Anga Com Eröffnung: Datendrossel und Volumengrenzen

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Wie Inhalteanbieter und Netzbetreiber an der neuen vernetzten Medienwelt weiter verdienen wollen, war das Thema der Eröffnungsdiskussion der heute gestarteten Anga Com. Ob aber alle Anbieter in der gleichen Geschwindigkeit zum Kunden gelangen und ob dieser Markt reguliert werden muss spaltete die Gästeriege.

„Wir befinden uns im goldenen Zeitalter des Fernsehens,“ erklärte Conrad Albert, Vorstand Legal, Distribution & Regulatory Affairs, ProSiebenSat.1 Media AG auch gleich die Strategie seines Medienhauses, auf immer mehr Verbreitungswegen an den Zuschauer zu gelangen. Schon jetzt bezieht das Unternehmen ein Drittel seiner Einnahmen aus digitalen Angeboten. Doch was passiert, wenn beim Kunden künftig Volumengrenzen einsetzen und man nach wenigen Stunden TV-Genuss die Datendrossel einsetzt? Albert sieht hier den Kunden in der Pflicht, denn der könnte ja die Bildqualität herunterdrehen oder bei seinem Provider einfach entsprechend mehr Bandbreite fordern.
 
Aber können das die Netzbetreiber heute überhaupt? Michael Hagspihl, Geschäftsführer Markting bei der Telekom Deutschland sieht sich mit dem Kunden schon fast beim Hase-Igel-Spiel. „Wir investieren massiv in den Mobilfunk und geben Milliarden für das Vectoring aus, damit der Kunde immer genug Bandbreite bekommt.“ Im Hintergrund werde immer genug Reserve aufgebaut und entsprechend reagiert. Die Telekom könne also liefern und tut dies mit seinem Entertain to go-Angebot sogar unterwegs via WiFi oder Mobilfunk.
 
Manuel Cubero, Vorstandsvorsitzender der Kabel Deutschland sieht seine Infrastruktur für das kommende Wachstum in einer guten Ausgangslage. Der TV-Konsum über das Internet komme zu Kabel, Satellit und DVB-T hinzu und werfe alles durcheinander. „Unser TV-Kabel hat das Glück, dass es ohne Probleme auch das Internet transportieren kann weil es einfach Teil der Infrastruktur ist. Während der TV-Bereich langsam wächst, explodieren die Internetumsätze.“

Weg vom reinen Netzbetreiber will hingegen Unitymedia-Mutterhaus Liberty Global. Michael T. Fries, President and Chief Executive Officer von Liberty Global betonte zwar, dass sein Haus kein Entertainmentanbieter wie Sky sei, dass man den Kunden die vielen Angebote aber auf eine angenehme Art in einer schönen Optik anbieten möchte, wie dies bereits bei Horizon umgesetzt werde. Also weg von eigenen Inhalten, aber warum? Fries‘ Antwort ist klar: „Der Kunde macht im Internet sowieso was er will, wir wollen ihn nicht bevormunden.“
 
Doch immer wieder schwebt die Frage nach den Kosten des intensiven Netzausbaus über den Köpfen der Expertenrunde. Denn Wolfgang Elsäßer, Geschäftsführer der Astra Deutschland bringt es schnell auf den Punkt: „Internet kostet Geld und viel Nutzung kostet auch Geld. Dem Nutzer ist es am Ende egal, wer den Ausbau zahlt. Hauptsache es bleibt für ihn persönlich bezahlbar.“ Elsäßer sieht die Sorgen um den Netzausbau dann auch etwas überzogen und neuen Diensten wie Netflix kein Massenpränomen: „Eine 4köpfige Familie schaut 100 Stunden im Monat fern, wenn alle vier Netflix nutzen würden, wäre das Volumen schnell verbraucht,“ ist dann auch sein Argument für das lineare Fernsehen.
 
Schnell steht das Thema der Netzneutralität auf der Agenda, denn die Netzbetreiber können gegen Aufpreis sehr wohl einigen Anbietern die Datenautobahn in das Kundenwohnzimmer deutlich breiter gestalten als kleineren Konkurrenten. Und so betonten sie immer wieder, dass es beim Thema Netzneutralität Bewegung geben muss. Peter Weber, Justitiar beim ZDF forderte sofort eine entsprechende Regulierung. Alle Inhalte müssten diskriminierungsfrei und technologieneutral zu den Kunden gelangen, denn das ZDF als öffentlich-rechtliche Anstalt könnte bei solchen Kosten nicht mitziehen. Zudem gehörten die Plattformen reguliert.
 
Die ihm gegenübersitzende Privatwirtschaft sah dies anders und stellte Kunden wie Geschäftsmodelle in den Mittelpunkt. Michael T. Fries betonte noch einmal, dass niemand die Nutzer blockieren möchte damit sie sich nicht frei im Internet bewegen und nicht das tun können was sie wollen: „Der einzige der reguliert ist der Konsument. Wir haben kein Interesse, die Kunden zu bevormunden, wir wollen das Internet groß und besser machen.“ Wenn aber ProSiebenSat.1 schnellere Leitungen zum Zuschauer haben will, dann müsse man hier Geschäftsmodelle entwickeln dürfen.
 
Und so freute sich ProSiebenSat.1-Manager Conrad Albert schon auf die goldene Zukunft der Infrastruktur und betonte auch seinen Wunsch nach neuen Geschäftsmodellen. Schließlich liefere seine Gruppe pro Jahr für 500 Mio. Euro neue Inhalte, auf die die Netzbetreiber dringend angewiesen seien. Jedoch müssten beide Seiten am Wachstum teilhaben und vor einer möglichen Neuregulierung dieses Bereiches sollte die Politik den Keller aufräumen und kontraproduktive Regelungen kippen. [fp]

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3 Kommentare im Forum

  1. Was nutzt Vectoring, wenn bereits ohne Vectoring die Transferraten im t-online Netz in den Abendstunden auf 20 % des Wertes am Vormittag zusammenbrechen?
  2. AW: Anga Com Eröffnung: Datendrossel und Volumengrenzen Dann biste wohl einer der Wenigen. Egal welche Tages Zeit, egal welcher Tag (Also mit Feiertage) immer voller Speed. Damals mit VDSL 50 und jetzt mit Fiber
  3. AW: Anga Com Eröffnung: Datendrossel und Volumengrenzen Ich habe ja noch ISDN und DSL 16000. Wahrscheinlich wird das erst besser, wenn ich der Umstellung auf NGN zustimme ;-) Aber bevor ich das bei der Telekom mache, wechsele ich lieber zu Unitymedia. VDSL-Ausbau ist in unserer Straße nicht geplant... Zwei typische Messwerte mit DSL SpeedTest: Test der DSL-Geschwindigkeit (Gewählt, weil das der eigene Service von t-online ist, und damit gut gut angebunden sein sollte....) 19.05.14 07:07 11,27 Mbit/s 19.05.14 22:55 2,76 Mbit/s
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