
Manche Schiffe auf den Weltmeeren tun Dinge, die untersagt sind. Illegales Fischen, das Umgehen von Sanktionen und sogar Menschenhandel zählen dazu. Solche Schiffe wollen unentdeckt bleiben. Doch aufspüren kann man sie trotzdem. Und zwar mit speziellen Überwachungssatelliten. Hier die Details.
Wer kennt Unseenlabs?
Das in Frankreich ansässige Unternehmen Unseenlabs ist der europäische Marktführer im Bereich der weltraumgestützten Hochfrequenzdetektion, kurz RF.
Schiffe entdecken
Unseenlabs hat Stand August 2024 15 Satelliten im All. Bis Ende 2025 sollen es 25 sein. Sie sind umlaufende Satelliten mit der Bezeichnung BRO und einer fortlaufenden Nummer. Ihre Flughöhe bewegt sich bei 500 bis 550 Kilometer Höhe.
Während jeden Flugs können die Satelliten ein Gebiet von bis zu 300.000 km², beziehungsweise 550 x 550 Kilometer untersuchen. Stark vereinfacht lässt sich ihre Funktion so beschreiben, dass sie gezielt nach Funksignalen aller Art suchen und diese zielgenau lokalisieren. Der Schwerpunkt der Unseenlabs-Mission liegt auf der kontinuierlichen Überwachung und Analyse von HF-Signalen vom Weltraum aus.
Jeder Unseenlabs-Satellit erfasst die elektromagnetischen Emissionen von Schiffen in weiten Seegebieten. Je nach der Größe des Gebiets, das gerade von Interesse ist, erfordert eine detaillierte Analyse bis zu drei Stunden.
Nachdem alle 25 BRO-Satelliten in Dienst gestellt sind, sollte sich diese Arbeit innerhalb einer Stunde erledigen lassen. Die Geolokalisierung eines jeden aufgespürten Senders lässt sich bis auf einen Kilometer genau festlegen.
Diese Daten werden den maritimen Akteuren in einem leicht interpretierbaren Format zur Verfügung gestellt und ermöglichen so eine dynamische und reaktionsschnelle Überwachung des maritimen Bereichs.
Können Schiffe unsichtbar sein?
Gewissermaßen ja. Möglichkeiten dafür gibt es, laut traditioneller Sichtweise, mehrere.
Etwa, indem die Schiffsbeleuchtung während der Nacht abgeschaltet wird. Weiter lässt sich das Automatic Identification System AIS außer Betrieb nehmen. Darunter versteht man ein seit dem Jahr 2000 von der internationalen Seeschifffahrts-Organisation verbindlich vorgeschriebenes Funksystem.
Es tauscht Navigationsdaten und weitere Schiffsparameter aus und hilft so, den Schiffsverkehr besser zu lenken und die Sicherheit zu steigern. Mit deaktiviertem AIS hoffen Schiffe, die Teil einer illegalen Handlung sind, unentdeckt zu bleiben. Doch jedes Schiff gibt dennoch elektromagnetische Strahlung ab, die von den Detektoren der Unseenlabs-Satelliten erfasst werden. Um potentielle Sündenböcke schnell zu erkennen, werden die empfangenen Signale mit denen bekannter Schiffe abgeglichen.
Kooperation mit der ESA
Unseenlabs wurde von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) als Teil der Copernicus Contributing Missions (CCM) Kategorie 1 – European Emerging EO Data Suppliers ausgewählt, die von der Europäischen Kommission finanziert wird.
Dieser Vertrag sieht eine Laufzeit von drei Jahren vor und sieht die Lieferung von RF-Daten vor, also im weiteren Sinne die anhand von Funksignalen aller Art aufgespürten und für andere unsichtbare Schiffe. Diese Daten tragen zum Copernicus Earth Observation Programm bei. Unter diesem sperrigen Namen versteht man die Eckpfeiler der europäischen weltraumgestützten Umwelt- und Sicherheitsüberwachungsstrategie.
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