Wien – Eine Lockerung der Werbebestimmungen strebt der Österreichische Rundfunk (ORF) derzeit an. Grund ist die Sicherung der Einnahmen für die Zukunft, Zuschauerschwund und damit geringere Werbeeinnahmen machen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt zu schaffen.
Deswegen steht der ORF derzeit in Verhandlungen mit dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Neben einer Ausdehnung der Werbezeiten möchte der ORF zukünftig auch die Werbezeiten-Vermarktung für Dritte forcieren. Darüber hinaus streben die Verantwortlichen auch eine Wiederbelebung der 2002 verbotenen Ringwerbung für Regionalradios an, bei der Werbeblöcke für die ORF-Regionalradios gemeinsam vermarktet, produziert und geschalten wurden.
Gleichzeitig fordern die österreichischen Privatsender laut der Tageszeitung „Die Presse“ eine Beteiligung an den Rundfunkgebühren ab 2008. Ein dementsprechendes Gesetz zum Gebührensplitting bereitet die zuständige Medienministerin Doris Bures (SPÖ) derzeit vor. In der Schweiz gibt es bereits eine derartige Regelung, private Sender erhalten in der Eidgenossenschaft vier Prozent aus dem Gebührentopf, was jährlich mehr als 31 Millionen Euro ausmacht. Dafür verpflichten sich die Sender, einen Verbreitungs- und Programmauftrag einzuhalten. Deswegen gibt es zum Beispiel auch keine Blitzerwarner im Schweizer Radio.
Anders als in Deutschland oder in der Schweiz finanziert sich der ORF bereits jetzt zu 50 Prozent aus den Werbeeinnahmen, wie „Die Presse“ recherchiert hat. Hier sind den deutschen Kollegen die Hände deutlich stärker gebunden – ab 20 Uhr darf keine Werbung mehr gezeigt werden. Und auch die Schweizer SRG erwirtschaftet derzeit bloß 23 Prozent ihrer Einnahmen aus der Werbung.
Mit einer Erhöhung der Rundfunkgebühr kann der ORF nicht rechnen, zu groß wäre der Widerstand aus der Politik. Und auch die Schwarzseher-Quote ist in Österreich mit drei Prozent bereits ausgereizt – der EU-Durchschnitt liegt bei sieben Prozent. Selbst die Erschließung neuer Märkte läuft schleppender als angenommen, vom neuen Handy-TV-Standard ist aus Werbe-Sicht zunächst nicht viel zu erwarten, dann wohl noch eher aus der Online-Vermarktung. [lf]
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