Mediatheken: 7-Tage-Regel bleibt ein Zankapfel

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die 7-Tage-Regel für die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen bleibt weiter ein Streitthema. Während ARD und ZDF diese endlich abschaffen wollen, fürchtet die Filmwirtschaft um ihre Einnahmen. Für den Geschäftsführer des VPRT ist das Ganze dagegen nur eine „Phantomdebatte“.

Was ist wichtig, wer bietet es an und wie lange darf es wo im Internet stehen? – Fragen wie diesen widmet sich der Medientreffpunkt Mitteldeutschland seit Montag in Leipzig. Zum Auftakt standen unterschiedliche Formen von Journalismus im Internet und der Streit um die Sendungs-Abrufdauer in den Mediatheken auf dem Programm.

„Die analoge Sicht haben wir mit in die digitale Welt gebracht“, bekannte Prof. Gabriele Schade, Vorsitzende des MDR-Rundfunkrates, mit Blick auf die noch durchweg nach dem TV-Sendetermin ausgerichtete Verweildauer. Mittelfristig sei hier eine Loslösung wichtig. Zugleich brachte Schade eine Debatte um sogenannte Depublikationspflicht in Gang: Es sei sinnvoller zu regeln, was nach wenigen Tagen aus dem Netz genommen werden müsse, statt für jeden einzelnen Beitrag die Verweildauer festzulegen.
 
Während die Ministerpräsidentenkonferenz die bisher weitgehend angewandte 7-Tage-Regel in Mediatheken für überholt hält, fürchtet insbesondere die Filmwirtschaft Refinanzierungseinbußen im DVD- und Videostream-Geschäft, wenn diese Verweildauer fällt. „Die Sender zahlen allenfalls 15 bis 17 Prozent Beteiligung bei einer Kinoproduktion, dafür können sie am Ende nicht alle Rechte haben“, sagte Manuela Spehr, Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) und selbst Produzentin sowie Verleiherin. In einem neuen Mustervertrag für Koproduktionen versuche etwa die ARD zunehmend, sich Online-Rechte ohne Aufpreis zu sichern.
 
Für den Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) stellte deren Geschäftsführer Claus Grewenig klar: „Wenn wer etwas online stellt, dann muss ein Geschäftsmodell dahinter stehen“. Und der Nutzer müsse vor allem finden können, was er suche. Vor dem Hintergrund kritisierte er, dass das Kartellamt gemeinsamen Sender-Plattformen für Mediatheken einen Riegel vorgeschoben habe. Die Diskussion um die 7-Tage-Regel nannte er indes eine „Phantomdebatte“, da Studien zufolge die weitaus meisten Nutzer eine Sendung innerhalb weniger Tage nach Ausstrahlung abriefen.
 
Auch Präsenz und Erfolg von Medien bei Facebook, wirtschaftliche Perspektiven des Lokalrundfunks oder der Übertragungsstandard DVB-T2 wurden zum Kongressauftakt in der Media City Leipzig auf verschiedenen Podien diskutiert. Unter dem Gesamtthema „Relevanz – Was ist wichtig?“ stehen bis zum Mittwoch 200 Referenten in 42 Panels und Podien auf dem Programm. Rund 1200 Teilnehmer erwartet der Vorsitzende der veranstaltenden AG Medientreffpunkt Mitteldeutschland und Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, Martin Heine. [dpa/fm]

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22 Kommentare im Forum

  1. AW: Mediatheken: 7-Tage-Regel bleibt ein Zankapfel Zitat aus der Meldung: "Und der Nutzer müsse vor allem finden können, was er suche." Mir ist es eigentlich Wurscht, wie lange ein Beitrag in der Mediathek steht. Mein Problem ist, dass man überhaupt nur einen Teil der täglichen Sendungen in den Mediatheken findet. Somit sind sie nur eingeschränkt nutzbar, weil kein Verlass darauf ist, dass man eine versäumte Sendung in der Mediathek nachträglich ansehen kann. Erst mal das gesamte Tagesprogramm rein in die Mediatheken und dann erst über die Verweildauer streiten.
  2. AW: Mediatheken: 7-Tage-Regel bleibt ein Zankapfel Was hat die Filmwirtschaft damit zu tun die 7 Tage Regelung gilt ja auch für andere Beiträge. Bei Filmen wäre es mir egal!
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