur zum NAchteil des Kunden, wenn er drei verschiedene Decoder braucht. Warum setzt man nicht da an, bei den Inhalten. Beim Sender ist es viel zu spät.
  2. AW: Kartellamtspräsident will Pay-TV-Wettbewerb erhalten Mal ganz von vorne gefragt: Wo war das Kartellamt, als die Bundesligarechte an ein (quasi) Kabelunternehmen verkauft wurde? Warum schritt man da nicht so großartig ein und entscheidet sich jetzt lieber zwischen "Pest und Cholera"?
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