Werbereduzierung bei ARD und ZDF? Warum eigentlich?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Kaum ist bekannt, dass ARD und ZDF deutliche Mehreinnahmen aus dem neuen Rundfunkbeitrag erwarten dürfen, werden wieder Forderungen nach einer Reduzierung oder Abschaffung der Werbung bei den Öffentlich-Rechtlichen laut. Doch während dies im Radiobereich sinnvoll erscheint, wären entsprechende Maßnahmen im Fernsehen womöglich eher kontraproduktiv.

Der neue Rundfunkbeitrag bringt deutlich mehr Geld ein als das alte Modell. 1,5 Milliarden Euro mehr als geplant werden ARD, ZDF und Deutschlandradio wegen der 2013 erfolgten Umstellung auf das neue Beitragsmodell bis 2016 einnehmen. Behalten oder gar Ausgeben dürfen die Rundfunkhäuser das zusätzliche Geld aber nicht. Vielmehr sollen die Beträge auf separaten Konten gelagert werden. Das so entstehende finanzielle Polster soll verwendet werden, um den Rundfunkbeitrag ab dem 1. April um 48 Cent im Monat zu senken und diesen danach für mehrere Jahre stabil zu halten.

Man brauchte jedoch nach der offiziellen Bekanntgabe der Mehreinnahmen am gestrigen Donnerstag nicht lange warten, bis sich die ersten Stimmen mit Forderungen nach einer Reduzierung der Werbung bei ARD und ZDF zu Wort meldeten. Zu den Stimmführern gehörte dabei natürlich der Privatsenderverband VPRT, der in der Werbung bei ARD und ZDF seit Jahren einen Wettbewerbsnachteil für die privaten Veranstalter sieht. „Die Länder können Beitragsstabilität bis 2020 garantieren und die zunehmende Kommerzialisierung von ARD und ZDF durch Werbung eindämmen“, teilte Tobias Schmid, der Vorstandsvorsitzende des Verbands, deshalb am Donnerstag mit.
 
Auch Nordrhein-Westfalens Medienministerin Angelica Schwall-Düren sprach sich wenige Stunden nach Bekanntwerden der Mehreinnahmen für eine Reduzierung der Werbung aus – um die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender von Sponsorings zu gewährleisten, wie es hieß.
 
Doch was würde eine Reduzierung der Werbezeiten von ARD und ZDF tatsächlich bringen? Was würde das für die Zuschauer und Beitragszahler bringen? Nach derzeitiger Regelung dürfen beide Veranstalter werktags maximal 20 Minuten an Werbung im TV zeigen und das auch nur vor 20.00 Uhr. Für die meisten Zuschauer, die im privaten Fernsehen permanent mit Werbung konfrontiert sind, dürfte dies zu verschmerzen sein. Zumal die Werbung ihren Teil dazu beiträgt, den Rundfunkbeitrag auf einem stabilen Niveau zu halten.
 
Natürlich lässt sich in Zeiten, in denen die Beitragseinnahmen die veranschlagten Ausgaben übersteigen, leicht über eine Reduzierung oder Abschaffung der Werbung sprechen, weil dadurch keine negative Entwicklung auf die Höhe der Beiträge zu erwarten ist. Doch realistisch betrachtet dürfte diese Phase schneller vorübergehen, als allgemein erwartet wird. Die Abschaffung der TV-Werbung bei ARD und ZDF heute könnte also durchaus die Beitragserhöhung morgen bedeuten und diese hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Auswirkungen auf die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Systems insgesamt, als die 20 Minuten Werbung täglich.
 
Komplizierter wird der Fall, wenn man die Werbung der ARD im Radio betrachtet (das ZDF betreibt bekanntlich keine Radiosender). Hier senden die öffentlich-rechtlichen Radiosender in der Regel umfassende Werbeblöcke über den Tag verteilt und treten damit in direkte wettbewerbliche Konkurrenz zu den Privatsendern. Immer wieder ins Spiel gebracht wird dabei das NDR-Modell. Beim Norddeutschen Rundfunk ist die Radiowerbung bereits seit Jahren werktäglich auf 60 Minuten beschränkt – eine Lösung, die unter Umständen auch für andere ARD-Anstalten in Frage kommen könnte.
 
Effekte auf die zukünftige Stabilität des Rundfunkbeitrags wären natürlich auch bei einer Reduzierung der Werbezeiten im Radio nicht auszuschließen. Allerdings wären sie dem Beitragszahler in diesem Fall wesentlich besser zu erklären als bei einer Abschaffung der deutlich weniger präsenten Fernsehwerbung von ARD und ZDF. [Kommentar von Patrick Schulze, Redakteur]

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37 Kommentare im Forum

  1. AW: Werbereduzierung bei ARD und ZDF? Warum eigentlich? Ich würde auch kein generelles Werbeverbot für den ÖRR aussprechen wollen. Was ich aussprechen würde, wäre ein generelles Verbot von Unterbrecherwerbung.
  2. AW: Werbereduzierung bei ARD und ZDF? Warum eigentlich? Na dann wird die Sportschau eben zerstückelt und die Werbung wird weiter gezeigt. Ich bin für ein generelles Verbot von Werbung im gesamten ÖR Rundfunk. Ebenso sollten Pling und Plongs wie auch Einblendungen während einer laufenden Sendung untersagt werden. Außer es handelt sich um eine wichtige Durchsagen die Menschenleben retten können.
  3. AW: Werbereduzierung bei ARD und ZDF? Warum eigentlich? Vor allem die 10 Sek. Werbung vor der Tagesschau empfinde ich als äußerst lästig. Das muss nicht sein.
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