Medientage München: „HDTV wird eine Erfolgsstory“

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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München – HDTV (High Definition Television) steht für den nächsten großen Entwicklungsschritt im Fernsehen. Die Chancen dafür, dass sich das hochauflösende Fernsehen weltweit durchsetzen wird, gelten als günstiger denn je.

In Deutschland wird die HDTV-Einführung indes langsamer vonstatten gehen als von vielen erhofft. Das wurde während des HDTV-Panels der 20. Medientage München deutlich.

In Deutschland sind gegenwärtig sechs HDTV-Programme und zwei HDTV-Demokanäle auf Sendung. In den Haushalten stehen zwar mittlerweile mehr als eine Million Geräte, deren Displays das Logo „HD-ready“ tragen. Es fehlt jedoch an den erforderlichen Set-Top-Boxen für den Empfang von HDTV-Programmen. Nach Angaben von Dr. Henning Röper, Leiter Media Practice beim Beratungsunternehmen Solon Management Consulting, existieren in Deutschlands Haushalten erst 50.000 bis 100.000 entsprechende Receiver. Er prognostizierte jedoch, dass es in vier Jahren in Deutschland etwa 5,5 Millionen HDTV-Decoder geben werde.
 
Noch aber spielt das Thema HDTV bei den meisten Verbrauchern nur eine geringe Rolle. Um das zu ändern, sind nach Ansicht von Frank Hähnel, Geschäftsführer des Hannoveraner Produktionsdienstleisters TVN, dafür verstärkte Marketinganstrengungen nötig. „Der Konsument weiß zu wenig über HDTV“, meinte er. Er verwies darauf, dass zwar erst wenige Sender HDTV-Programme ausstrahlen, aber für Archive und die internationale Vermarktung bereits „fleißig“ im HDTV-Format produziert wird.
 
„HDTV wird eine Erfolgsstory“, zeigte sich Thomas Wrede, Vice President Product Management Media von SES Astra, sicher. In Europa würden bereits 35 kommerzielle HD-Programme verbreitet, davon allein 19 via Astra-Satelliten. Wrede geht davon aus, dass Astra 2010 etwa 160 HDTVProgramme verbreiten wird. In Deutschland werde Europas Marktführer auch über die vom AstraTochterunternehmen APS betriebene neue Entavio-Plattform HDTV-Programme anbieten.
 
Georg Schell, Technischer Leiter des Decoder-Herstellers Kathrein, kündigte an, dass sein Unternehmen zum Weihnachtsgeschäft 2006 die zweite Generation HDTV-Receiver auf den Markt bringen wird. Man arbeite auch an der Einführung HD-tauglicher PVR-Geräte (Private Video Recorder), die die Aufzeichnung von HDTV-Programmen erlauben sollen. „Wegen heikler Fragen des Inhalteschutzes wird der PVR aber wohl nicht im kommenden Jahr verfügbar sein“, sagte er. Schell bewertete die Marktchancen für HDTV als günstiger denn je zuvor. „Wir klagen auf hohem Niveau“, sagte er. Die Vorbereitung der HDTV-Einführung geschehe zurzeit auf breiter Front. „HDTV ist als Motor für die Einführung von Digital-TV nicht zu unterschätzen“, urteilte der KathreinManager. Das Produkt spreche für sich und müsse nicht extra erklärt werden. Wichtig sei jedoch, dass deutlich mehr HDTV-Inhalte als bisher angeboten würden. Auch die Kabelnetze sollten für die HDTV-Verbreitung stärker genutzt werden.
 
Zufrieden mit der HDTV-Einführung zeigte sich Sebastian Lau, Vice President Pay-per-View & on Demand von Premiere. Für das HDTV-Angebot des Pay-TV-Programmanbieters habe man in neun Monaten 40.000 Kunden gewinnen können. Premieres HDTV-Angebote (Premiere HD und Discovery HD) können ab 13. November auch extra abonniert werden (ab 9,99 Euro) und nicht nur wie bisher zusätzlich zu anderen Paketen. „Wir wollen stärker Neukunden für HDTV begeistern und werden hier im Weihnachtsgeschäft deutlich punkten“, sagte Lau. „Wir glauben an das Thema HDTV, brauchen aber die Unterstützung durch andere Sender.“ Sein Unternehmen sei deshalb sehr froh über HDTV-Engagement der ProSiebenSat.1 Media AG. Die Sendergruppe hatte vor einem Jahr während der 19. MEDIEN-TAGE MÜNCHEN ihr HDTV-Programmangebot gestartet. Dabei handelt es sich vorwiegend um Material, das vom normalen Standard SD (Standard Definition) so konvertiert wurde, dass es der HDTV-Norm (HD) entspricht.
 
Frank Meißner, der bei der ProSiebenSat.1 Media AG als Geschäftsführer den Bereich Produktion leitet, erklärte, der Anteil der von Anfang an im HDTV-Standard produzierten Inhalte („native“ HDTV-Programme) nehme aber zu. Von elf Ausstrahlungen im ersten Quartal 2006 sei die HDTVQuote im dritten Quartal auf 58 gesteigert worden. Im kommenden Jahr werde der Anteil weiter ausgebaut.
 
Meißner beklagte die hohen Verbreitungskosten für HDTV. „Als Free-TV-Anbieter haben wir kein Refinanzierungsmodell wie Premiere“, sagte er. Bei der Einführung von HDTV gehe man daher „sehr geduldig“ vor. In neue HD-Technik könne deshalb nur bei anstehenden Ersatzbeschaffungen konventioneller Technik investiert werden. Eine sofort ausgeführte komplette Umstellung der Produktions- und Sendetechnik vom Standard SD auf HD wäre zu teuer.
 
Diese Prognose stellte auch Eckhard Matzel, Leiter der Programmverbreitung beim ZDF. „Der Schritt zu HD wird kommen. Die Frage ist nur wann“, sagte er. Das ZDF produziere schon viel in HD-Qualität und bereite sich so auf die HD-Zukunft vor. Die Olympischen Spiele 2008 in Peking seien ein möglicher Startpunkt für die HDTV-Ausstrahlung der öffentlich-rechtlichen Programmanbieter. Die Entscheidung darüber werde in Absprache mit der ARD getroffen. Matzel wies darauf hin, dass eine parallele Ausstrahlung von SD und HD (Simulcastbetrieb) erst dann in Frage komme, wenn die analoge Transpondernutzung der Satelliten abgestellt werden könne. „Wir machen hier einen Schritt nach dem anderen. Anders ist das nicht zu finanzieren“, betonte Matzel. [fp]

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