
Otto Brenner Stiftung untersuchte „Vollbild“, „exactly“, „Ultraviolet Stories“, „Crisis – Hinter der Front“ und „Puls Reportage“.
Eine Studie zu neuen Reportage-Formaten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat die Otto Brenner Stiftung heute veröffentlicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass die zweite Generation öffentlich-rechtlicher Reportage-Formate für junge Zielgruppen facettenreicher und noch emotionaler ist. Zugleich steht sie aber vor neuen Herausforderungen, heißt es in dem Arbeitspapier, das Autor Janis Brinkmann zusammen mit Christof Amrhein und Anna Pröhle verfasst hat.
Brinkmann knüpft mit der Studie an seine 2022 ebenfalls bei der Otto Brenner Stiftung erschienene Analyse von funk-Reportage-Formaten wie „Y-Kollektiv“ und „STRG_F“ an. Nun analysiert er mit „Vollbild“, „exactly“, „Ultraviolet Stories“, „Crisis – Hinter der Front“ und „Puls Reportage“ die nächste Generation öffentlich-rechtlicher Presenter-Reportagen. Die neuen Formate schließen perspektivische und geografische Lücken, die er bei der Untersuchung der Vorgängergeneration identifiziert hatte.
„Die neuen öffentlich-rechtlichen Formate setzen noch konsequenter als ihre Vorgänger auf die Ich-Perspektive der Reporter. Nahezu jedes Thema wird über ihre persönlichen Erwartungen, Erfahrungen, Eindrücke oder Emotionen präsentiert. Durch diese Personalisierung stehen die sie regelmäßig im Fokus der Erzählung“, sagt der Studienautor.
Ich-Zentrierung der Formate hat Grenzen
Die Studie zeige jedoch auch, dass die Ich-Zentrierung der Formate Grenzen hat. In vielen Beiträgen sind die Reporter nicht nur Erzähler, sondern auch Hauptquelle, Akteur und Bewertende. Investigative Recherchen und andere Quellen sind hingegen kaum erkennbar, wissensorientierte oder erklärende Aufbereitungsstrategien kommen nur am Rande vor. Dazu Brinkmann: „Was authentisch gedacht ist, kann auch ins Selbstreferenzielle kippen, wenn echte Erfahrungen und Erlebnisse der Reporter fehlen, aber persönliche Bezüge trotzdem integriert werden sollen. Das führt dann in manchen Fällen zu einem wenig authentischen Selfie-Journalismus.“
Dass mit Ausnahme von „Puls Reportage“ keines der untersuchten Formate an die digitalen Reichweiten von „STRG_F“ oder „Y-Kollektiv“ heranreicht, weise außerdem auf eine gewisse Übersättigung der jungen Zielgruppe mit subjektiv präsentierten Inhalten hin. Ein Grund könnte sein, dass einzelne Themen und Perspektiven in den Reportagen redundant vorkommen: „Leider wiederholen einige der neuen Formate alte Themen und Perspektiven. Nicht alle schaffen es, ein erkennbar eigenes journalistisches Profil zu entwickeln“, so Brinkmann.
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