Köln – Diversifikation gewinnt als Finanzierungsquelle für Fernsehsender immer mehr an Bedeutung. So können jenseits der Werbeeinnahmen zusätzliche Erlösquellen entstehen.
Während Spartensender ihre Diversifikation so ausrichten müssen, dass ihre eigene Marke nicht verwässert, sondern vielmehr gestärkt wird, können sich die Vollprogramme eher auf die Wechselwirkung von zusätzlichen Wertschöpfungselementen wie Merchandising oder Gaming mit einzelnen Programmangeboten einrichten.
So lautete das Fazit eines Experten-Panels beim 19. Medienforum NRW. Stefan Kastenmüller, Geschäftsführer der Jetix Europe GmbH und damit Experte für Kinderfernsehen, setzt auf Diversifikation im großen Stil: „Die digitale Zukunft beginnt im Kinderzimmer“, sagte Kastenmüller, dessen Unternehmen Geld mit dem Bereich Kids Entertainment verdient.
Schon zwei Drittel aller 6- bis 13-Jährigen besitzen nach seinen Worten ein Handy, 81 Prozent surfen regelmäßig im Internet. „20 Prozent der Erlöse in unserer Bilanz stammen aus den diversifizierten Bereichen.“ Kastenmüller glaubt daher an das Geschäft speziell mit Gaming und Internet.
Die großen Vollprogramme arbeiten mit Hochdruck an einem möglichst breiten Angebot zu speziellen Sendererfolgen. Wie Hans Fink, Geschäftsführer der MM Merchandising Media GmbH (ProSiebenSat.1), anhand Germany´s Next Top Model erläuterte, gehören Bücher, DVDs, Musik und eine eigene Internet-Community zu renditestarken zusätzlichen Angeboten.
Während ProSiebenSat.1 die Entwicklung solcher Diversifikationselemente auslagert, versucht sich die RTL-Gruppe mit der RTL Interactive GmbH auch an selbst erdachten Formaten. Um diese Transformation erfolgreich zu durchlaufen, hat RTL sich zuletzt strategisch neu aufgestellt (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).“Wir haben jetzt Know-How entwickelt, haben Leute im Haus, die sich im Web 2.0 auskennen“, sagte der Geschäftsführer von RTL Interactive, Constantin Lange. Pay-Formate seien im Internet allerdings kaum durchsetzbar: „Bisher herrscht noch zu sehr Gratis-Mentalität.“
Eine zu starke Anlehnung an die Marke RTL könne im Online-Bereich auch hinderlich sein, erläuterte Lange. Die RTL-Videoplattform Clipfish.de sei deshalb noch unter ihrem eigenen Namen aktiv: „Da werden Zielgruppen angesprochen, die nicht die gleichen sind, die auch RTL erreicht.“ Wie die Gründung von Firma RTL Games zeigt, setzt inzwischen auch der Kölner Programmanbieter auf Spiele als Zukunftsgeschäft.
Beim Thema Mobile TV zeigten sich die Experten auf dem Podium abwartend. Constantin Lange beispielsweise beurteilte Bestrebungen, einen eigenen Kanal für Handy-Fernsehen zu entwickeln, skeptisch: „Die Qualität wird da aus finanziellen Gründen immer schlechter sein als das, was auf den großen Sendern läuft.“
Stefan Kastenmüller jedoch sieht vor allem bei den nachwachsenden Zielgruppen ein großes Potenzial für mobiles Fernsehen. „78 Prozent der 14-Jährigen haben heute ein Handy. Das Herunterladen von Videos gehört auf dem Schulhof bereits zum sozialen Status“, sagte er. Parallel zu 20-minütigen Serien dreht Jetix Europe deshalb bereits zusätzlich zweiminütige Formate für mobile Plattformen. [lf]
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