Medientage München: 25 Jahre am Puls der Zeit [Hintergrund]

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Medientage München begehen ein Jubiläum in bewegter Zeit: Der Kongress findet zum 25. Mal statt. Doch für den Blick zurück bleibt wenig Zeit, zu drängend sind die Probleme der Gegenwart mit Apps, Werbung, Urheberrechte im Internet und digitale Content-Anbieter.

Ein Vierteljahrhundert ist in der Medienbranche weit mehr als eine Generation, die Umwälzungen sind kaum noch nachzuzeichnen. Die Medientage München 2011 versuchen dies zum Jubiläum daher auch gar nicht erst: „Es gibt natürlich schon Bilder von damals und ein Feuerwerk“, verrät Geschäftsführer Johannes Kors. Doch inhaltlich widmen sich die 25. Medientage München der Gegenwart und Zukunft. Unter dem Motto „Mobile – Local – Social: Dreiklang der vernetzten Gesellschaft“ werden vom 19. bis 21. Oktober mehr als 5000 Besucher auf dem Münchner Messegelände erwartet. 500 Experten und Medienschaffende diskutieren dabei in rund 90 Einzelveranstaltungen.
 
„Alle haben eine Plattform – auch das „alte Medium“ Zeitung hat seinen Platz – bis hin zum Blogger“, versichert der Mitveranstalter und frisch angetretene Präsident der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM), Siegfried Schneider. Denn auch die Zeitung gibt es ja längst nicht mehr nur auf Papier: „In den vergangenen Jahren ist immer stärker die Konvergenz in den Fokus gerückt – alle klassischen Medien agieren ja heute in und mit dem Internet.“
 
Inzwischen geht es daher längst um mehr als Online-Auftritte – Social Media, sogenannte Local Based Services und Games beschäftigen die Branche – ebenso wie Streits um Apps, Werbung, Urheberrechte im Internet und digitale Content-Anbieter. „Die Dynamik nimmt zu – es geht bei den aktuellen Themen nicht um schnelle Hypes – sie fließen alle mit ein in die ökonomischen Überlegungen der Medien“, sagt Schneider. „Es geht letztlich um Claims, die abgesteckt werden.“Fünf Mediengipfel zu zentralen Aufregerthemen

 
Neben zahlreichen Panels mit Einzelvorträgen oder Podiumsrunden prägen inzwischen fünf sogenannte Gipfel mit bekannten Medienmanagern den Kongress. Nach der sogenannten „Elefantenrunde“ zum Auftakt – mit den Chefs der wichtigsten TV-Sender sowie von Google, der Zeitung „Wirtschaftswoche“ und der Werbeagentur „Serviceplan“ – stehen Infrastruktur-, Online-, und Contentgipfel mit Vertretern aus der Branche und der Politik auf dem Programm. Erstmals heißt der traditionelle Printgipfel nun „Publishing-Gipfel“ und steht unter der Überschrift „Klassiker reloaded – Ansprüche und Aufgaben in digitalen Welten“.
 
Dass die derzeitigen Auseinandersetzungen der Branche – wie beispielsweise der auch gerichtliche geführte Streit zwischen den Verlegern und der ARD um die Tagesschau-App – auf den Medientagen beigelegt werden könnten, hoffen nicht einmal die Veranstalter. Doch neben immer mehr neuen, spezialisierten Medienkongressen gelten die Münchner Medientage als eine Art Überbau, wo sich alle Mediengattungen treffen und austauschen können – auch über strittige Themen und Konkurrenz. So ist der ewige Streit der privaten und der öffentlich-rechtlichen TV-Sender um die Werbung fast schon ein Muss.
 
BLM-Präsident Schneider vertritt hier ebenso klare Positionen wie sein Vorgänger Wolf-Dieter Ring, der Ende September in den Ruhestand wechselte. Langfristig müsse der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu einem Werbeverzicht kommen. Schneider aber hat dabei zunächst den Hörfunk im Sinn. „Das ist ein Thema, das aus meiner Sicht bisher zu wenig in den Blick genommen wurde, es ging immer vorrangig um TV-Werbung“, sagte Schneider. „Dualer Wettbewerb muss sein, aber eben auch Wettbewerb: Der eine ist gebührenfinanziert, der andere durch Werbung, das sind die Grundvoraussetzungen.“ Zugleich betont der oberste Vertreter der Privatmedien in Bayern: „Ich möchte den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht in Gegnerschaft sehen.“Internet als rechtsfreie Raum? Kontroverse Diskussion erwartet

 
Mit Blick auf den Streit um die Rechte an der Verbreitung und Vermarktung journalistischer Inhalte im Internet sagt Schneider zwar grundsätzlich: „Derjenige, der etwas leistet, muss geschützt sein und den Ertrag bekommen.“ Wie und ob das über ein Leistungsschutzrecht entsprechend gewährleistet werden könnte, darauf will er sich nach gerade einmal zwei Wochen an der Spitze der BLM aber nicht festlegen.
 
Mit Spannung wird in der Frage daher die Keynote von Frederick Huntsberry (Paramount Pictures) zum Online-Gipfel unter dem Motto „Das Internet – ein rechtsfreier Raum?“ bei den Medientagen erwartet. Er berichtet über neue Wege der Rechte-Absicherung aus den USA.
Neben den rund 90 Veranstaltungen spiegeln auch die Aussteller Hoffnungen und Erwartungen der weitgehend digitalisierten Branche. Als „Schwerpunkte und Topthemen“ führt die Medientage München GmbH unter anderem auf: „3-D, CRM, DAB, Digital Entertainment, Digital Lifestyle, DVB, HDTV, Hybrid-TV, Interactive Media, IPTV, Mobile Media, Payment-Systeme, Streaming, Triple-Play und Video-on-Demand.“

[Jutta Steinhoff/ar]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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