Köln – Der geschäftsführende RTL-Nachrichtenchefredakteur Michael Wulf wurde mit der Aufgabe betraut, den Aufbau eines Nachrichten- und Magazin-Ressorts zu organisieren.
Neben dem Verkauf von Meldungen soll dieser konzentrierte Bereich dann die gesamte Sendergruppe mit Nachrichten und Magazinen versorgen. So wird das „News- und Magazincenter“ laut RTL-Angaben als eigene Gesellschaft innerhalb der Senderfamilie Inhalte für die Nachrichten, Magazine und digitalen Angebote (zum Beispiel Online, Podcast, Mobile TV) von RTL, Vox, N-TV und RTL 2 produzieren sowie zentrale Dienste (zum Beispiel Archiv) bereitstellen.
Auch die nationalen und internationalen Außenstudios werden in der neuen Einheit angebunden sein. Zusätzlich wird innerhalb der neuen Gesellschaft eine TV-Nachrichtenagentur aufgebaut, die eigenständig am Markt für TV-Nachrichten und audiovisuelle Inhalte agieren wird.
Damit versucht RTL, seiner Strategie der Erschließung neuer Märkte gerecht zu werden. Denn das Agenturangebot könnte für zusätzliche Einnahmen bei kaum gestiegenen Kosten sorgen. Gleichzeitig erhofft man sich von der engeren Verzahnung von N-TV und dem RTL-Nachrichtenressort eine zusätzliche Effektivitätssteigerung. Des Weiteren bedeutet eine zusätzliche Einnahmequelle natürlich auch ein Stück mehr Unabhängigkeit vom Werbemarkt, der derzeit im Zuge der Digitalisierung einen grundlegenden Wandel durchläuft.
„Die Informationsangebote von RTL sind seit vielen Jahren eine feste Größe im deutschen Fernsehen und die klare Nummer 1 beim jungen Publikum“, ist sich RTL-Chefredakteur Nachrichten Peter Kloeppel sicher. Nach Angaben des RTL-Anchormans wird durch die Verknüpfung der Ressourcen von RTL und N-TV zusätzliches Potenzial frei.
Beide Sender sowie die Redaktionen sollen weiterhin inhaltlich eigenständig bleiben. „Mit diesem organischen Wachstum schaffen wir die mit Abstand schlagkräftigste Informations-Infrastruktur im deutschen Privatfernsehen“, ist Kloeppel sich sicher.
Diese Ankündigung lässt sich durchaus auch als Reaktion auf die Pläne der neuen ProSiebenSat.1-Eigner begreifen, Deutschlands größte Sendergruppe mit der skandinavischen SBS-Kette zu verschmelzen. Dadurch wird ProSiebenSat.1 einen bedeutenden Satz nach vorn machen und im europäischen Vergleich auf die RTL-Gruppe an Boden gewinnen.
Auch deswegen versucht RTL, ein klares Profil für die Anforderungen der Zukunft zu entwickeln und zentrale Marktbereiche frühzeitig zu besetzen. Dabei forcieren die Kölner vor allem ihre Stärken – dabei den neu entstehenden Konzern immer aus den Augenwinkeln beobachtend. [lf]
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