Bis 2022 soll das klassische Festnetz komplett auf IP-Technologie umgestellt werden. Vodafone gibt seinen Kunden dabei mehr Zeit als die Deutsche Telekom.
Der Umstellungsprozess des klassischen Festnetzes auf IP-Technologie läuft bereits seit 2015, und noch bis 2022 soll es dauern, bis wirklich alle Anschlüsse umgestellt sind. Eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt, warum Vodafone seinen Kunden mehr Zeit zum Wechsel einräumt als die Deutsche Telekom.
Die Deutsche Telekom hat schon 99 Prozent ihrer Kunden in Deutschland auf das internetbasierte Netz umgestellt (Stand Ende 2019). Verbleibende Kunden sollen bis Ende dieses Jahres migriert werden. Vodafone nennt keine konkreten Zahlen, betont jedoch, dass Privatkundenanschlüsse voraussichtlich bis Ende des Jahres umgestellt würden – Anschlüsse für Businesskunden jedoch erst 2021.
„Vodafone hat auch in den vergangenen Jahren noch neue Businesskunden fürs alte Festnetz geworben“, sagt Telekommunikationsexperte Eugen Ensinger dem Vergleichsportal. Das sei ein Grund, warum das Unternehmen seinen Geschäftskunden zwei Jahre mehr Zeit zur Umstellung einräumt: „Wer etwa die alte Telefonanlage noch nicht abbezahlt hat, kann sie länger nutzen. Gleichwohl ist der Wechsel zur IP-Technologie auch für diese Kunden unausweichlich.“
Vodafone geht nach eigenen Angaben davon aus, dass es durch die IP-Migration keine Anschlussverluste geben wird – wegen des eigenen Kabelnetzes und verschiedener Glasfaser-Kooperationen sind vergleichsweise oft alternative Anschlüsse möglich. Bei der Telekom hingegen, die kein Kabelnetz mehr hat, gingen allein im 2. Halbjahr 2019 rund 200.000 Bestandsanschlüsse durch die IP-Migration verloren.
„Bisweilen lassen technische Hindernisse eine Schaltung des IP-Anschlusses nicht zu. Deutlich höher dürfte die Zahl der Kunden sein, die zu einem anderen Anbieter wechselt“, so Ensinger. „Die Strategie Vodafones, zumindest den Geschäftskunden mehr Zeit zu geben, ist auch vor diesem Hintergrund zu sehen.“
Im neuen Netz wird es nur noch eine moderne Infrastruktur geben und keine redundanten Systeme mehr. Die Ablösung der drei alten Netze (Analog, ISDN, DSL) sei nicht nur aus Kostengründen sinnvoll – zumal der massive Preisverfall bei Sprachdiensten die Aufrechterhaltung eines separaten Telefonnetzes kaum rechtfertigen würde. Die alten Netze haben außerdem viele Ressourcen gebunden:
So mussten die Netzbetreiber teilweise mit großem Aufwand Brücken zwischen den verschiedenen Netzen bauen, um etwa ein Telefonat aus dem analogen Telefonnetz ins IP-Netz zu übertragen. Die neue Technik ist indes nur auf Kundenseite wirklich neu:
Bereits seit über 20 Jahren werden Telefonverbindungen in Deutschland digital hergestellt – auch dann, wenn Ausgangs- oder Endpunkt des Gesprächs ein altes, analoges Telefon ist.
