Mobile TV – die Fernsehzukunft?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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London/ Berlin – Noch behindern unterschiedliche Standards und fehlende Frequenzen die Ausbreitung von Fernsehen über Handy.

Laut einer aktuellen Studie, „Mobile Digital Television – The Coming Handheld Revolution“ von Screen Digest und Goldmedia könnte die Fernsehnutzung innerhalb der nächsten zehn Jahre weltweit ähnlich gravierende Veränderungen durchlaufen, wie sie die Telekommunikations-Branche mit der Einführung der Mobiltelefone erlebt hat.
 
Mobile digitale TV-Dienste, kurz MDTV, werden heute bereits in Südkorea angeboten. Die Markteinführung kommerzieller MDTV-Dienste in anderen asiatischen Ländern und in Nordamerika wird für 2006 erwartet. In Europa dagegen ist mit einem Start erst 2007 zu rechnen. Dass eine globale und umfassende Markteinführung zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist, resultiert aus der Existenz diverser Hindernisse: So muss sich die Netzabdeckung an den Anforderungen des Mobilfunks orientieren, was die Infrastrukturkosten nach oben treibt. In Europa kommt als zusätzliches Problem die mangelnde Verfügbarkeit von Frequenzbändern hinzu. Eine flächendeckende Einführung von Mobile TV kann in Europa erst 2009 erfolgen, nachdem durch sukzessive Abschaltung der analogen TV-Frequenzen Übertragungskapazitäten für mobiles Fernsehen bereit stehen.
 
Ein weiteres Hindernis stellen die konkurrierenden Übertragungs-Standards dar. Drei verschiedene Standards wetteifern derzeit um die Vorherrschaft: DVB-H in Europa, MediaFlo in den USA und T-DMB (Terrestrial Digital Mobile Broadcast)in Asien und Europa. DVB-H ist ein „offener Standard“ und wurde vom internationalen DVB-Konsortium entwickelt. Der Start von Live-Diensten über DVB-H wird für 2006 erwartet. MediaFlo ist ein proprietärer Standard und stammt vom amerikanischen Technologieanbieter Qualcomm. Mit dem Start kommerzieller Dienste über MediaFlo ist laut Studie 2006/2007 zu rechnen. T-DMB ist die Weiterentwicklung von DAB für die terrestrische Übertragung von Fernsehen, entwickelt in Südkorea. Laut einem Autor der Studie führt der Konkurrenzkampf der Übertragungsstandards zwangsläufig zur Verwirrung der Nutzer und zu Verzögerungen bei der Einführung des mobilen digitalen Fernsehens. Allerdings sieht der Autor die größten Chancen für DVB-H, sich in den folgenden Jahren als Standard für Mobile TV durchzusetzen.
 
Laut Studie läuft Europa ernsthaft Gefahr, im mobilen TV-Geschäft hinter anderen Märkten zurückzubleiben. Gründe sehen Screen Digest und Goldmedia vor allem in der langsamen Koordination der nationalen Regulierungsbehörden, in der Unfähigkeit, sich auf Standards zu einigen sowie in den Schwierigkeiten, DVB-H oder T-DMB geeignete Bandbreiten bzw. Frequenzen für den kommerziellen Betrieb zuzuweisen.
 
Die Analysten von Screen Digest/Goldmedia erwarten, dass Asien den weltweiten Markt für MDTV-Empfangsgeräte im Zeitraum 2005 bis 2012 mit einem Marktanteil von 43 Prozent dominieren wird. Dahinter folgen die USA mit 32 Prozent Marktanteil und Europa mit einem Anteil von 25 Prozent. Diese Zahlen berücksichtigen die weltweiten Unterschiede, die es bei der Einführung mobiler Standards und Technologien gibt. Bis zum Jahr 2012 wird eine Gesamtzahl von 255 Millionen MDTV-Geräten prognostiziert. [mg]

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