Mutmacher für Deutschland: Technisat

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Technisat Digital GmbH wurde von Peter Lepper 1987 in Daun in der Eifel gegründet. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands ist das Unternehmen auch an den Standorten Dresden, Dippach bei Eisenach, Schöneck im Vogtland und Staßfurt bei Magdeburg vertreten. DF führte ein Gespräch über den Standort Deutschland mit Peter Lepper.

Herr Lepper, warum halten Sie am Standort Deutschland fest?

Lepper: Wir haben hier qualifizierte Mitarbeiter, eine gute Infrastruktur und eine Firmenstruktur aufgebaut, die funktioniert. Wir haben bekanntlich in Dresden mit Technisat Digital und zwischenzeitlich über 100 Entwicklungsingenieuren ein Top-Entwicklungszentrum. Dieses gewährleistet die Entwicklung hochwertiger, marktfähiger Produkte. Wir haben mit drei deutschen Werken in Dippach bei Eisenach in Thüringen, in Schöneck im Sächsischen Vogtland und Staßfurt bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt erstklassige hochmoderne Produktionsstätten, die in der Lage sind, kostengünstig zu produzieren und dies in absoluter Top-Qualität. Wir halten an den deutschen Standorten auch in Zukunft fest, weil ein ständiger Wechsel von Produktions- und Entwicklungsstandorten für eine Firma niemals kontinuierlich erfolgreich sein kann. Zudem setzen wir darauf, dass der 14-prozentige Zollschutz für Asien-Importreceiver endlich auch von den Zollbehörden lückenlos durchgesetzt wird. Wir benötigen diesen offiziellen 14-prozentigen Zollschutz, um die zugegebenerweise höheren Kosten in Deutschland abfedern zu können. In unseren Werken ist die Produktivität sehr hoch. Auch bei unseren Edelstahl- und Ölfeldrohre-Produktionen halten wir bereits erfolgreich seit nunmehr 30 Jahren am Standort Deutschland fest. Trotz der Weltmarktkonkurrenz ist es unserer Röhrenfirma TPS-Technitube Röhrenwerke GmbH seit 30 Jahren gelungen, sich im Weltmarkt mit ihren Produkten zu etablieren, weil wir neben höchster Qualität überaus flexibel sind. Der Exportanteil bei TPS liegt bei über 80 Prozent und davon geht wiederum der größere Anteil in Exportmärkte außerhalb der Europäischen Union.

Was muss in Deutschland besser werden, damit mehr Arbeitsplätze entstehen?

Lepper: Diese Frage ist nicht kurz zu beantworten. Es muss vieles besser werden. Die Politik muss ihren Zickzack-Kurs endlich beenden. Die Rechtssicherheit ist wieder herzustellen. Der staatliche Bürokratieabbau muss endlich stattfinden. Das Gerichtswesen muss wieder überschaubar sein und von viel Willkür befreit werden. Prozesszeiten sind dramatisch zu verkürzen. Das Steuersystem ist so zu entschlacken, dass jeder normal denkende Mensch damit zurechtkommt. Steuerschlupflöcher sind zugunsten eines einfachen, nachvollziehbaren und gerechten Steuersystems zu schließen.
Die Arbeitskosten müssen dramatisch entlastet werden. Der Mitarbeiter muss netto mehr in der Tasche übrig halten können bei gleichzeitig geringeren Gesamtlohn- und Gehaltskosten für die jeweilige Firma. Wir können Sozial- und andere Systeme nicht über die Lohnkostenzuschläge finanzieren. Das ist aber gerade seit vielen Jahrzehnten der Fall und hat zu einem Siechtum bei der Zahl der Arbeitsplätze geführt. Insgesamt muss der Staat seinen Staatsanteil von derzeit fast 50 Prozent am Bruttosozialprodukt dramatisch herunterfahren. Kosten für Soziales etc. sind von den Löhnen völlig abzukoppeln und auf den Verbrauch zu übertragen. Es muss wieder mehr Zuversicht in die Zukunft verströmt werden, denn ansonsten lahmt die Binnenkonjunktur weiterhin. Deutschland steht nur deshalb noch etwas günstiger da, weil die Exportquote hoch ist. Die Politik muss jetzt endlich ein neues Steuer- und Abgabesystem etablieren, das einem Gesamtkonzept entspricht. Dauerndes Herumdoktern an irgendwelchen kleinen Stellschrauben hier und dort bringt nichts außer Diskussionsverwirrung.

Wie viele Jobs haben Sie im letzten Jahr geschaffen und wie viele werden Sie in diesem Jahr schaffen?

Lepper: Die Techni-Firmengruppe beschäftigt jetzt in Deutschland etwa 1 000 Mitarbeiter. In den letzten zwei Jahren haben wir 300 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Warum ist gerade Ihr Unternehmen hierzulande so erfolgreich tätig?

Lepper: Wir haben ein voll integriertes System aufgebaut und konsequent durchgezogen. Dies bedeutet, dass wir die Entwicklung bei TechniSat realisieren. Wir produzieren selbst, haben einen eigenen großartig funktionierenden Verkauf sowie eigene Marketingabteilungen und erstellen unsere Produkt- und Informationskataloge selbst. Wir haben alles sozusagen im eigenen Haus, wenn auch an verschiedenen Standorten in Deutschland. Wir legen großen Wert auf Kontinuität, auf Kundenbindung und Kundenzufriedenheit. Wir wollen den Kunden mit unseren Produkten Mehrwert und Zusatznutzen geben. Deshalb haben wir auch in teure Systeme wie einen eigenen EPGnamens SiehFern Info oder ISIPRO, einen Software- und Programm-Update-Dienst investiert – um nur zwei Positionen zu nennen.

Was sagen Sie ständigen Zweiflern und Nörglern in der „Standort-Deutschland-Debatte“?

Lepper: Nicht nur lamentieren, sondern machen und so tun, als gäbe es schlechte Politik nicht. Man sollte die Politik nicht als Ausrede nutzen, um selbst nichts machen zu wollen.

Herr Lepper, bitte vervollständigen Sie die folgenden Halbsätze: Deutschland ist ein toller Standort, weil…

Lepper: …die Infrastruktur immer noch stimmt.

Wenn Frau Merkel Kanzlerin wird, dann…

Lepper: …hoffen wir auf eine klare Steuer-, Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik ohne ohne Wenn und Aber, sodass wieder Mut in die Zukunft herrscht.

Wenn Herr Schröder Kanzler bleibt, dann…

Lepper: …geht es wohl so weiter wie jetzt und das ist für die Stimmung im Lande nicht gut, denn auch die Stimmung bewirkt wirtschaftliches Wachstum oder Stagnation.

Die drei wichtigsten Dinge, die es in Deutschland anzupacken gilt, sind…

Lepper: Mehr als drei Dinge sind wichtig. Es muss dringend eine Steuer- und Sozialreform – siehe dazu unser zuvor genanntes Steuersystem D20 -, und ein schneller Bürokratieabbau erfolgen, denn diese Republik leistet sich einen Beamtenapparat in einer Größenordnung, der nicht mehr bezahlbar ist, wirtschaftliche Aktivitäten erstickt und diese mit unnötig hohen Kosten belastet. Das behindert Macher. Wichtig ist das Schaffen von Arbeitsplätzen und dies ist möglich, wenn die Arbeitskosten entlastet werden und gleichzeitig die Arbeitnehmer mehr in der Lohntüte haben. Außerdem hat die Verbesserung des Bildungssystems absolut hohe Priorität.

Wenn die zum Aufschwung notwendigen Reformen umgesetzt werden, dann…

Lepper: …geht es wieder aufwärts zum Nutzen aller. Nur eine brummende Wirtschaft nutzt allen. Immer weniger Arbeitsplätze können letztendlich nicht immer mehr Nichtarbeitende mit finanzieren.

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In Deutschland gibt es immer noch Unternehmen, die von hier aus erfolgreich sind. Um diesen Firmen ein Gehör zu verschaffen, hat DIGITAL FERNSEHEN zusammen mit den Schwesterpublikationen des Auerbach Verlags die Aktion „Mutmacher für Deutschland“ ins Leben gerufen. [ak]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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