VoD-Zukunft: Sind Pay-TV und Free-TV gleichermaßen in Gefahr?

20
133
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Welche Zukunft haben klassische TV-Ökosysteme in einer Welt, die nach dem Prinzip „Video on Demand“ funktioniert? Auf der TV-Messe Mipcom in Cannes hat sich der langjährige Medienexperte Jeff Ulin mit dieser Frage auseinandergesetzt. Seine Prognosse: Sowohl Pay-TV als auch Free-TV stehen von ungeheuren Herausforderungen.

Die TV-Welt wandelt sich. Der Prozess mag insgesamt relativ schleichend verlaufen aber er ist längst für jeden sichtbar, der genauer hinsieht. Im Internet-Zeitalter ist es für viele längst zur Normalität geworden, dass viele Filme und Serien rund um die Uhr beliebig verfügbar sind. Das Prinzip „Video on Demand“ existiert derzeit noch zu einem großen Teil im Schatten des klassischen linearen Fernsehens, aber es wird mehr und mehr zum Standard für immer mehr Zuschauer.

Auf der weltgrößten TV-Messe Mipcom sprach am Montag (7. Oktober) der Autor und langjährige Medienexperte Jeff Ulin, der unter anderem schon im Vertrieb für Lucasfilm, Paramount und Universal arbeitete, über die Herausforderungen, die sich für das klassische Fernsehen durch das Internet ergeben. Eine Gefahr sieht er dabei in der heute populären und auch von Inhalte-Anbietern propagierten Vorstellung, dass Inhalte jederzeit und überall verfügbar sein müssen. Im Endeffekt würde auf diese Weise ein System entstehen, in dem es immer schwieriger würde, mit einzelnen Inhalten Geld zu verdienen.
 
Laut Ulin’s Theorie stellt eine solche Entwicklung eine Gefahr sowohl fürs Pay-TV, als auch für Free-TV dar. Das Bezahlfernsehen sei deshalb in Gefahr, weil es nach klassischer Definition gewisse Schranken aufrecht erhalten muss, um mit teuer erkauften, exklusiven Inhalten Geld zu verdienen. Bereits aktuelle Beispiele wie etwa die Serie „Game of Thrones“ würden jedoch zeigen, dass viele Zuschauer nicht mehr bereit sind, diese Schranken zu akzeptieren. So ist „Game of Thrones“ zwar im Pay-TV ein Renner, gleichzeitig aber auch eine der am meisten gedownloadeten Serien überhaupt.
 
Im Allgemeinen werde der Wert von Pay-TV in Frage gestellt, sobald andere Anbieter, wie etwa VoD-Dienste, die gleichen Inhalte ebenfalls anbieten können. Immerhin scheinen auch kommerzielle VoD-Anbieter wie Netflix, Amazon und Hulu längst erkannt zu haben, welchen Wert eigene exklusive Inhalte haben und haben deshalb begonnen, eigene Formate zu produzieren. „Es überrascht mich nicht. Ich habe schon vor Jahren prophezeit, dass dies passieren würde. Ich bin vielmehr überrascht, dass es nicht eher passiert ist“, so Ulin. Je stärker immer mehr Anbieter um die gleichen Inhalte wetteifern würden, um mit ihnen Geld zu verdienen, umso größer sei der Druck auf den einzelnen, sich möglichst viele Inhalte zu verschaffen und umso schwieriger würde der Markt für alle Beteiligten.
 
Für das Free-TV sieht Jeff Ulin das größte Problem darin, dass es noch viel stärker als das Pay-TV linear ausgerichtet sei. Einzelne Serien, Filme und Show im Free-TV würden meist klar für eine bestimmte Sendezeit konzipiert und sind nur zu dieser zu sehen, während in einer Video-on-Demand-Welt prinzipiell alle Inhalte jederzeit verfügbar seien. Es werde eine große Herausforderung sein, Zuschauer, die einmal vom Prinzip des linearen Fernsehens entwöhnt sind, wieder daran zu gewöhnen. Auf der anderen Seite sei es wesentlich schwieriger, einen angemessenen Werbewert für werbefinanzierte und frei-verfügbare On-Demand-Inhalte festzulegen, als dies bei linearen Programmen der Fall ist. Das potentielle Publikum einer Sendung werde dadurch viel größer, weil die Menschen diese zu jeder beliebigen Zeit sehen könnten. Gleichzeitig wären die Zuschauerzahlen zu einer ganz bestimmten Zeit sicherlich deutlich geringer, als bei einer einmaligen linearen TV-Ausstrahlung.
 
Große Herausforderung also vor allem für die Sender und kommerziellen Video-on-Demand-Dienste. Zumindest der Zuschauer könnte jedoch profitieren, denn wie Jeff Ulin konstatiert, werde der Content auch in Zukunft König bleiben. Bezogen auf den härter werdenen Wettbewerb glaubt er jedoch, dass das Königreich dabei in Zukunft nicht mehr so reich sein wird, wie in der Vergangenheit. [ps]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

20 Kommentare im Forum

  1. AW: VoD-Zukunft: Sind Pay-TV und Free-TV gleichermaßen in Gefahr? Hängt vor allem von drei Dingen ab: 1. Preis 2. Verfügbarkeit/Auswahl 3. einfache Bedienbarkeit Ich nutze z.B. Lovefilm via Smart TV, einfach zu bedienen, der Preis ist noch o.k., nur die Auswahl könnte größer sein. Allerdings schaue ich auch noch klassisch BluRays und daher lohnt sich das für mich. Das Filmpaket von Sky, zumal ohne Sky Go in Zukunft, ist daher für mich nicht attraktiv.
  2. AW: VoD-Zukunft: Sind Pay-TV und Free-TV gleichermaßen in Gefahr? Ich würde noch 2 Kriterien hinzufügen: 4. hochwertige Bild- und Ton Qualität (min. 720p, DD 5.1) 5. Originalton verfügbar Inzwischen gibts sowas tatsächlich und seither kaufe ich weniger Blu Rays und ich schau noch seltener Spielfilme im TV. Ein Sky Film Abo oder sowas ist völlig unattraktiv. Ich will nur dann bezahlen, wenn ich auch was schaue. Das ist 1 oder 2x im Monat der Fall.
  3. AW: VoD-Zukunft: Sind Pay-TV und Free-TV gleichermaßen in Gefahr? Ich würde es mal so formulieren: Könnte man die Dienste rund um die Uhr störungsfrei empfangen wären sie bereits heute dem normalen TV was Serien und Filme anbelangt vorzuziehen. Leider sind Aussetzer und Abbrüche relativ häufig und nerven. Selbst eine 32 Mbit/s Leitung macht da hie und da schlapp, obwohl lt. Speedmeter die volle Leistung zur Verfügung steht. Liegt dann aber wohl an den eingesetzten Servern der Dienste. Die Bildqualität ist auf normalen Schirmgrößen
    Alle Kommentare 20 im Forum anzeigen

    Kommentieren Sie den Artikel im Forum