Welche Frequenzen benötigt die Bundeswehr im Kriegsfall?

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Erstmals hat die Deutsche Bundeswehr seinen Frequenzbedarf für den Ernstfall publik gemacht. Daraus geht hervor, dass man sich nicht auf einheitliche NATO-Frequenzen verlassen will, sondern einen eigenen Weg bevorzugt. Was zu Komplikationen bei der Frequenznutzung führt. Aber nicht nur die Bundeswehr beansprucht mehr Frequenzen, sondern auch die NATO.

Wie ist die Situation bei der NATO?

Derzeit kann die NATO Frequenzbereiche im Spektrum zwischen 5 und 16 MHz, also im Kurzwellenbereich, nutzen. Dieser Bereich soll künftig bis 40 MHz ausgeweitet werden, um hier ein Military Mobile Radio System zu installieren.

Worauf spekuliert die Bundeswehr?

Die Deutsche Bundeswehr hat bereits zu verstehen gegeben, wie wichtig für sie das UHF-Band im Bereich von 470 bis 694 MHz ist. Bis 2031 ist dieser Bereich in Deutschland noch für die primäre Nutzung von DVB-T2 reserviert. Spannend daran ist, dass nun ein dritter Player aufgetaucht ist, der diesen Frequenzbereich für sich beansprucht. Einerseits ist er wichtig, um darüber weiter terrestrisches Fernsehen anbieten zu können. Egal ob in DVB-T2 und/oder künftig auch in 5G Broadcast. Außerdem spekuliert der Mobilfunk auf den noch dem Fernsehen verbliebenen Bereich des UHF-Spektrums. Schließlich soll 6G Ende dieses Jahrzehnts starten und dafür braucht man halt auch Frequenzen. Als dritter Interessent hat nun das Militär Bedarf angemeldet.

Vor allem beansprucht die Bundeswehr zwei je 8 MHz breite Frequenzblöcke im Bereich von 470 bis 512 MHz. Davon sind die von DVB-T2 genutzten Kanäle 21 bis 25 betroffen. Die Bundeswehr benötigt das UHF-Spektrum nicht nur zur Versorgung von Kasernen, sondern auch, um damit Marschrouten abzudecken. Also können wir von einem deutschlandweiten Bedarf ausgehen.

Welche Bereiche kann die Bundeswehr schon jetzt nutzen?

Nachdem der von der Bundeswehr anvisierte UHF-Bereich bis 2031 fest dem digitalen Antennenfernsehen DVB-T2 zugesichert ist, bleibt ihr nur, derzeit nicht genutzte Frequenzlücken zu belegen. Sie werden White Spaces genannt. Dabei muss die Bundeswehr auch Sorge tragen, keine Veranstaltungstechnik, wie Funkmikrofone, In-Ear-Monitore und dergleichen, zu stören. Denn Kulturschaffenden sind Frequenzen des UHF-Bereichs zur Sekundärnutzung ebenfalls bis 2031 fest zugesagt.

Frequenzwünsche der Bundeswehr stoßen auf Ablehnung

Kenner der Situation stufen die Wünsche der Bundeswehr als überzogen ein. Auch, weil diese reichlich Frequenzen in anderen Bereichen zur Verfügung hat, ohne diese bis heute vollumfänglich zu nutzen. Sogar im oberen UHF-Bereich zwischen 690 und 790 MHz stehen der Bundeswehr Übertragungskapazitäten zur Verfügung, die man nutzen könnte.

Ob ein Alleingang bei der Frequenznutzung innerhalb der NATO nicht ein Schuss nach hinten ist, darf ebenfalls angenommen werden. Auf der einen Seite wäre man zwar unter sich, auf der anderen Seite hätte ein solcher Alleingang zur Folge, dass NATO-Partner nicht einfach untereinander in Verbindung treten könnten.

Am Ende wird sich während der kommenden Jahre herausstellen, inwieweit sich die Bundeswehr mit ihren Frequenzwünschen durchzusetzen vermag.

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  • DF_ZDF_Bundeswehr: ZDF
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