Humax: „Keine Angst vor großen Namen!“

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Neben den erfolgreichen Receivern etabliert Humax mit Heimkino-Produkten nun ein weiteres Geschäftsfeld. DIGITAL FERNSEHEN sprach in Oberursel mit Humax-Geschäftsführer Franz Simais über seine Produkte und Pläne für die Zukunft.

Terrestrisches digitales Fernsehen ist nicht ganz unumstritten: Kabel- und Satellitenbetreiber sehen darin eine Konkurrenz, die von staatlicher Seite unzulässig hoch subventioniert wird. Kabelverbände und Sat-Lobbyisten sähe am liebsten DVB-T abgeschafft, da kaum ein Haushalt ausschließlich über Antenne empfängt. Was halten Sie vom terrestrischen digitalen Fernsehen?
 
Mir persönlich ist das terrestrische Fernsehen sehr wichtig. Das gebe ich gern unumwunden zu. In der allgemeinen Diskussion, ob die Subvention des digitalen terrestrischen Fernsehens – so wie in Berlin geschehen – unzulässig ist, wird immer wieder das Argument ins Feld geführt, dass sowieso kaum ein Haushalt den Antennenempfang nutzt. Aber diese Aussage halte ich für stark verkürzt. Denn: DVB-T heißt offiziell auch Überall-Fernsehen und darin sehe ich einen zentralen Punkt. Das künftige terrestrische Fernsehen ist eine wertvolle ergänzende Empfangsart. Es ist die einzige Möglichkeit, Fernsehen mobil zu empfangen ob nun draußen im Freien oder im Auto. Und genau in diesem Punkt sehe ich das innovative und bahnbrechende des Überall-Fernsehens. Es wird das Nutzungsverhalten der TV-Zuschauer ändern. Stellen Sie sich vor, in Ruhe Nachrichten während einer Zugfahrt sehen zu können. Oder die gelangweilten Kinder auf einer Autobahnfahrt ihre Lieblingssendung sehen zu lassen. Ganz nebenbei bin ich ohnehin der Meinung, dass wir es dem Zuschauer überlassen sollten, wie er fern sieht. Ob über Kabel, Satellit oder Antenne – lassen wir ihm doch einfach die Wahl. Humax steht für Digitalisierung. Dabei wollen und werden wir unseren aktiven Beitrag zur Unterstützung des digitalen Antennenfernsehens leisten.
 
Aber DVB-T ist auch das preiswerteste Fernsehen. Keine Kabelgebühren oder Satellitenausrüstung ist notwendig. Sehen Sie hier in Zeiten des allgemeinen Sparzwangs der Konsumenten den größten Vorteil des Antennenfernsehens?
 
Ja, terrestrisches Fernsehen ist in Summe preisgünstiger als Kabelempfang. Aber: DVB-T ist kein Billig-Fernsehen! Im Gegenteil, kaum ein Mensch, der wirklich sparen muss, verabschiedet sich zuerst vom Fernsehen zumal die Kabelgebühren durchaus sehr sozial verträglich sind und gerade die Satelliten-Ausrüstung eine Einmal-Ausgabe ist. Ich kann mich nur wiederholen: terrestrisches Fernsehen ist eine zusätzliche und wichtige ergänzende Empfangsart, die für viele Haushalte vor allem für Zweit- und Drittgeräte in Frage kommt. Aber in diesem Zusammenhang ist mir eins noch wichtig: HUMAX macht das Antennenfernsehen salonfähig durch hochwertige und innovative terrestrische Receiver. Wir bringen2004 LCD-Bildschirme mit integriertem DVB-T-Decodern auf den Markt. Zur IFA präsentierten wir bereits einen terrestrischen Festplattenreceiver und im Handel wird bald das Kombimodell von DVB-T Receiver und DVD-Player erhältlich sein. Diese Produkte sind alle keine Billig-Produkte. Sie richten sich an den Zuschauer, der hochwertiges Überallfernsehen mit innovativen Produkten empfangen will und die zahlreichen Zusatzoptionen, die er vom Kabel und Satellitenfernsehen schon kennt, nicht missen möchte. Künftig wird es so auch Antennennutzern möglich sein, auf Festplatte aufzuzeichnen oder nur ein Gerät für Empfang und DVD-Sehen zu besitzen.

Hochwertige Receiver sind ein gutes Stichwort. Humax bietet auch im Kabelbereich Decoder an, die mehr sind als nur eine Zapping-Box. Sehen Sie im Kabel größere Potentiale als beim Satellitenempfang?
 
Nun, beide Empfangswege so platt miteinander zu vergleichen, mag ich eigentlich nicht. Sagen wir mal lieber so: Das Kabel bietet mehr Möglichkeiten für zusätzliche Leistungen. Telefonie und Internet über Kabel sind dabei nur zwei Stichworte, die ich nennen will. Gerade das rückkanalfähige, digitalisierte Kabel birgt mehr als nur den TV-Empfang. Außerdem ist Kabelfernsehen für viele Menschen in Ballungsräumen die einzige Möglichkeit für den Empfang eines umfassenden TV-Programms. Aus eben diesen Gründen, hat Humax ein starkes Kabelreceiver-Programm. Und künftig werden wir gerade im Kabelbereich noch einige Überraschungen präsentieren.
 
Vor kurzem gab Humax die Meldung raus, die erste Premiere geeignete Nagra-Boxauf dem Markt zu bringen Gegenwärtig wirbt Premiere nicht nur für das neue Verschlüsselungssystem Nagravision, sondern zeigt in seinen Spots auch die HUMAX-Box. Doch was ist mit den Kabelnutzern? Wann bekommen die ihre Box?
 
Ja, ich bin sehr stolz, dass Humax die Lizenz für einen Receiver mit integriertem Nagravision-Verschlüsselungssystem so deutlich vor den Mitbewerbern erhielt. Unsere Ingenieure haben mit der Entwicklung des PR-Fox sehr frühzeitig begonnen und konnten nur so einen ausgereiften Receiver präsentieren, der die umfassenden Test, die Premiere durchführt, ehe das Gütesiegel „geeignet für Premiere“ vergeben wird, fehlerfrei besteht. Zu einer Kabelversion der PR-Fox kann ich nur so viel verraten: Unsere Ingenieure sitzen seit einiger Zeit fieberhaft an der Entwicklung der Kabel-Nagra-Box und sie wird lange vor ähnlichen Boxen der Konkurrenz erhältlich sein. Bis dahin, können alle Premiere Abonnenten ihr PayTV auch weiterhin problemlos mit unserem BTCI 5900 C in der Kabelversion empfangen. Vor kurzem haben wir dazu z.B. eine Kooperation mit dem hessischen Kabelnetzbetreiber iesy geschlossen.
 
Von den Fernsehzuschauern zu den Radiohörern: Humax bietet mit seinen Boxen nicht nur Komfort für TV-Zuschauern sondern auch für Radiofans.
 
Ja, auch diese Zielgruppe ist uns wichtig. Ganz allgemein wird ja das Radio-Hören über Kabel bzw. Satellit in den Medien oft vernachlässigt und PayRadio-Dienste klingen für viele geradezu exotisch. Bei allen Receivern von Humax, egal ob Satelliten-, Kabel- oder terrestrische Decoder sind mehrere tausend Programmspeicherplätze für TV UND Radiosender vorhanden. Wichtiger ist jedoch, dass einige unsere neuesten Receiver eine LED-Anzeige für die Radiostationen haben werden, so dass bei Humax-Receivern künftig nicht mehr der Fernseher eingeschaltet werden muss, wenn ein Hörer wissen möchte, welche Radiostation gerade läuft. Es wird ein echter Audiogenuss sein zb. Die 20 Kanäle von Premiere Music Choiceoder die vielen Digitalen FTA Radikanäle in CD Qualität auf einem dieser High End Receiver zu erleben.
 

Sie zeigten zur IFA dementsprechend auch den ersten 7.1 volldigitalen AV-Receiver. Warum der Schritt weg von reinen Set-Top-Boxen?
 
Wichtig für ein Unternehmen ist es doch vor allem, nicht auf seinen Kernkompetenzen „sitzen“ zu bleiben, sondern Synergieeffekte zu nutzen und auszubauen. Humax ist seit über 10 Jahren am Markt und hat in dieser Zeit die weltweite Entwicklung von digitalen Receivern maßgeblich vorangebracht. Dank des Erfolges, den wir international haben, sind wir in der Lage, materielle und ideelle Gewinne in neue Geschäftsfelder zu investieren und unsere Produktpalette auszubauen. Wichtig ist uns dabei, zunächst die Produkte einzeln zu etablieren, um sie später – Stichwort: digitale Konvergenz – dann zusammenzuführen. Oft werde ich gefragt, ob wir den keine Angst vor großen Namen hätten. Aber: Wir schaffen im Heimkinobereich innovative Produkte, die mehr sind als beispielsweise „nur“ DVD-Player. Wir integrieren also einen DVD-Player in eine Set-Top-Box. Denn einfach ein Gerät auf den Markt zu bringen, das es so schon von vielen anderen Herstellern gibt, funktioniert nicht. So ist es auch mit den AV-Receiver. Er ist ein Zeichen dafür, dass wir unseren Fokus auf audiophile Menschen legen. Wir geben ihnen ein volldigitales 7.1 High-Tech-Gerät. Humax ist in diesem Geschäftsbereich noch ein Nischenprodukt. Wir prodizieren unsere Heimkinoprodukte in hoher Qualität und in einem Top-Design. Ich bin sicher, dass wir so unseren Platz im neuen Markt finden werden, zumal wir uns mit der Einführung unserer Produkte Zeit lassen können. Mit unserer Strategie bin ich mir sicher, dass wir mittelfristig im Heimkinosegment einen ebenso klangvollen Namen haben werden, wie in der Set-Top-Boxen Industrie.
 
Wird das Weihnachtsgeschäft schon die von Ihnen erwarteten Umsätze im Heimkino-Segment bringen?
 
Ganz allgemein gesagt, werden wir einen langen Atem haben und uns vor voreiligen Prognosen hüten. Deshalb liegt unser Fokus auch nicht auf den Zahlen des Weihnachtsgeschäfts. Unser Geschäftsplan für das Heimkino- und HiFi-Segment ist viel langfristiger angelegt. So werden wir ab 2005 damit beginnen, die von uns jetzt schon propagierte und in Teilzügen beginnende digitale Konvergenz massiv voranzubringen. Bis 2006 sollen die innovativen Neuentwicklungen eine ähnliche Umsatzgröße erzielen, wie sie unsere Set-Top-Boxen bereits erreicht haben. Das mag sehr ehrgeizig klingen, doch gerade während unserer letzten Messeauftritte haben wir sehr positive Reaktionen seitens der Händler und auch der Endkunden auf die neuen Produkte erhalten. Ich weiß, dass der Name Humax das Vertrauen der Kunden hat und auch die Händler bereit sind, unsere künftige Entwicklung positiv mitzutragen.
 
Herr Simais, vielen Dank für das Gespräch.
 [sg]

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