Wetter – Das vernetzte Heim setzt sich bislang nicht durch. Jetzt zieht sogar Intel seine Viiv-Lösung weitgehend vom Markt zurück. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Stefan Wache, Leiter Marketing und Vertrieb bei Macrosystems über die Probleme der PC-Branche.
Macrosystem sind mit ihrem PC-basierten Multimedia-Center Enterprise die Experten, wenn es um die Schnittstelle zwischen PC und Unterhaltungselektronik geht.
DIGITAL FERNSEHEN: Intel will seine Plattform für das vernetzte Heim Viiv nicht weiter unterstützen. Welchen Einfluss hat dies auf ihre Pläne?
Stefan Wache: Das Aus der Intel-Plattform Viiv betrifft uns erstmal nicht. Wir nutzen verschiedene Prozessoren bei unseren Enterprise-Systemen, und unsere Software ist eine komplett deutsche Eigenproduktion basierend auf Linux. Außerdem sind wir bisher noch eine Einzelplatzlösung, der Austausch mit PC-Systemen wird bei uns im Frühjahr 2008 eingeführt.
DF: War Viiv dabei je im Gespräch?
Wache: Nein. Intel bietet hier eine Verbindung zwischen Hardware und verschiedene Software-Lösungen an, die sich eher an PC-Hersteller richtet. Wir haben hierbei bewusst unsere eigene Basis und langjährige Erfahrungen aus dem Bereich der digitalen Videotechnik genutzt.
DF: Was können Ihre Enterprise-Boxen besser als PC-Systeme wie Viiv?
Wache: Das ist in wenigen Sätzen schwierig zu beantworten. Auf jeden Fall handelt es sich bei Enterprise um eine einheitliche Lösung mit einer einhergehenden Oberfläche. Man muss nicht für verschiedene Funktionen zwischen Fremdprogrammen wechseln. Das halte ich für einen großen Vorteil in der Benutzerfreundlichkeit. Zusätzlich steht bei Enterprise auch immer die Bild- und Tonqualität im Vordergrund und nicht eine möglichst große Vielzahl zusätzlicher „Nebenanwendungen“.
DF: Die PC-Hersteller sahen gerade mit dem vernetzten Heim einen Weg in den attraktiven Markt für Unterhaltungselektronik. Warum waren die Hersteller bisher so erfolglos?
Wache: Ich glaube, dass die Vorteile dieser für den Kunden neuen Technologie hätten besser vermittelt werden können. Das Problem ist, dass viele Unternehmen teilweise in ihrer PC-eigenen Kommunikationsart gefangen sind. Statt der Funktionen ging es zu sehr um Spezifikationen, Prozessoren und Leistung – insgesamt war die Vermarktung deutlich zu technisch für den Handel und vor allem den Endkundenmarkt.
Wir kommen hingegen aus der CE-Branche und sprechen die Sprache des Fachhandels. Wir setzen auf einen beratungsintensiven Austausch mit dem Fachhandel.
DF: Eigentlich war das doch nur gut für Macrosystem, so haben die großen PC-Konzerne den Markt nicht besetzen können.
Wache: Eher im Gegenteil: Ich bin der Meinung, es hätte uns geholfen, wenn die großen Konzerne diese neue Gerätegattung zu einer allgemein größeren Bekanntheit verholfen hätten. Aktuell müssen wir immer noch sehr viel Grundsatzarbeit leisten und die vielfältigen Möglichkeiten derartiger Systeme erläutern. Wenn schon der spezialisierte Fachhandel grundlegende Erklärungen braucht, dann ist der Massenmarkt noch relativ weit entfernt.
DF: Da stellt sich die Frage, ob die Kunden bereit für das vernetzte Heim sind?
Wache: Das werden wir im nächsten Jahr herausfinden, wenn Macrosystem die Netzwerkkompatibilität einführen wird. Dies dann unter dem Label von Harman Kardon, mit denen uns eine Kooperation gelungen ist.
DF: Wann erwarten Sie den Durchbruch für das vernetzte Heim?
Wache: Schwere Frage. Das hängt einzig von der Kundenakzeptanz ab. Ich glaube, dass hierbei zunächst nicht die breite Masse angesprochen wird. Die meisten bisherigen Anfragen kamen von technisch sehr interessierten Kunden, die gerade ein neues Haus bzw. eine Wohnung bauen und dort die Vernetzung von Beginn an vorbereiten wollen.
In vorhanden Peripherien halte ich eine breite Nachfrage für den Anfang für nicht realistisch. Zunächst dürfte ein Markt mit niedrigen Stückzahlen und entsprechend hohen Preisen für spezialisierte Lösungen entstehen. Ein größerer Markt dürfte erst innerhalb der nächsten Jahre wachsen.
DF: Vielen Dank für das interessante Gespräch. [lf]
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