Was dem WDR fehlt…

2
33
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Es ist schon über 40 Jahre her, dass innovative Formate wie „Die Sendung mit der Maus“ vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) erfunden wurden. Seitdem ist viel beim WDR passiert – oder etwa doch nicht so viel?

WDR-Intendant Tom Buhrow bläst der Wind einer mit staubigem Mief von jahrzehntelangem inzestuös organisierten, regional politisch-korrekten und stets kölnisch selbstgefälligen Mitarbeiter-„Klüngel“ durchsetzten Planungsbereitschaft seines WDR entgegen. Dafür kann Buhrow erst mal nichts. Das ist der Status Quo des Westdeutschen Rundfunks und er war es jahrzehntelang.
 
Es soll und muss nun gespart werden, hatte der Chef eingesehen und verkündet. Aber wo? Frei nach dem alten Schutzmotto: „Heiliger Sankt Florian, schütze mein Haus, zünd‘ andere an“ zeigt jede Abteilung auf die andere, jeder freie Mitarbeiter auf Unzulänglichkeiten der Festangestellten und umgekehrt, wenn es darum geht, weitere Einsparungen hinzunehmen, hört man dieser Tage aus der Domstadt.

Es war doch jahrelang alles so bequem gewesen, meint ein langjähriger Mitarbeiter, der nicht genannt werden will hinter vorgehaltener Hand. Kaum einer der altgedienten öffentlich-rechtlichen Festangestellten und der vielen gut bezahlten freien Mitarbeiter versteht noch die Welt in Kölns öffentlich rechtlicher Anstalt: „Das hört sich ja so an, als hätten wir etwas falsch gemacht, dabei geht hier die letzten 50 Jahre alles seinen gewohnten Gang“, beschwert sich einer lautstark, der schon lange dabei ist. Er begreife nicht, warum jetzt plötzlich in diesem Maße gespart werden soll. Auch er will nicht genannt werden.
 
Was außerhalb von Köln kaum verstanden wird: Ausgerechnet bei der Lokalberichterstattung wird der regional orientierte WDR nun in einem ersten Schritt den Rotstift ansetzen: Die „Lokalzeit“ am Samstag wird ab dem nächsten Jahr gestrichen, wie Programmdirektor Jörg Schönenborn, dieses Mal ohne das für ihn typische, eingegrabene Grinsen, verkünden musste. Dabei ist der Sender doch vor allem der lokalen Nachrichtenberichterstattung und nicht nur dem „Tatort“ aus Duisburg, Köln und Münster verpflichtet.
 
Die programmlichen Einsparungen werden aber so oder so nicht reichen: Ab 2016 stehen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt rund 100 Millionen Euro jährlich weniger zur Verfügung, um Programm und Verwaltung zu finanzieren. 500 Mitarbeiter sollen über die nächsten Jahre bis 2020 abgebaut werden, sagt Tom Buhrow.
 
Was dem WDR fehlt, ist aber nicht nur Geld, sondern Innovationskraft. Gemeint ist keine neue „Maus“, kein neuer „Tatort“. Einfach mal etwas gänzlich Neues. Diese Bereitschaft ist nicht erkennbar, knüpfte man doch in den letzten Jahren immer nur an schon vorhandene, alte WDR-Formate an.
 
Innovatioskraft kostet kein Geld, auch wenn das sicher von den WDR-Programmverantwortlichen behauptet wird. Es gibt genügend intelligente Kräfte in dieser Anstalt, die einfach mal mutig sein sollten, denn noch sind Personal und Geld vorhanden. Erst schrittweise wird über die nächsten Jahre abgebaut.
 
Ich wünsche mir ein öffentlich-rechtliches Bezahlfernsehen, für das ich gern pro Monat zahle, wenn dann mal gänzlich neue Ideen eines solchen Lokalsenders entstünden. Der WDR sei hierbei nur ein Beispiel, könnte aber letztlich als neues Vorbild aller Dritten dienen. [Kommentar Torsten Herres, Herausgeber]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

2 Kommentare im Forum

  1. Hmm, den WDR "die Sendung mit der Maus" als einzige Kreativ-Tat anzurechnen ist doch etwas ungerecht .... Ein paar andere Sendungen der letzten 40 Jahre fand/finde ich auch schon noch interessant. Zimmer frei Schmidteinander Hobbythek Computerclub ;-) Wunderschön Hart aber Fair Waren zu ihrer Zeit neu - aber es stimmt, da sollte man wieder etwas überraschendes neues kommen... Aber manches erfolgversprechende Talent ist auch nach der dritten Sendung bei mindesten zehnfacher Gage zu irgendeinem Privaten gewechselt...
  2. AW: Was dem WDR fehlt... Zimmer Frei Mitternachtsspitzen Stratmanns Stunksitzung Dittsche Prix Pantheon Pink Punk Pantheon So lacht NRW Das NRW-Duell Der dritte Bildungsweg Becker unterwegs (oder wie die Sendung hieß) Baustelle Deutschland Mann an Bord Schmidteinander Funk(k)haus Night Wash Donnerlippchen WWF-Club
Alle Kommentare 2 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum