Neue Bedienungshilfen für Smartphones am Welttag der Barrierefreiheit

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Handy Bild: © Gerhard Seybert - Fotolia.com
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Viele Blinde oder Gehörlose können sich ein Leben ohne ein Smartphone kaum noch vorstellen, weil das Gerät Türen zu einer Welt öffnet, die sonst verschlossen blieben. Während die Smartphones immer nützlicher werden, tauchen bei Haushaltsgeräten neue Barrieren auf.

Apple und Google führen neue Software-Funktionen für Smartphones, Tablets und Personal Computer ein, um Geräte mit ihren Betriebssystemen auch für behinderte Menschen noch besser zugänglich zu machen. Für die Gemeinschaft der Gehörlosen und Schwerhörigen bringt Apple beispielsweise Live-Untertitel auf die Bildschirme seiner Geräte, kündigte der iPhone-Hersteller am Donnerstag zum „Welttag der Barrierefreiheit“ an. Anwenderinnen und Anwender könnten damit Audioinhalten leichter folgen – unabhängig davon, ob sie telefonieren, eine Videokonferenz oder eine Social-Media-App nutzen, Medieninhalte streamen oder sich mit jemandem neben ihnen unterhalten.

Die Live-Untertitel werden zunächst nur auf Englisch angeboten. Wann sie auf Deutsch zur Verfügung stehen werden, ist noch offen. Eine ähnliche Funktion hatte Google im Herbst vergangenen Jahres für seine Pixel-Smartphones vorgestellt.

Auf der Entwicklermesse Google I/O wurden vergangene Woche weitere Verbesserungen für das Mobilsystem Android angekündigt, um Barrieren für behinderte Menschen zu senken. So wurde eine neue Version der Anwendung Lookout präsentiert, mit der Blinde oder Sehbehinderte sich den Inhalt von Fotos beschreiben lassen können. Lookout 3.0 fokussiert sich dabei auf Fotos aus den Nachrichten sowie aus sozialen Netzwerken. Die App kann außerdem Texte vorlesen, die auf dem Bild zu sehen sind. Deutlich verbessert wurde auch die App „Live Transcribe“, mit der gesprochene Sprache in Schrift umgewandelt und Alltagsgeräusche wie eine Türklingel erkannt werden können.

Apple stellte außerdem die Funktion „Türerkennung“ vor. „Damit können Blinde und Sehbehinderte besser die letzten Meter zu ihrem Ziel navigieren“, sagte Sarah Herrlinger, die in dem Konzern weltweit für das Thema Barrierefreiheit zuständig ist. Die Anwendung meldet beispielsweise, ob eine Tür offen oder geschlossen ist, welche Zeichen oder Hinweise sich rundherum befinden und ob man die Tür aufdrücken, aufziehen oder einen Knopf drücken muss. Die „Türerkennung“ kann über die Lupen-App des iPhones aufgerufen werden.

Experten wiesen zum „Welttag der Barrierefreiheit“ aber auch darauf hin, dass manche alltägliche Haushaltsgeräte wie Backöfen, Toaster, Waschmaschinen oder sogar Wasserkocher immer schlechter für Behinderte zu bedienen seien. Hersteller würden beispielsweise herkömmliche Schalter oder Drehknöpfe an den Geräten durch Touch-Bildschirme ersetzen, die nicht barrierefrei gestaltet sind.

In manchen Fällen ließen sich solche Geräte auch von Behinderten bedienen, wenn es eine dazugehörige Smartphone-App gebe, die beispielsweise bei Backöfen die Temperatur oder das eingestellte Programm vorlesen kann, sagte Artur Ortega, Software-Architekt des britischen Gesundheitsdienstleisters Babylon Health. „Doch dazu müssen die Apps wiederum auch barrierefrei gestaltet sein.“ Im Gegensatz zu Herstellern aus den USA, wo Barrierefreiheit in vielen Fällen gesetzlich vorgeschrieben sei, gebe es gerade bei Herstellern aus Deutschland zum Teil erheblichen Nachholbedarf.

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8 Kommentare im Forum

  1. Das finde im Grundsatz ganz gut, wenn ich dann aber lese...... ....warum muss man alles im vorschreiben wollen, klar würde ich es für gut befinden, wenn Hersteller derartige Geräte vorhalten müssten, aber bitte nur für Betroffene und nicht a la Google Gießkannenzwangsupdate für alle.
  2. Deshalb bin ich ja auch dafür, dass es sowas geben muss, aber eben nicht für 100% der Nutzer, sondern nur für die, die es auch brauchen, ich habe auf den Android Geräten inzwischen so viel Zwangsapps drauf, die mich überhaupt nicht betreffen wie z.B. Kids Space, was ich nie nutzen werde, kann es aber nicht deinstallieren. Da wären maßgeschneiderte Lösungen besser, also nur das an Apps wird installiert, was auch wirklich gebraucht wird und da sollten Geräte für Blinde, Hörgeschädigte etc. auch nur minimal mit Apps bestückt werden, wer mehr braucht, sollte das dann selbst entscheiden dürfen.
  3. Weil sie eas ja nicht machen wollen. Von daher sollte man es vorschreiben. Ist doch für die Nutzer nicht von Nachteil! Warum nicht für alle? Du musst es doch nicht nutzen.
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