Aufnahmerestriktionen: Zwei Klassen im privaten HD-Fernsehen

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Die HD-Versionen der Privatsender lassen sich über Satellit, Kabel und auf anderen Verbreitungswegen nicht aufzeichnen. Diese Regel schien dank der zur Entschlüsselung genutzten CI-Plus-Schnittstelle lange Zeit in Stein gemeißelt. Doch immerhin ProSiebenSat.1 schert mittlerweile aus. Ein Vorbild für andere?

Die CI-Plus-Schnittstelle sorgt bereits seit ihrer Einführung 2009 regelmäßig für Diskussionen. Grund dafür ist die proprietäre Natur der Schnittstelle, welche es Programmveranstaltern grundsätzlich erlaubt, zum Beispiel das Aufzeichnen ihrer verschlüsselten Programme zu unterbinden. Nahezu alle Sender in Deutschland machen seither von dieser Funktion gebrauch.Vor allem Satellitenzuschauer betroffen

 
Leidgeplagt sind dadurch vor allem Satellitenzuschauer, welche durch die Vielzahl verfügbarer Empfangsgeräte oft zwingend auf die Nutzung eines CI-Plus-Moduls zur Programmentschlüsselung angewiesen sind. Als Beispiel kann dafür die HD-Plus-Plattform dienen. Diese wurde ebenfalls 2009 eingeführt und stellt über Satellit die HD-Varianten der führenden deutschen Privatsender verschlüsselt zur Verfügung. Nachdem zum Start lediglich einige Sender der Mediengruppe RTL über HD Plus empfangbar waren, kamen im Laufe der Jahre auch die Veranstalter ProSiebenSat.1, Viacom, Discovery, Sport1, Disney, Tele 5 und Deluxe Music mit eigenen Programmen hinzu.
 
Lange Zeit setzten all diese Veranstalter auf die Aufnahmesperre von CI Plus. Alternativ können die Sender zwar auf den für HD-Plus-zertifizierten Receivern aufgezeichnet werden, ein Vor- und Zurückspulen der Programme ist dort aber nicht möglich. Eine Sendergruppe denkt um

 
Aufgebrochen wurde diese Bastion überraschend im April diesen Jahres von der Mediengruppe ProSiebenSat.1. Diese erlaubte den Zuschauern zunächst das Vorspulen der aufgezeichneten Programme auf den Receivern mit integriertem Zugangssystem und gestattet seit Mai auch das Aufzeichnen ihrer HD-Sender über das CI-Plus-Modul von HD Plus. Für die Zuschauer ist diese Entwicklung erfreulich. Immerhin können diese so die HD-Varianten der betroffenen Sender endlich in der gleichen Art und Weise nutzen, wie auch deren SD-Ableger.
 
Das Vorgehen der Mediengruppe ProSiebenSat.1 könnte dabei durchaus als Vorbild für andere Veranstalter dienen, ihre Aufnahmerestriktionen ebenfalls abzubauen. Bislang allerdings scheinen sich diese noch zurückzuhalten. Die Sendergruppe aus Unterföhring steht in einem Zweiklassensystem beim Umgang mit CI Plus somit bislang allein auf weiter Flur. Ein Stück weit ist die Passivität der anderen Veranstalter dabei unverständlich, denn insbesondere durch den Wegfall unnötiger Gängelungen könnten Geschäftsmodelle wie HD Plus oder ihre Äquivalente im Kabel für den Zuschauer deutlich an Attraktivität gewinnen – eine Entwicklung von der in erster Linie die Sender selbst profitieren würden, da diese mittlerweile über die kostenpflichtige HD-Verbreitung ihrer Programme einen Teil ihrer Einnahmen erzielen.Der Druck der Konkurrenz

 
Vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass die zeitversetzte und flexible TV-Nutzung deutlich an Bedeutung gewinnt, könnte sich das Festhalten an Aufnahmesperren langfristig als verhängnisvoll erweisen. Zuschauer, die Serien und Filme zeitlich flexibel in HD-Qualität nutzen wollen, könnten sich auf diese Weise viel eher dazu genötigt sehen, auf Video-on-Demand-Dienste wie Amazon Prime Instant Video, Netflix und Co. umzusteigen. [ps]

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337 Kommentare im Forum

  1. AW: Aufnahmerestriktionen: Zwei Klassen im privaten HD-Fernsehen Es stimmt doch gar nicht, dass sie sich generell nicht aufzeichnen lassen. Mit einem für HD+ zertifizierten Receiver, welcher über einen eingebauten Kartenleser verfügt, gelingt dies.
  2. AW: Aufnahmerestriktionen: Zwei Klassen im privaten HD-Fernsehen Mit dem Sky-CI+Plus-Modul kann Pro7 auch nicht einfach so aufgenommen werden, also sogar eine Dreiklassengesellschaft.
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