Leipzig – „RTL regional“ soll der Regionalsender heißen, der die bisherigen Regionalfenster bei RTL bündeln soll. Dieser Vorschlag trifft jedoch nicht überall auf Zustimmung.
Seither wird eine kontroverse Debatte über die Pflicht der zwei großen privaten Fernsehsender zur Ausstrahlung regionaler und lokaler Programme geführt. Der RTL-Medienpolitiker Tobias Schmid sagte auf einem MTM-Podium am Montag, sein Haus habe diese Diskussion anstoßen wollen, da die heutigen Regelungen der Rundfunkstaatsverträge unter anderem den Anforderungen der Digitalisierung nicht mehr gerecht würden. Neue Investitionen seien hier nötig, wie auch neues Nachdenken über die Finanzierung regionaler und lokaler Berichterstattung.
Begrüßt wurde dies von Annette Kümmel, die bei ProSiebenSat.1 für die Medienpolitik verantwortlich zeichnet. Ob man einen ähnlichen Weg wie RTL mit einem eigenen digitalen Kanal für Regionalfernsehen gehen wolle, ließ Kümmel dabei aber offen. Es gebe auch andere Wege, regionales und lokales Fernsehen zum Zuschauer zu bringen.
Dagmar Krause von TV III.a sprach sich für die Veranstalter von regionalem Fernsehen gegen einen digitalen Spartenkanal aus. Sie zeigte sich besorgt, eine Auslagerung könne bald zur Erledigung der Fenster mitsamt dem Spartenkanal führen. Auch werde wohl die Auffindbarkeit der Regional-Programme beeinträchtigt.
Schmid indes bekräftigte das Interesse von RTL an funktionierenden regionalen und lokalen Inhalten. Ihre Auffindbarkeit sei eine Kernherausforderung: „RTL regional hätte einen festen Platz im Bouquet als Marke.“ Auch lasse sich ein bundesweiter Kanal wesentlich besser vermarkten.
Wie RTL wehrt sich auch ProSiebenSat1 gegen zusätzliche Verpflichtungen zur Aufnahme neuer Regionalfenster wie derzeit im Saarland. Kümmel sagte, man gebe bislang jedes Jahr 30 Millionen Euro für Regionalprogramme aus. Nun gehe es um eine Regelung, die nicht mehr kosten dürfe.
Einig scheinen sich die Sender auch in ihrer Ablehnung gegenüber der rechtlichen Unabhängigkeit der Anbieter regionaler und lokaler Programme, wie sie in den Staatsverträgen gefordert wird. Kümmel etwa sagte, redaktionelle Unabhängigkeit lasse sich auch anders gewährleisten, etwa per Satzung. Laut Schmid stehen hier bei RTL-Tochterfirmen 350 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Hans Hege von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg ergänzte, die Frage nach der Qualität der Angebote sei auch eine der Finanzierung. Er mahnte neue Finanzierungsquellen an und wollte die öffentlich-rechtlichen Sender dabei nicht ausschließen. Hege bemängelte, dass bisher nur Bestehendes gesichert werde und etwa die fünf neuen Länder sowie das Saarland und Baden-Württemberg außen vor blieben.
Auch Martin Gebrande von der Bayerischen Landesmedienanstalt hält bisherige Regelungen der Rundfunk-Staatsverträge für veraltet. Es gehe aber darum, die bisher erzielten Reichweiten zu erhalten. Immerhin nutzen in Bayern 43 Prozent der Nutzer von Lokal- und Regionalangebote das Fenster. Auch mit Blick auf Werbemöglichkeiten sprach er von einer wichtigen Symbiose zwischen den großen Sendern und den Anbietern regionaler Inhalte.
Klaus-Dieter Potthast, Medienpolitiker der bayerischen Staatskanzlei sprach sich dafür aus, die Vorschläge von RTL zu erörtern. Er zeigte sich indes ebenfalls besorgt, dass die Auslagerung der Regionalfenster ihre Erreichbarkeit einschränken könne.
Einig waren sich die Vertreter der Sender wie auch der Medienanstalten und der Politik, dass diese Debatte noch Zeit brauche. Kümmel sagte: „Wir müssen das nicht in den nächsten zwei Jahren klären.“ Auch war sich der Medienpolitiker Potthast nicht sicher, wie etwa TV-Nutzung und -Empfang künftig aussehen werden. Er mahnte daher an, vor einem „weiteren Horizont zu diskutieren“. [lf]
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