[Medientage] Kontroverse über Ultimate Fighting

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Auf den Medientage München haben sich am Freitag Experten über die Wirkung von Ultimate Fighting-Formaten auf Kinder und Jugendliche ausgetauscht. Die Medienfachleute befürchten durch die „Käfigkämpfe“ eine allgemeine Verrohung von jungen Menschen.

Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) diskutierte im Rahmen der Medientage die Wirkung solcher Sendungen auf junge Menschen. Zwar sind die Sendungen derzeit nicht im Fernsehen zu sehen, doch kann sich jedes Kind brutalste Clips im Internet anschauen. KJM-Vorsitzende  Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring sagte in seinem Impulsreferat, dennoch gebe es weiter TV-Sendungen mit Ultimate Fighting-Elementen, die „Gewalthandlungen lediglich zu Unterhaltungszwecken zeigen“.
 
Gleichzeitig könne man beobachten, dass viele Gewalttabus keine Gültigkeit mehr für Teile der jungen Generation besitzen: „Es ist durchaus zu  befürchten, dass entsprechende mediale Angebote bei einer bestimmten  Zielgruppe eine verrohende Wirkung haben.“ Der KJM-Vorsitzende verwies darauf, dass die KJM zum Einstieg in die Veranstaltung einen Zusammenschnitt von aus Jugendschutzperspektive problematischen Inhalten hatte zeigen wollen. Die Anwälte der Kampfsportorganisation Ultimate Fighting Championship (UFC) hätten aber für diesen Fall mit juristischen Schritten gedroht. „Wir finden es sehr schade, dass die Bereitschaft zu kritischem  Dialog offenbar fehlt.“
 
Auf dem Podium ging es heiß her. Klaus Schlie, Innenminister Schleswig-Holsteins und Vorsitzender der Sportministerkonferenz, kündigte an, sein Ziel, solche Käfigkämpfe in Deutschland gesellschaftlich zu ächten, konsequent weiter zu verfolgen. Der Grund: „Bei Ultimate Fighting wird eine Grenze überschritten, die immer ein Tabu war: Auch auf den, der am Boden liegt, wird noch  eingeprügelt – und zwar vor einer johlenden Masse. So etwas gehört nicht in eine humanistische Gesellschaft.“

Schlie lobte in dem Zusammenhang die wichtige Arbeit der KJM und betonte die  Notwendigkeit öffentlicher Auseinandersetzung mit dem Thema: „Rechtlich haben wir keine Handhabe, diesen Kommerz in öffentlichen Hallen zu verbieten.“ Umso wichtiger sei es, das Mittel der gesellschaftlichen Wertediskussion zu nutzen. Der Kabarettist und langjährige Box-Kommentator Werner Schneyder, der sich selbst als „großer Freund von Kampfsportarten“ bezeichnet, sagte: „In der Steinzeit hat man getreten, geschlagen, gebissen. In der Zivilisation hat man daraus Sportarten wie Boxen oder Ringen destilliert. Das Aufkommen von Ultimate Fighting ist die Bankrotterklärung für die Zivilisation.“ Besonders kritisierte er, dass „die Folgen dieses Irrsinns verschwiegen werden.“ Schneyders Fazit: Ultimate Fighting sei „extrem jugendgefährdend“ und sollte Kindern und Jugendlichen nicht über die Medien zugänglich gemacht werden.

Ganz anders sah das Oliver Copp, Chefredakteur des  Magazins „Fighters Only“ und ehemals Käfigkampf-Moderator auf DSF. Er praktiziert Ultimate Fighting selbst seit sechs Jahren und sagte: „Das ist ein  Sport, wie jeder andere auch. Mit Regeln und mit Sportlern, die Vorbilder sind. Aber auch mit Verletzungen, genau wie beim Fußball  oder Tennis.“ Der Käfig sei lediglich „ein gutes Marketinginstrument“, so Copp, aber letztlich „für die Sicherheit der Kämpfer da. Die Verletzungsgefahr im Ring ist viel höher.“

Copp schob den Schwarzen Peter den Eltern zu. Sie müssten ihre Kinder vor problematischen Medieninhalten schützen. Verena Weigand, die Leiterin der KJM-Stabsstelle in München, erwiderte, dass die Medienpädagogik die Aufsicht niemals ersetzen könne: „Wir haben in Deutschland ein sehr ausdifferenziertes System des Jugendmedienschutzes, das an Hand sinnvoller, guter Kriterien prüft.“ Dabei würde jeder Einzelfall für sich betrachtet:  „Der Vorwurf, wir vermischen verschiedene Formate ist haltlos.“ Joachim von Gottberg, Vorsitzender der Freiwilligen Selbstkontrolle  Fernsehen (FSF) bestätigte: „Auch Ultimate Fighting-Formate kann man nicht generell als schwer jugendgefährdend einstufen. Jugendschutz lebt nicht von Pauschalurteilung, sondern von Entscheidungen mit Augenmaß.“[mw]

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: [Medientage] Kontroverse über Ultimate Fighting Ich kopier mal mein Facebook Eintrag zum Thema hier rein...
  2. AW: [Medientage] Kontroverse über Ultimate Fighting Zum einen mal ein emotionales Posting: Die wissen nicht wass sie tun! Geistig sind manche einfach noch im Mittelalter, nach dem Motto: "Verbrennt die Hexe, denn sie vergiftet unsere Kinder!" Bei so bornierten Leuten ist es für mich nicht verwunderlich, dass es in Deutschland so aussieht wie es aussieht und nicht nur in der Medienlandschaft, sondern allgemein. * Zum anderen mal ein objektives Posting: Man kann als KJM und andere, die solche Sendungen im TV für gefählich halten, nicht es sich einfach machen, in dem man alles auf den "gefährlichen Inhalt" der Sendung im TV verweist und den verbieten wollen, mit dem gebetsmühlenartigen Verweis auf Gefährdung der Kinder. So spät wie das alles gesendet wird oder auch teils im PayTV mit Jugendschutz, ist es nicht zu rechtfertigen ein Verbot. Wozu gibt es die Führsorgepflicht der Eltern? Wozu gibt es die Richtlinien und Regeln für Jugendschutz im TV? usw. Wenn das alles hinfällig wird und jetzt die Gremien alles im TV diktieren können was gezeigt wird und was nicht, dann gute Nacht TV-Landschaft Deutschland und Willkommen im TV-Diktat. So würde im TV nur noch Friede-Freude-Eierkuchen im TV laufen, nach dem Motto: "Nichts gefährliches im TV, keine Verrohung der Sitten bei Kindern und Heranwachsenden." * Man kann und darf nicht alles aufs Fernsehen schieben, denn so macht man es sich sehr einfach und denkt zu eindimensional. Hauptsache es gibt ein kontroverses Thema an den Medientagen an dem man sich hochziehen kann um danach zu reflektieren: Aber man habe ja über wichtige Themen gesprochen. Richtig! Aber dann nicht so nach Hexenverbrennungsmanier!
  3. AW: [Medientage] Kontroverse über Ultimate Fighting ohweh so einer der ufc verteidigt! hast keine ahnung davon! und es geht nicht nur im kinder sondern auch um heranwachsende die sehr wohl noch nach 20 uhr tv schauen. eine kleine geschichte dazu zeigt sehr wohl dass solche sendungen schlecht auswirkungen auf kinder und heranwachsende haben. war im sommer schöffe beim jugendgericht (eine woche lang bei ca. 15 verhandlungen). bei den meisten fällen ging es um gewaltaten unter jugendlichen. und bei fünf fällen kam als hintergrund heraus dass ihre "vorbilder" stars der ufc waren! sorry ich kann den quatsch nicht mehr hören dass die eltern ja auf ihre kinder aufpassen müssen.
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