High End 2012: Friends of Audio mit vielen Neuheiten und Kritik

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Der Audio-Spezialist Friends of Audio nutzt die 31. High End (3. bis 6. Mai) in München, um neue Produkte vorzustellen. Im Interview mit dem Auerbach Verlag sprach Geschäftsinhaber Rainer Israel über das Preis-Leistungs-Verhältnis im High-End-Bereich, die Bedeutung der Raumakustik sowie Ausstattungsprobleme auf der Münchner Messe.

Herr Israel, was ist für Sie High-End bzw. wann fängt High-End an?

Rainer Israel: Der Begriff High-End ist mittlerweile sehr abgegriffen und steht meist für überteuerte Ware mit jeder Menge „Außentuning“. Während in der „guten, alten Hi-Fi-Zeit“ noch große Unterschiede zwischen Standardgeräten und den Produkten der Oberklasse bestanden, kann man heute bereits mit Geräten der Mittelklasse schon sehr gut Musik hören. Dabei ist vor allem eine geschickte Kombination der jeweiligen Geräte wichtig, die zudem den Erwartungen und den Hörgewohnheiten des jeweiligen Kunden Rechnung trägt. Hier war und ist der erfahrene Fachhändler mehr denn je die Schlüsselfigur, um bei gegebenem Budget ein optimales Ergebnis zu gewährleisten.

Welchen Stellenwert hat für Sie die High End Messe?

Israel: Die High End in München hat sich seit ihrem Umzug nach München zu DER Leitmesse im Bereich der Unterhaltungselektronik entwickelt. Gleichzeitig hat die CES in Las Vegas kontinuierlich an Wert verloren. Allerdings heißt das nicht automatisch, dass die High End für den Endkunden interessanter geworden wäre! Man kann über den Sinn und auch aus der Sicht der Veranstalter über die Wirtschaftlichkeit von sogenannten Hotelmessen sicher geteilter Meinung sein.
 

Aber für den Endkunden ist eine Messe nur dann wirklich zielführend, wenn er sich möglichst viele Geräte live anhören kann. Dieses Anhören sollte dann in halbwegs Wohnraum ähnlicher Umgebung erfolgen und genau das ist bei der High End im heutigen Format leider meist nicht der Fall. Der durchschnittliche Hörraum (nicht nur) in Deutschland hat meist eine Grundfläche zwischen 18 und 22 qm. Da ist man mit einem leeren Doppelzimmer in einem Hotel der Mittelklasse schon sehr nahe am Original. Die meist großflächigen und zusätzlich noch verglasten „Aquarien“ des M.O.C in München sind vor diesem Hintergrund ebenso weit weg von der Wirklichkeit wie das Preisgefüge vieler sogenannter High-End-Komponenten.
 
Während die Messe während der letzten Jahre für die Hersteller als Treffpunkt mit ihren Distributoren aus aller Welt immer wichtiger geworden ist, ist für die lokalen Vertriebe der „abnehmende Grenznutzen“ deutlich spürbar. Leider nutzen immer weniger Händler die Messe als Plattform, um über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen und sich nicht nur bei den etablierten Herstellern, sondern auch gezielt nach interessanten Ergänzungen für das eigene Portfolio umzusehen. Der eigentliche Endkunde steht häufig etwas ratlos da und fragt sich immer mehr, ob der gigantische Aufwand für ihn wirklich von Nutzen ist.

Welche Neuheiten werden Sie zeigen?


Israel: Alle Partner von Friends of Audio werden während der High End in München ausstellen. North Star Design aus Pisa wird einen neuen Wandler der gehobenen Mittelklasse inklusive Fernbedienung und einer professionellen Lautstärkeregelung in komplett symmetrischer Ausführung zeigen. Mastersound aus Vicenza wird seine Produktfamilie um neue Eintakt-Class-A-Verstärker auf der Basis von 300B-Trioden ergänzen. Bei Diapason ist eine neue Serie von Lautsprechern unterhalb der existierenden Reference Line (Karis, Adamantes und Àstera) in Vorbereitung. Auch bei den modularen Rack-Systemen von BassoContinuo aus Mailand wird es Nachwuchs zu sehen geben.
 

Wenn wir über High-End reden, reden wir damit auch über High-End-Preise?

Israel: Wie schon anfangs bemerkt, ist der Begriff High-End für sich betrachtet für den interessierten Musikhörer eher unbedeutend. Durch die häufig anzutreffenden Materialschlachten wachsen die Preise in den letzten Jahren für viele dieser Produkte in Regionen, die für die meisten Endkunden unerreichbar sind. Zusätzlich wächst der Klang leider in vielen Fällen nicht proportional mit dem Preis … In diesem Zusammenhang drängt sich ein geflügeltes Wort aus der Tourismusbranche auf: „Der Tourismus zerstört das, was er sucht, indem er es findet!“
 
Allerdings hat gute Arbeit auch heute noch ihren Preis! Friends of Audio vertreibt ausschließlich ausgesuchte, „handgemachte“ Produkte aus Europa – speziell aus Italien. Produkte aus diesen Manufakturen können selbstverständlich nicht zu denselben Kosten hergestellt werden, zu denen viele Produkte in Fernost „vom Band fallen“. Dafür erhält der Kunde jedoch sorgfältig entwickelte und gefertigte Geräte, die ihren Preis im besten Sinne des Wortes „wert“ sind!
 

Welche Empfehlungen haben Sie für den Neueinsteiger: Raumakustik, Geräte oder Kabel?

Israel: Es ist müßig, hier einzelne Produkte aufzuzählen. Vielmehr möchten wir dem Kunden empfehlen, etwas mehr auf den Raum zu achten, im dem die Anlage spielen soll! Kein Übertragungsweg in der gesamten Anlage ist so fehlerbehaftet wie die Strecke, die der Ton vom Lautsprecher bis zum Ohr zurücklegt. Gerade bei der Wahl der Lautsprecher ist weniger häufig mehr. Kleine Lautsprecher auf einem soliden Ständer haben in normalen Hörräumen viele Vorteile gegenüber Standlautsprechern in der gleichen Preisklasse! Dazu gehört ganz besonders eine meist bessere Abstrahlcharakteristik. Die Raumdarstellung wird plastischer und die Musik löst sich besser vom Gehäuse der Lautsprecher. Der Beigeschmack der Konserve verliert sich zugunsten der musikalischen Performance der Künstler. Das Ergebnis ist schlicht mehr Musik im Raum!
 
Übrigens: Es ist ein häufig begangener Fehler, zu glauben, der Klang wird durch Verwendung großer Standlautsprecher zwangsläufig besser. Meist erzeugen diese Lautsprecher zwar mehr Bass bzw. übertragen auch tiefere Frequenzen noch mit vergleichsweise hohem Schalldruck. Allerdings führt dies nicht selten auch zur verstärkten Anregung von tieffrequenten Raummoden, die ein guter „kleiner“ Lautsprecher nicht anregen kann, weil er diese Frequenzen erst gar nicht überträgt. Gerade in vielen „modern“ (sprich: karg) eingerichteten Räumen mit wenigen Vorhängen und meist gefliesten Böden ist die richtige Auswahl der Lautsprecher von großer Bedeutung für den guten Klang der Anlage!
 

Herr Israel, vielen Dank für das Gespräch!
 
 
Mehr zu den Produktvorstellungen der High End-Messe lesen Sie täglich in unserer Audiorubrik auf DIGITALFERNSEHEN.de oder in der aktuellen Ausgabe 3/2012 der Zeitschrift AUDIO TEST.[red]

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