Schächter: „Wer nicht ins Netz geht, geht ins Museum“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die ARD-Vorsitzende Monika Piel hat die Kritik der deutschen Zeitungsverleger an der „Tagesschau“-App zurückgewiesen. Ihr ZDF-Kollege Markus Schächter konterte auf dem 23. Medienforum NRW in Köln ebenfalls mit markigen Worten.

„Es kann gut sein, dass unsere sehr erfolgreiche ‚Tagesschau‘-App einigen Verlegern ein Dorn im Auge ist“, sagte Piel am Dienstag in Köln. „Aber ihrer Argumentation kann ich nicht folgen: Nicht jeder Text ist eine Zeitung“. Peter Pauls, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeigers“, verteidigte dagegen die Klage: „Wir sind keine öffentlich-rechtliche Anstalt, die aus einem Milliarden-Gebührenaufkommen schöpft, wir müssen damit auch Geld verdienen“, sagte Pauls bei der Podiumsdiskussion.

Auch ZDF-Intendant Markus Schächter hatte die Klage von acht Zeitungsverlagen gegen die iPhone- und iPad-Anwendung der ARD-Nachrichtensendung bedauert: „Es ist die Fortführung der alten Schlachten von gestern“, sagte Schächter am Dienstag in Köln. Die öffentlich-rechtlichen Sender müssten ihre Inhalte auch im Internet anbieten. „Wer nicht ins Netz geht, geht ins Museum“.

Schächter plädierte dafür, dass ARD, ZDF und die Zeitungsverlage über eine Zusammenarbeit bei den Bewegtbildern reden. Die internationalen Konkurrenten müssten „gemeinsam abgewehrt werden“.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) hatte am Dienstag Klage gegen die „Tagesschau“-App beim Landgericht Köln eingereicht. Zentraler Punkt: Die Anwendung für mobile Minicomputer sei rechtswidrig, weil sie zu viel Textmaterial enthalte, das nicht sendungsbezogen sei (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).

Piel sagte dazu: „Die ‚Tagesschau‘-App bietet den Gebührenzahlern mobil genau das, was dem Inhalt von tagesschau.de entspricht. Dabei spiegelt sie die attraktiven audio-visuellen Inhalte der ARD-Tagesschau wieder. „Zum App-Angebot gehört aber natürlich neben Bild und Ton – wie im Netz übrigens üblich – auch Text“, konnte sich die ARD-Vorsitzende einen ironischen Seitenhieb nicht verkneifen.
 
Lutz Marmor, Intendant des für die Umsetzung der App federführenden Norddeutschen Rundfunks, äußerte Unverständnis über die eingelegten Rechtsmittel. „Die Verleger sollten lieber gemeinsam mit uns versuchen, Journalismus und Informationskompetenz im Dienste der Demokratie zu stärken, als gegeneinander zu arbeiten“, sagte Marmor. Zwar kenne er noch keine genaue Klagebegründung, sei aber zuversichtlich, „dass wir am Ende bei den zu erwartenden Verfahren obsiegen werden“.
 
„Ich habe Verständnis für die Wahrnehmung von Interessen, aber auch wir haben die Interessen unserer Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahler zu wahren“, äußerte Marmor und verwies auf 1,7 Millionen Menschen, die die kostenlose Tagesschau-App bisher auf iPhone oder iPad geladen hätten. [ar]

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