[HD+TV 6/11] 3D auf dem Prüfstand

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Shutter oder Polfilter, welches 3D-Verfahren erzeugt die beste 3D-Qualität? Die Testredaktion der HD+TV deckt in der aktuellen Ausgabe die Schwachstellen aktueller Studien auf und wagt einen eigenen Vergleich.

Sowohl auf dem US-Markt als auch in Deutschland führte LG Tests mit 100 Versuchspersonen durch, um die Qualität der eigenen Polfiltertechnik gegenüber der konkurrierenden Shutter-Technologie zu unterstreichen. Hierzu wurden – im Falle der US-Studie – 100-Hertz-Mittelklassefernseher von Sony und Samsung mit einem gleichwertigen Modell von LG verglichen. Das Ergebnis: Rund 80 Prozent der Befragten bevorzugten das Polfilterverfahren.
 
Was für den Laien plausibel klingt, birgt bereits das erste technische Problem: Während die Trennung der Bildsignale für das linke und rechte Auge bei der Polfiltertechnik nicht maßgeblich von einem schnellen Panel abhängt, ist der fehlerfreie 3D-Eindruck mit dem Shutter-Verfahren nur gewährleistet, wenn hochwertige Technik zum Einsatz kommt. LG Deutschland wiederholte den Test deshalb mit einem 400-Hertz-LED-LCD von Samsung, das Ergebnis: Auch dieser 3D-Vergleich fiel zugunsten des eigenen Produktes aus, allerdings entschieden sich statt der 80 Prozent nur noch 65 Prozent für das Polfilterverfahren.
 
Was ist eine Studie wert?
 
Ein Vergleich, durchgeführt mit technisch nicht versierten Versuchspersonen, ganz gleich welcher Anzahl, ist immer auf den jeweiligen Versuchsaufbau beschränkt und bietet keine Allgemeingültigkeit. Abweichende Betrachtungsabstände, Lichteinwirkungen und Flachbild-TV- sowie Brillenmodelle können zu völlig anderen Ergebnissen führen, selbst wenn die gleichen Versuchspersonen eingesetzt werden.

Für LGs eigene Studienzwecke wurden nur Fernseher zum Vergleich herangezogen, die eine deutlich geringere Bildhelligkeit im 3D-Modus aufweisen – ein entscheidender Faktor, der die Umfrage zugunsten der Polfiltertechnik verschiebt. Gleiches gilt für die Brillen: Diese verfremden den Bildeindruck stark, weshalb eine Bildabstimmung immer in Kombination mit der Brille erfolgen muss, was bei LGs Studie allerdings nicht der Fall war.
 
Erkennbares Bildflackern ist zudem vom Lichteinfall abhängig – in diesem Punkt hat das Polfilterverfahren aber unbestritten Vorteile. Der Mythos des größeren Blickwinkels bei der Polfiltertechnik bewahrheitet sich in der Praxis ebenfalls nicht, denn vertikale Abweichungen sowie kurze Sitzabstände sorgen für einen Einbruch des 3D-Effekts, zudem ziehen angewinkelte Kopfstellungen eine komplette Verfärbung des Bildinhalts nach sich.
 
Konkurrenz steht sich im Weg
 
Der Umstieg auf die Shutter-Technologie bedeutet nicht automatisch einen Qualitätsgewinn. Wer sich auf LCD-Mittelklassemodelle mit 100-Hertz-Panel konzentriert (Achtung: Herstellerangabe oft 400 Hertz trotz 100-Hertz-Panel), wird mit Polfilterfernsehern meist bessere 3D-Ergebnisse erzielen. Aufgrund der abwechselnden Bildeinblendung für das linke und rechte Auge (Shutter-Prinzip) zeigen günstige Shutter-Lösungen auffällige Doppelkonturen, auch wenn die Bewegtbildschärfe mit 100-Hertz-Modellen durch die eingeblendeten Schwarzphasen der Brille hervorragend ausfällt.
 
Doch selbst wenn der Fernseher zur Höchstleistung getrieben wird: Die Bildhelligkeit fällt bei vielen Shutter-Displays nur bedingt überzeugend aus; mittlerweile sind aber mindestens drei Modelle erhältlich, die der Polfiltertechnik in diesem Bereich das Wasser reichen können. Auch die Synchronisation mit der 3DShutter-Brille birgt Fehlerquellen: Klappt das Zusammenspiel nicht perfekt, entstehen zusätzlich Doppelkonturen.
 
Nicht selten machen akkubetriebene Shutter-Brillen durch Nebengeräusche auf sich aufmerksam und sind nur zu bestimmten TV-Modellen kompatibel. LGs Studie ist somit kein Beweis der eigenen technischen Überlegenheit, stellt einen Sachverhalt aber anschaulich dar: Wer heute blind zu einem 3D-Fernseher greift, hat dank der Polfiltertechnik eine große Chance, am Ende zufrieden in 3D-Welten zu schwelgen.
 
Alle XXL-Tests sowie Hintergrundberichte lesen Sie in der aktuellen Ausgabe HD+TV 6/2011, die überall am Kiosk, im Online-Shop und auch im Abo erhältlich ist.
[red]

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