US-Investor will bei Axel Springer einsteigen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Im November 2018 hat Großaktionärin Friede Springer ihre Macht bei dem Medienkonzern ausgebaut. Jetzt verhandeln sie und Vorstandschef Döpfner mit einem kapitalstarken Investor über eine mögliche strategische Beteiligung – was an der Börse schon jetzt gut ankommt.

Der Medienkonzern Axel Springer will sich den US-Finanzinvestor KKR an Bord holen und mit einem solchen Milliardendeal das Wachstum vorantreiben. Der Vorstand sowie die Großaktionärin Friede Springer verhandeln mit der US-Beteiligungsgesellschaft über eine „mögliche strategische Beteiligung“, wie Springer am Mittwochabend in Berlin mitteilte.
 
Der bisherige Verhandlungsstand sehe vor, dass KKR zusammen mit Beteiligungsgesellschaften von Verlegerin Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner ein Kaufangebot für die restlichen Springer-Aktien vorlegt. Friede Springer, die von ihr gehaltene Großaktionärin Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co sowie Vorstandschef Döpfner beabsichtigten nicht, ihre Aktien im Rahmen der Transaktion zu veräußern. Die Springer-Aktien legten nach der Nachricht deutlich zu, der Börsenwert des Medienhauses kletterte auf fast 5,9 Milliarden Euro.
 
Die Familie des „Bild“- und „Welt“-Gründers Axel Springer hält eine Mehrheit an dem börsennotierten Unternehmen. Die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer, kontrolliert den Medienkonzern, der zuletzt das Digitalgeschäft stark ausgebaut hat. 37,5 Prozent hält sie über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik. Dazu kommt ein direkt gehaltener Anteil von 5,1 Prozent. Ihr Vertrauter Mathias Döpfner selbst hält 2,8 Prozent. Zusammen sind Friede Springer und Döpfner mit 45,4 Prozent beteiligt.

Die Enkelkinder des Verlagsgründers Axel Springer, Axel Sven und Ariane Melanie, halten zusammen 9,8 Prozent. Zum Aktienpaket der Enkel machte das Unternehmen in der Börsenmitteilung keine Angaben. Eine Sprecherin bestätigte, dass die Verhandlungen ohne die übrigen Familienmitglieder geführt würden.
 
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor unter Berufung auf Kreise berichtet, dass das Ziel der Rückzug des Medienkonzerns von der Börse sei. Dazu gab es keine Aussagen. In der Mitteilung der Axel Springer SE vom Mittwochabend hieß es: „Mit der Sondierung dieser Transaktion verfolgt der Vorstand seine
Wachstumsstrategie zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes.“ KKR wolle als langfristig orientierter Investor diese Strategie gemeinsam in einem Konsortium mit Friede Springer und Mathias Döpfner unterstützen.
 
Ob es zu einem öffentlichen Angebot und einer Beteiligung von KKR und „anschließenden gesellschaftsrechtlichen Strukturmaßnahmen kommen
wird, ist aus Sicht des Vorstands derzeit offen“, hieß es weiter. KKR hat sich bereits in der deutschen Medienbranche engagiert.
 
Anleger reagierten euphorisch. Die Papiere schnellten am Donnerstag im Tagesverlauf um mehr als 20 Prozent auf teils rund 55 Euro nach oben. Zuvor hatte die Springer-Aktie seit längerem schon nicht mehr zu den Lieblingen der Anleger gehört. In den vergangenen zwölf Monaten hat der Kurs um 26 Prozent nachgegeben.
 
Springer versucht, mit Online-Nachrichtenangeboten die schwächelnde Entwicklung bei Printmedien auszugleichen. Das Medienhaus wolle sich noch stärker auf die Hauptsegmente digitaler Journalismus und digitale Rubriken fokussieren, hatte Döpfner jüngst gesagt.
 
Job- und Immobilienportale sowie Online-Journalismus waren zuletzt die Wachstumstreiber. Knapp drei Viertel des Konzernumsatzes seien auf das digitale Geschäft entfallen, hieß es. Im ersten Quartal 2019 lagen die Erlöse mit 771,8 Millionen Euro leicht unter denen des Vorjahreszeitraums (773,5 Mio Euro). Der operative Gewinn (Ebitda) ging um 2,5 Prozent auf 167 Millionen Euro zurück.
 
Ende vergangenen Jahres hatte Friede Springer ihre Macht bei dem Konzern ausgebaut und so den Weg für eine geordnete Übergabe des Unternehmens geebnet. Sie übernahm die volle Kontrolle über den Großaktionär, die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. Die bisher ebenfalls an der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik beteiligten Enkelkinder Ariane und Axel Sven erhielten dafür direkte Anteile an der Axel Springer SE. [dpa]

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14 Kommentare im Forum

  1. Die Zeiten dürften vorbei sein. Wegen Trump gehen hier die Firmen schon in Kurzarbeit, der Brexit tut den Rest. Da werden die Firmen sich dann verlässlichere Handelspartner suchen. Im Osten gibts da genug.
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