TV-Produzenten wollen mehr Aufträge von ARD und ZDF

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Vier Produzentenverbände fordern mehr Aufträge öffentlich-rechtlicher Sender. ARD und ZDF sagen: Das machen wir doch schon.

ARD und ZDF vergeben in den Augen unabhängiger Produzenten zu viele Aufträge an Tochterfirmen. „Öffentlich-rechtliche Sender sollten nicht einfach ein Tochterunternehmen anrufen und dort zum Beispiel einen neuen „Tatort“ ordern, sondern mit Ausschreibungen über die Auftragsvergabe entscheiden“, sagte der Chef des Film & Fernsehproduzentenverbandes Nordrhein-Westfalen, Gerhard Schmidt, der Nachrichtenagentur dpa. Das ZDF betonte, es pflege mit den Verbänden einen „partnerschaftlichen Umgang“. Auch von der ARD hieß es, man binde die Produzenten bereits umfangreich ein: Der WDR vergebe zum Beispiel rund 90 Prozent seiner Aufträge an unabhängige Produzenten, teilte eine ARD-Sprecherin mit.

Nach den Berechnungen der vier unabhängigen Produzentenverbände, der AG Dokumentarfilm, des Film & Fernsehproduzentenverbandes NRW, des Verbandes Deutscher Filmproduzenten und des VFFVmedia/Verband der Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft vergeben ARD und ZDF jährlich ungefähr 2,5 Milliarden Euro für TV-Auftragsproduktionen, ob es nun der „Tatort“, die große Show oder Vorabendserien sind. Dabei bevorzugten sie ihre eigenen Tochterunternehmen wie die Bavaria Film oder das Studio Hamburg und deren Töchter.
 
Die machen nach Darstellung Schmidts nur einen Marktanteil von 15 Prozent aller Produktionsunternehmen aus, erhielten aber beispielsweise 2010 über 37 Prozent des Produktionsvolumens der öffentlich-rechtlichen Sender. Die vier Produzentenverbände bewerten das als einen ungerechten Verdrängungswettbewerb und fordern nun Chancengleichheit, mehr Transparenz und einen Kodex, der die Vergabe von Aufträgen gerechter macht.
 
Als positives Beispiel führte Schmidt den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) an, der kürzlich den neuen in Thüringen angesiedelten „Tatort“ ausschrieb – 100 Unternehmen bewarben sich daraufhin. Den Zuschlag erhielt schließlich eine unabhängige Produktionsfirma.
 
„Auch die ARD ist der Auffassung, dass Transparenz Klarheit und Nachprüfbarkeit schafft“, teilte der Senderverbund mit. „Deshalb stellt die ARD diese Transparenz bereits her. Die in den jeweiligen Anstalten der ARD geltenden umfangreichen Regelungen, Prüfungen und zahlreiche Veröffentlichungen sichern ein hohes Maß an Transparenz im verantwortungsvollen Umgang mit Gebührengeldern.“ Dieser Umgang werde durch die Rechnungshöfe, unabhängige Wirtschaftsprüfer und die Gremien der Rundfunkanstalten geprüft. Die Ergebnisse dieser Prüfungen würden „stets veröffentlicht und öffentlich diskutiert.“
 
Das ZDF verwies darauf, einen „partnerschaftlichen Umgang mit seinen Auftragsproduzenten“ zu pflegen. So habe der Sender erst Anfang des Monats mit der Allianz deutscher Produzenten – Film & Fernsehen eine Eckpunktevereinbarung getroffen, mit der die „Terms of Trade“ für Dokumentationen auf eine neue, modernen Nutzungskonzepten angepasste, Basis gestellt worden seien. Eine vergleichbare Vereinbarung habe es zuvor bereits zu fiktionalen Produktionen gegeben. „Die Rahmenbedingungen für unabhängige Auftragsproduzenten sind dabei fortlaufend verbessert worden“, sagte ein Sprecher. „Das ZDF verfügt damit über eines der modernsten Regelwerke der Branche.“[dpa]

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11 Kommentare im Forum

  1. AW: TV-Produzenten wollen mehr Aufträge von ARD und ZDF Es ist immer das gleiche, wenn in einem Unternehmen die Kassen klamm werden, dann wird nach außen getreten statt sich an die eigene Nase zu fassen. Wenn die Aufträge nicht kommen, dann muss man sich vielleicht fragen, ob die eigene Firma vielleicht am Markt vorbei produziert, sprich zu teuer ist oder sonstige Forderungen nicht erfüllen kann, die der Mitbewerber anbietet. Ja, und dann kommen die TV-Produzenten immer mit der allseits beliebten Gebührenkeule, um so Rückhalt in der Bevölkerung zu bekommen und am liebsten den Gesetzgeber zu bewegen, Aufträge müssen bei ihnen platziert werden. Vielleicht sollten die TV-Produzenten auch einmal die Privaten aufs Korn nehmen. Wann lässt Pro Sieben beispielsweise etwas bei ihnen produzieren? Wie dem auch sei, es ist überall so, wenn es einem schlecht geht, fängt überall das Schreien und Beißen an.
  2. AW: TV-Produzenten wollen mehr Aufträge von ARD und ZDF Wenn's bei den unabhängigen Produzenten billiger ist, dann haben diese Recht! Ansonsten: Bei mir schreien auch 20 verschiedene Lebensmittelhändler, dass ich bei ihnen kaufen muß um ihre Pleite zu verhindern. Ich kaufe dort, wo es für mich am Günstigsten ist. Oder habe ich was falsch verstanden???
  3. AW: TV-Produzenten wollen mehr Aufträge von ARD und ZDF Wenn die ganzen TV-Produzenten so gut sind, dann sollen die in Hollywood Schlange stehen und nicht hier den Patrioten machen. Und noch mehr "Tatort" oder so geht sowieso nicht, denn die ganze Primetime ist schon schon jetzt "Made in Germany". Aber bei 2,5 Mrd.€ kommen natürlich Begehrlichkeiten, ist klar....
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