Rundfunkbeitrag: Buhrow greift Politik an

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Tom Buhrow WDR © WDR/Herby Sachs
Wagt sich aufgrund recht seiner komfortablen Position des zurückgekommenen Interims-ARD-Vorsitzenden aus der Deckung und spricht viele bislang undenkbare Einschnitte in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wie wir ihn kennen, an: Tom Buhrow. © WDR/Herby Sachs

Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow sieht beim Streit um einen höheren Rundfunkbeitrag auch eine fehlende Übernahme von Verantwortung in der Politik.

In einem „Handelsblatt“-Interview sagte Buhrow auf die Frage, was er darauf antworte, dass CDU-Abgeordnete im Landtag in Magdeburg argumentiert hätten, die Bürger lehnten die Beitragserhöhung ab und der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei zu groß und zu teuer: „Das ist ein zentraler Punkt. Hier zeigt sich, dass Politiker zu Verantwortungsverweigerern werden. Sie haben doch einen Hebel, um all das, was sich da in Jahrzehnten an Unbehagen aufgestaut hat, neu zu justieren. Sie haben das Recht und die Pflicht, uns zu beauftragen.“

In Sachsen-Anhalt pocht die CDU seit Jahren auf Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und hält ihn für zu groß. Die Abgeordneten begründeten ihr Nein zu einem höheren Rundfunkbeitrag mit mangelndem Spar- und Reformwillen. Weil ohne eine Zustimmung der CDU im Magdeburger Landtag keine Mehrheit für das Vorhaben möglich ist, zog Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor kurzem den Staatsvertrag vor der entscheidenden Abstimmung aus dem Parlament zurück. Damit liegt die Erhöhung um 86 Cent pro Monat auf 18,36 Euro zunächst deutschlandweit auf Eis, weil laut Vorgaben bis Jahresende alle Landesparlamente zustimmen müssen. Sachsen-Anhalt galt als einziger Wackelkandidat. 18,36 Euro sollten eigentlich zum 1. Januar 2021 kommen. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben Klagen beim Bundesverfassungsgericht eingereicht.

Medienpolitik ist Ländersache. In Staatsverträgen legen die Länder fest, was grundsätzlich der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist, ohne ins konkrete Programm einzugreifen. Der Rundfunkbeitrag, den die Haushalte und Firmen in Deutschland zahlen müssen, ist in einem gesonderten Staatsvertrag geregelt.

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110 Kommentare im Forum

  1. Wenn Buhrow verlangt, dass man gegen seine Überzeugungen stimmt und nicht mehr hinterfragt, dann willkommen in der DDR 3.0 . Ich halte den ÖR Rundfunk für wichtig, aber noch wichtiger finde ich die Demokratie und zu einem demokratischen Prozess gehört eine Debatte, Kritik und auch das man es ablehnen kann.
  2. .. aus demhier zur Diskussion stehenden DF-Artikel:... ist Tom Buhrow eigentlich irgendwo mal auf diese Argumente eingegangen? Edit: -> ARD - ARD kürzt Milliarden bei Ausgaben Eine der Sparmaßnahmen... wenn die ÖR nicht mehr Geld bekommen, werden wir bald auch auf Serien wie "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe" verzichten müssen?
  3. -> ARD - Studie in Sachsen-Anhalt: Großes Vertrauen in öffentlich-rechtlichen Rundfunk Warum hat man die Leute nicht auch gefragt, ob sie bereit sind, höhere Rundfunkgebühren zu zahlen? Ein Beispiel: Wenn es im ÖPNV Warnstreik gibt, halten viele betroffene Fahrgäste die Forderungen für berechtigt. Aber wenn in Folge die Fahrpreise erhöht werden, sind es die ersten, die gegen die Preiserhöhungen protestieren ....
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