Langheinrich: „Rundfunk ist noch nicht am Ende“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Stuttgart/Mannheim – Der Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), Thomas Langheinrich, glaubt weiterhin an Radio und Fernsehen.

Das sagte Langheinrich in einer Pressemitteilung. Bei der Vorstellung der aktuellen JIM-Studie (Jugend Information Multimedia) in Mannheim sagte Langheinrich, „die Gretchenfrage für die Weiterentwicklung von Radio und Fernsehen wird sein, ob die in der Jugend gelernte aktive und non-lineare Nutzung der Medien auch in späteren Jahren beibehalten wird oder ob auf Grund veränderter Lebenssituation und Zeitbudget vermehrt wieder lineares Radio und TV konsumiert wird.“
 
Um diese Frage zu klären, seien in den nächsten Jahren weitere Studien nötig. Auch bei einer zunehmenden interaktiven Nutzung von Internet und Bewegtbild-Angeboten im Web dürfe nicht voreilig das Totenglöckchen für den linearen Rundfunk geläutet werden.

Die JIM-Studie, die vor zehn Jahren von der LFK, der Rheinland-Pfälzischen Landesmedienanstalt (LMK) und dem Südwestrundfunk (SWR) ins Leben gerufen wurde, liefert jährlich aktuelle Daten zum Umgang von zwölf- bis 19-Jährigen mit Medien und Information und gehört mittlerweile zu den wichtigsten Studien in Deutschland, so die LFK.
 
Neben einer aktuellen Standortbestimmung weise sie aktuelle Planungsdaten für alle Medienschaffenden aus. Die LFK nutzt darüber hinaus die Daten, um mit Partnern geeignete Projekte ins Leben zu rufen, die dieMedienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen fördern.
 
Die Schreckensmeldung über den Selbstmord eines Jugendlichen vor laufender Webcam und Internet-Community sei nach Auffassung von Langheinrich ein Extremfall, der nicht für einen generellen Verfall der Werte durch das Internet stehen könne. „Er zeigt uns aber, dass wir nicht zur Tagesordnung übergehen dürfen“. Die JIM-Studie helfe, genauer hin zu schauen, um tatsächliche Trends frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
 
So hatte die LFK aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Handys und zahlreicher Meldungen über den Missbrauch von Handytechnologie entschieden, mit Handysektor eine Seite für Jugendliche anzubieten, die ihnen direkt Informationen und konkrete Tipps rund um das Handy liefert (www.handysektor.de). Die Erkenntnisse über die zunehmende Nutzung von Chat und Instant Messengern führten zu einer Kooperation mit Jugendschutz.net mit dem Internetangebot www.chattenohneRisiko.de.
 
Langheinrich wies darauf hin, dass es eine wichtige Aufgabe der Medienpädagogik sei, Kinder und Jugendliche bereits früh für den verantwortlichen Umgang mit den eigenen Daten zu sensibilisieren. Denn durch die zunehmende aktive Beteiligung an Chats, Netzwerken und Social Communities stellten die Jugendlichen viele persönliche Informationen ins Netz. „Das eigene Leben wird so zum offenen Buch und das Internet vergisst nie.“
 
Vor zehn Jahren hat die LFK gemeinsam mit der LMK und dem SWR die Langzeitstudie JIM ins Leben gerufen. Ziel sei es gewesen, die 1998 aufkommende Diskussion über die Mediennutzung und das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen mit objektiven Daten zu versachlichen.
 
„Insbesondere die ’neuen‘ Medien Computer und Internet, aber auch das Handy brachten eine ungeheure Dynamik in die Medienwelt von Jugendlichen“, so die LFK. Seit 1998 würden die vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (MPFS) erhobenen Daten nicht nur den Landesmedienanstalten und Rundfunkveranstaltern als Planungsinstrument dienen, sondern auch anderen Verantwortlichen in Medien, Schule, Politik, Erziehung und Prävention als wichtige Arbeitsgrundlage und Basisinformation. [ar]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: Langheinrich: "Rundfunk ist noch nicht am Ende" Das Radio wird es noch lange geben. Ich halte das Radio für das wichtigste Medium schlicht weg mit einer noch langen Zukunftsaussicht.
  2. AW: Langheinrich: "Rundfunk ist noch nicht am Ende" Fernsehen während des Autofahrens ist sogar verboten. Aber auch beim Kochen kann das Essen während man eine spannende Stelle im TV verfolgt anbrennen. Lesen oder Basteln lenkt entweder vom Geschehen auf dem Bildschirm ab oder man muss ständig die letzte Stelle im Buch, evtl. eBook wiederfinden - ausser man liest mit dem Finger unter dem aktuellen Wort, wie es auch ein kleines Kind beim Lesenlernen macht. Unter der Dusche will ich mich auch nicht auf einen Dampfbeschlagenen Bildschirm konzentrieren, vor allem nicht, wenn das Shampoo in den Augen brennt. Und über Fernsehen während des Essens können Ernährungsberater ganze Bücher schreiben. Trotzdem will man bei den ganzen eben genannten Tätigkeiten nicht nur Musik vom Lieblingsinterpreten hören, sondern auch aktuelle Nachrichten, Reportagen zum Tagesgeschehen oder Lokale Infos über Hochwasser, Fischschwärme, Reblaus, Schneestand, neue Öffnungszeiten des Skilifts, Verkaufsoffenen Sonntag oder die Neueröffnung des Verkehrskreisels in der benachbarten Kreisstadt erfahren. Genau dies sind die Dinge die man während des Duschens, Autofahrens, Kochens oder Lesens (egal ob Zeitung, Zeitschrift oder Buch) machen kann. Internetradio aus Pensylvania hat zwar evtl. genau meinen persönlichen Musikstil, jedoch ausser Music-News keinerlei sonstige Informationen von Wert für mich. Deshalb ist für mich HR, SWR oder BR immer noch der Sender meiner Wahl - je nachdem ob ich mich in Baden Würtemberg bei meinen Eltern aufhalte, beruflich einige Wochen in Bayern verbringe oder zuhause in Hessen bin. Und ja, es gibt noch private Radiosender wie RadioFFH, RPR, Antenne Bayern, Xanadu etc. Aber leider sind deren bevorzugte Newsthemen eher auf die Neueröffnung eines MediaMarktes oder Freizeitparks gerichtet - von dem natürlich auch noch Eintrittskarten verlost werden, oder man kauft Reportagen auf dem nationalen/internationalen Markt ein.
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