Simais: „Nur Common Interface ist zukunftsfähig“

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Leipzig – Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN stellt sich Humax-Deutschland-Chef Franz Simais den Fragen zu Entavio, Verschlüsselungssystemen, Common Interface und neuen Set-Top-Boxen.

DF: Herr Simais, Humax entwickelt bereits den zweiten Receiver für die neue Entavio-Plattform. Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Argumente, Entavio zu unterstützen?
 
Simais: Humax sieht sich aufgrund der bisherigen Entwicklung als ein Wegbereiter der Digitalisierung des Fernsehens in Deutschland. Mit großem Engagement in Forschung und Entwicklung haben wir uns enormes technologisches Know-How erarbeitet, das wir stets im Sinne einer schnellen Digitalisierung und damit zum Vorteil der Zuschauer eingesetzt haben. Entavio als technische Plattform bietet nun erstmals die Möglichkeit, als neutrale Programmplattform für kleinere Sender Akzente abseits der großen Sendeplattformen in der Digitalisierung zu setzen. Das wollen wir unterstützen, schließlich nützt ein möglichst breites Angebot ja nicht nur dem Zuschauer sondern auch den Receiverproduzenten und den Inhalteanbietern. Für mich eine runde Sache, bei der es nur Gewinner gibt.

Allerdings gibt es auch Kritik an Entavio.
 
Ja, das stimmt. Es ist sicher schwer, allen recht zu machen. Auch wir haben uns erst von der Neutralität und Offenheit der Plattform für alle Marktteilnehmer überzeugt, bevor wir Set-top-Boxen für Entavio entwickelt haben. Unserer Meinung nach fehlte Deutschland der Baustein „Entavio“ schon lange in der Digitalisierung. Eine neutrale Bündelung innovativer Programme und Dienste schafft bei kleinen und mittleren Sendern Vertrauen in neue Geschäftsmodelle und damit vor allem eines in der neuen, digitalen Zeit: Wettbewerb. Und das hilft besonders den Zuschauern. Natürlich muss bei der Etablierung der Plattform alles mit rechten Dingen zugehen, vor allem die Technik darf keine Zugangsbeschränkung für Zuschauer und Anbieter darstellen. Vor allem diesen Punkt sehe ich mit der Integration der Common Interface Technik in die Entavio Receiver intelligent und preiswert für alle Seiten umgesetzt. Das war mir wichtig.
 
Deshalb wir Ihr nächster Entavio-Receiver auch über eine CI-Schnittstelle verfügen?
 
Ja, wie die meisten unserer Set-top-Boxen überhaupt. Nur ein Common Interface stellt sicher, dass der Verbraucher seine Box auch noch in einigen Jahren mit dem Verschlüsselungssystem seiner Wahl nachrüsten kann.
 
Warum packen Sie dazu nicht einfach alle heute verfügbaren CA-Systeme in eine Box, machen also Multicrypt?
 
Weil ich nicht weiß, ob der Verbraucher diese überhaupt alle haben und damit auch bezahlen möchte. Ganz zu schweigen von der komplizierten technischen Umsetzung. Was das eine CA-System an Technik braucht, will das andere auf keinen Fall haben. Und wir müssten neben den Entwicklungskosten auch die Lizenzkosten gleich auf die Box umrechnen. Ich denke, Humax als einer der größten Receiverhersteller weltweit könnte einen solchen Receiver mit viel Aufwand bauen, aber viele kleine Anbieter würden daran scheitern. Wir stellen uns gerne dem Wettbewerb und wollen niemanden daran hindern, mit einer technischen Hürde wie Multicrypt einen attraktiven Markt für uns alleine zu beanspruchen. Aber selbst wenn ein Hersteller eine Multicrypt Box bauen würde, glaube ich nicht, dass sie auch gekauft würde.
 
Warum?
 
Die Box wäre schlicht zu teuer. Da braucht man schon die Subvention des Inhalteanbieters oder ein Monopol, um einen solchen Mehrpreis beim Kunden durchsetzen zu können. Aber sind wir nicht gerade dabei, Monopole abzuschaffen, als neue zu fördern? Mit der fortschreitenden Digitalisierung ist Platz für viele Hersteller, nicht nur für einige wenige.
 
Was wäre aus Ihrer Sicht die Alternative?
 
Das Common Interface ist die richtige, kostengünstige und zukunftssichere Lösung für Zuschauer, Inhalteanbieter und Receiverproduzenten.
 
Also kein CA-System fest integrieren?
 
Das kann man schon machen. Das gibt auch Sinn. Wenn es z.B. eine Premiere-Box ist, sollte da Nagravision integriert sein, schließlich hat sich Premiere ja für Nagravision als CA-System entschieden. Will der Kunde Premiere, braucht er auch eine Box mit dem passenden CA-System. Möchte er den Receiver auch noch für andere Anbieter nutzen, von denen es heute mangels neutraler Plattformen nur sehr wenige gibt, braucht er möglicherweise ein weiters CA-System, zB Conax. Und dieses System kann dann einfach per Modul in die Box auf das Common Interface gesteckt werden, und schon „versteht“ der Receiver auch Conax. Nur das Common Interface sichert somit die Zukunftsfähigkeit einer Box. Selbst wenn ich alle CA-Systeme der Welt heute für teures Geld in einen Receiver reinpresse und morgen kommt ein neuer Anbieter mit einem neuen CA-System, ich nenne es mal „Fantasycrypt“, könnte der Verbraucher trotz der teuren Box diesen nicht empfangen. Selbst die Vitamine im „Multi“Saft sind endlich. Und wer schlau ist, mixt sich seinen Fruchtcocktail am besten selbst. Da ist dann eben genau das drin, was man braucht. Und das geht in der digitalen Technik nun mal am besten mit dem Common Interface. (lacht)
 
Sollte man aus Ihrer Sicht das Common Interface als Standard für einen Digitalreceiver vorsehen?
 
Ja. Wenn ich allen Marktteilnehmern eine zukunftsfähige Box an die Hand geben möchte, ist ein CI notwendig.
 
Wie sehen Sie die technische Umsetzbarkeit eines Entavio Receivers?
 
Ich denke, dass die Entwicklung des Gerätes für jeden Hersteller möglich sein wird. Natürlich ist das kein Gerät von der Stange, dass man in China an jeder
Ecke kaufen kann. Ein wenig Entwicklung und Engagement gehört schon dazu, aber genau das ist ja aus meiner Sicht die Chance für Unternehmen, die sich IN Deutschland engagieren. Sie müssen den Markt kennen, bevor Sie ihn bearbeiten. Und das geht nur mit Mitarbeitern vor Ort, nicht mit einem reinen Distributor. Z.B. Humax: Als Standort haben wir bewusst Frankfurt ausgewählt: Zum einen wegen der zentralen Lage in Europa, zum anderen wegen der großen Entwicklungschancen des Digitalmarktes in Deutschland. Wir investieren schon seit fünf Jahren in den Standort Deutschland und entwickeln aus unserer Kompetenz in der Digitaltechnik heraus jetzt auch Fernseher mit integrierten Receivern für den deutschen Markt.
 
Mit oder ohne CI?
 
Mit natürlich. Bei einem Fernseher wäre es noch komplizierter, alle CA-Systeme in ein Gerät zu verbauen. [fp]

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: Simais: "Nur Common Interface ist zukunftsfähig" In dem Interview hat DF vergessen nach dem monopolistischen Blucom-Plugin zu fragen, welches in die Entaviobox integriert werden muss. Ist das etwa eine freie "neutrale" Bündelung innovativer Programme und "Diensten"
  2. AW: Simais: "Nur Common Interface ist zukunftsfähig" vorallem wird wieder so getan, als bräuchte es Entavio für die Digitalisierung. Blödsinn. Man sieht doch, dass es derzeit auch ohne geht... Die wahren Hintergründe werden nicht genannt, denn dann gibt es zwar immer noch viele Gewinner - außer dem Zuschauer...
  3. AW: Simais: "Nur Common Interface ist zukunftsfähig" Ist ja auch kein wunder, dass DF Humax promotet, wenn man weiss das einer der DF Leute die Pressemitteilungen für Humax macht. Siehe http://www.google.de/search?hl=de&q=humax+goedeke&meta= www.medienbuero-goedecke.de
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