Smart-TVs: Datenkraken oder fleißige Helfer?

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Fernseher oder Set-Top-Boxen mit Empfehlungsfunktionen stehen immer wieder in der Kritik, als kleine Datenkraken die Sehgewohnheiten und das Nutzungsverhalten der Zuschauer an die Gerätehersteller zu melden. Ob das so stimmt, wurde auf der Anga Com diskutiert.

Die Deutsche TV-Plattform hatte am ersten Tag auf der Anga Com zum Panel „Personalized TV – Fernsehen mit freundlicher Empfehlung“ geladen, denn Fernseher werden immer schlauer und bieten dem Zuschauer mittlerweile viele Tipps, mit welchen Angeboten er seinen Fernsehabend vor dem TV verbringen kann. Früher gab es in der TV-Zeitschrit den Tipp des Tages für alle Leser, der durch die Redaktion festgelegt wurde. Heutzutage liefert der Fernseher individuelle Vorschläge.
 
Doch woher weiß das TV-Gerät, wie der Nutzer tickt? Der Hauptteil der Diskussion bezog sich dann auf datenschutzrechtliche Aspekte. Denn welcher Zuschauer möchte schon, dass irgend jemand „da draußen“ weiß, wann er das letzte Mal Playboy TV geschaut hat. Rein theoretisch kann nämlich jeder mit dem Internet verbundene Smart TV oder Digitalreceiver die Gewohnheiten seiner Nutzer aufzeichnen und an die Hersteller oder Anbieter weiterleiten. 

Und so plädierte die Runde fast einstimmig dafür, dass diese Daten zur weiteren Verarbeitung an die Rechenzentren der Anbieter übermittelt werden. Als Fels in der Brandung stellte sich nur Andreas Bereczky, Produktionsdirektor beim ZDF gegen die Datensammelflut. Sein Sender würde keine Daten speichern, die nicht anonymisiert sind und auch künftig keine dieser Dienste anbieten. Anonymisierte Daten würden nur für techniche Zwecke gesammelt um das System zu verbessern.
 
Bei RTL hingegen ist die Datensammelei ein wichtiger Bestandteil des Angebots. Denn um den Nutzern personalisierte Werbung liefern zu können, ist eine Rückmeldung des TV-Gerätes wichtig. Um den Endkunden eine absolute Verschwiegenheit garantieren zu können, sei jedoch noch weiter am HbbTV-Standard zu arbeiten. Mit einer der nächsten Versionen würden nur noch zertifizierte Anbieter solche Messungen durchführen können.
 
Dienstleister wie Rovi oder Axel Springer Digital erklärten ausführlich, welche Vorteile die Nutzerergebnisse haben. Zwar würden bei Rovi 400 Redakteure weltweit Filme und Sendungen auswerten und kategorisieren, doch schon eine Schnittstelle zum privaten Facebook-Profil hilft, dem TV-Nutzer Sendungen aus dem Programm der persönlichen Freunde zu empfehlen. Auch bei Watchmi setzt man auf diesen Zusatzkanal. Empfehlungen geibt es je nach vorliegendem Material, welches von fünf bis sechs verschiedenen Technologien geliefert wird. Je mehr desto besser – auch mit Facebookdaten.
 
Natürlich können sich Nutzer schon jetzt der Datensammelflut entgegenstellen, denn mindestens bei der Ersteinrichtung eines neu gekauften TVs kann man entscheiden, ob diese Informationen übertragen und ausgewertet werden dürfen. Ingo Reese, Business Development bei Rovi hält es kurz: „Einen tot muss man sterben. Entweder Häkchen anklicken und mehr über das Programm wissen oder es gibt halt keine Empfehlungen.“[fp]

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12 Kommentare im Forum

  1. AW: Smart-TVs: Datenkraken oder fleißige Helfer? Da braucht man nur mal "Rechtliche Dokumente" in LG TVs anschauen. Da werden nach Freigabe auch die Sprachbefehle in Korea gespeichert. Leider hat LG auch schon ohne Freigabe Daten abgegriffen und damit ist das Vertrauen zerstört. Meiner Meinung nach sollten diese Auswüchse der Datenerfassung und Speicherung grundsätzlich verboten werden!
  2. AW: Smart-TVs: Datenkraken oder fleißige Helfer? Smart TVs werden zum Standard werden. Dem Hersteller des TVs sind ja weder Name noch Adresse bekannt, also was solls? Und über die Kaufvorschläge bei Amazon regt sich doch auch keiner auf...
  3. AW: Smart-TVs: Datenkraken oder fleißige Helfer? Und? Ich hab noch nie Werbung vom TV-Hersteller oder Zattoo bekommen, nur den abonnierten Newsletter.
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