Frauen im Rundfunk jetzt besser gestellt – aber nicht überall

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Podcast Aufnahme, Radio, Mikrofon
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Vor rund zehn Jahren trat der Verein ProQuote Medien an, Medienhäuser damit zu konfrontieren, dass die Topjobs in der Mehrzahl an Männer gehen. Heute sieht der Verein deutliche Fortschritte. Aber nicht überall.

Frauen kommen nach Angaben des Vereins ProQuote Medien häufiger in eine journalistische Führungsposition in deutschen Rundfunkhäusern als noch vor einigen Jahren. Der Anteil sei in den vergangenen drei Jahren gestiegen, teilte der Verein am Mittwoch in Hamburg mit – er setzt sich seit der Gründung im Jahr 2012 dafür ein, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Journalismus kommen. Ein Anteil von jeweils 50 Prozent bei Männern und Frauen werde aber nur in wenigen Sendern erreicht, beklagte die Organisation zugleich. Sie verwies auch auf den Bereich der Sportberichterstattung, wo der Unterschied noch groß sei.

Situation hat sich seit 2018 verbessert

Der Verein stützt sich bei seiner Bewertung auf eigene Analysen. 2018 hatte es eine Studie zu Geschlechterverteilung in Führungspositionen im Rundfunk gegeben. Nun hat die Organisation die Zahlen mit neueren Daten verglichen. Das Ergebnis: Vielerorts verbesserte sich das Bild. Die Vorsitzende von ProQuote Medien, Edith Heitkämper, sprach von einem ermutigenden Signal.

Mehr Frauen in Führungspositionen

Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten und beim Auslandssender Deutsche Welle waren 2021 im Durchschnitt knapp 44,7 Prozent der Stellen im Bereich der Programm- und Redaktionsverantwortung weiblich besetzt. ProQuote Medien setzt einen weiteren Wert an: den Frauenmachtanteil. Damit ist nicht der Frauenanteil an sich in den Führungsteams gemeint. ProQuote Medien gewichtet die Ebene der Führungspositionen zusätzlich. Je höher eine Position ist, desto mehr Gewicht bekommt sie. Der neuen Studie zufolge lag dieser nun bei 43,4 Prozent. 2018 hatte er bei 37,7 Prozent gelegen.

Verein will Frauenquote für Top-Jobs

Der Verein fordert, dass 50 Prozent der Topjobs mit Frauen besetzt werden. Der Studie zufolge liegt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mit rund 57 Prozent Frauenmachtanteil sogar darüber. Die Deutsche Welle kommt hier auf gut 50 Prozent. Am geringsten falle der Anteil beim Hessischen Rundfunk (HR) mit 29,4 Prozent aus. Der Wert sei rückläufig.

Die stellvertretende Intendantin des Hessischen Rundfunks, Gabriele Holzner, nannte auf einer Podiumsdiskussion Gründe für den Rückgang. „Wir haben in den letzten Jahren massiv Stellen abgebaut.“ Viele Stellen seien nicht wieder besetzt worden. Das könne übergangsweise dazu führen, dass die Quote zunächst sinkt.

Privater Rundfunk: Nicht genügend Daten

Holzner führte zudem aus, dass im Haus Führungsverantwortung komplett verändert werde. Entscheidungen würden nicht mehr nach „Schulterklappen“, also nach Hierarchierang, getroffen. Sondern die Runden setzten sich nach Perspektiven und Kompetenzen aus dem Mitarbeiterkreis zusammen. So setze sich die Frauenmacht nicht mehr nur nach Hierarchieebene zusammen.

Für den privaten Rundfunk lagen dem Verein nach eigenen Angaben nicht genügend Daten vor, um einen Vergleich anzustellen.

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