Bedroht AST SpaceMobile den Amateurfunk?

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AST SpaceMobile möchte weltweit im 70 MHz-Amateurfunkband senden

Das texanische Unternehmen AST beabsichtigt ein Satelliten-Telefonnetz aufzubauen. Dazu sollen 248 Satelliten gestartet werden, die im Frequenzbereich von 430 bis 440 MHz arbeiten und so Internetzugänge für Smartphones realisieren wollen. Der Bereich von 430 bis 440 MHz ist in der ITU-Region 1, also unter anderem in Europa, für den Amateurfunk reserviert.

Das so genannte 70-cm-Band ist eine der tragenden Säulen des Amateurfunks in Europa. Im Bereich von 430 bis 440 MHz wird eine Reihe von Amateurfunk-Anwendungen, darunter auch analoger und digitaler Sprechfunk, übertragen. Der Bereich kommt auch für die Notfallkommunikation zum Einsatz und erfüllt so auch eine wichtige Aufgabe im Bevölkerungsschutz.

Ob oder wie stark dieses Amateurfunkband künftig von AST beeinträchtigt werden könnte, ist noch unklar. Das Unternehmen hat in seinem Antrag zur Nutzung dieses Bereichs nur wage Angaben gemacht. So bleibt etwa offen, wie das Frequenzspektrum von 430 bis 440 MHz genutzt werden soll und wie Beeinträchtigungen beim Amateurfunk vermieden werden sollen.

Fall von feindlicher Frequenzübernahme?

Frequenzen sind ein rares Gut. Um sie bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig gegenseitige Störungen zu vermeiden, wird die Frequenznutzung weltweit im Rahmen der Internationalen Fernmeldeunion geregelt. Die Erde ist in drei ITU-Regionen unterteilt, in denen das Frequenzspektrum auf die einzelnen Dienste aufgeteilt ist.

In der ITU Region 1, die sich über Europa, Afrika und Teile Asiens erstreckt, ist der Bereich von 430 bis 440 MHz dem Amateurfunk zugesprochen.

Deutscher Funkamateur wehrt sich

Die Pläne des texanischen Unternehmens lassen für den Amateurfunk im 70-MHz-Band das Schlimmste befürchten. Deshalb hat der deutsche Funkamateur Mario Lorenz die US-amerikanische Kommunikationsbehörde FCC aufgefordert, AST die weltweite Nutzung des Bereichs von 430 bis 440 MHz zu untersagen.

Nüchtern betrachtet würde in Europa eines der wichtigsten Amateurfunkbänder mit der Inbetriebnahme der AST-Satelliten verloren gehen. Man kann das Ganze auch als eine feindliche Übernahme dieses Frequenzspektrums sehen, was einem Verstoß gegen geltende Funkvorschriften entspräche.

Wie sieht die Situation in den USA aus?

In den USA befindet sich der Amateurfunk in einer weitaus komfortableren Situation als in Europa. Nicht nur, dass das 70-MHz-Band jenseits des Atlantiks mit dem Bereich von 420 bis 450 MHz dreimal so groß wie bei uns ist, steht „drüben“ den Funkamateuren ein weiteres Amateurfunkband im Bereich von 220 MHz zur Verfügung. So gesehen würde das Ansinnen des texanischen Unternehmens AST keine markante Verschlechterung beim Amateurfunk darstellen.

Außerhalb, wie etwa in Europa würde damit dem Amateurfunk im Bereich von 430 bis 440 MHz der Todesstoß versetzt werden. Es ist offen, ob die FCC in den USA gemeinsam mit AST SpaceMobile eine Lösung finden wird, die einen weltweiten Fortbestand des Amateurfunks im Bereich von 430 bis 440 MHz sicherstellen wird.

Das Ziel von AST SpaceMobile wäre, überall dort schnelles mobiles Internet am Smartphone anzubieten, wo dies auf terrestrischem Wege nicht möglich ist, wie etwa in Gegenden mit Funklöchern oder dünn besiedelten Regionen mit unzureichendem Mobilfunkausbau.

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2 Kommentare im Forum
  1. 430 MHz bidirektional vom/zum Satelliten? Der 1. April ist doch lange vorbei bzw. noch weit hin. Was für ein riesiges Antennenarray müsste man im Orbit installieren, um einigermaßen ein Frequency-Re-Use hinzubekommen. Und gibt es dann wieder Mobiltelefone mit ausziehbarer Stabantenne?
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