ANGA: Middleware verbessert Kundenerlebnis und fördert Digitalisierung

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Leipzig – In der Diskussion um den Einsatz proprietärer Systeme in den Kabelnetzen haben wir auch den Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber ANGA befragt.

Im Gespräch mit DIGITAL FERNSEHEN stellt Dr. Ralf Heublein, Geschäftsführer von ANGA, Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V., die Position des Verbandes dar und äußert sich auch zu den möglichen Konsequenzen für die Endkunden.
 
DIGITAL FERNSEHEN: Auf Grund der unterschiedlichen Verschlüsselungssysteme im Kabel kann die Box des Betreibers A nicht bei Betreiber B eingesetzt werden. Wie beurteilt die ANGA diese Situation?
 
Dr. Ralf Heublein: Soweit das der Fall ist, schafft dies für die meisten Endkunden heute keineProbleme, da Ihnen im Rahmen der Kabelanschluss- oder Aboverträge vom jeweiligen Kabelnetzbetreiber die passenden Set-Top-Boxen kostenfrei oder stark subventioniert zur Verfügung gestellt werden. Der Kunde hat dann die Sicherheit, dass er mit dieser Box auch alle Dienste die der Kabelnetzbetreiber anbietet, empfangen kann. Bei einem Umzug bekommt er dann in der Regel eine neue Box.

DF: Gleiches Ungemach droht den Verbrauchern, wenn im Kabel verschiedene Middleware-Lösungen eingesetzt werden sollten. Hier geht es dann nicht mehr nur um einfache Set-Top-Boxen sondern z. B. um PVR-Geräte, die den Kunden entsprechendes Geld kosten. Gibt es von Seiten der ANGA Bestrebungen, eine ähnliche Inkompatibilität, wie sie durch die verschiedenen Verschlüsselungssysteme besteht, zu verhindern?
 
Heublein: Es gibt derzeit nur zwei mögliche Wege, solche Inkompatibilitäten zu verhindern. Entweder einigt sich der Markt auf eine einheitliche Middleware oder die Inhalteanbieter bereiten mittels am Markt verfügbarer Redaktionssysteme ihre Anwendungen für die wenigen im Markt verwendeten Plattformen auf. Letzteres ist aus unserer Sicht die vorzugswürdige Lösung, da diese Kosten deutlich geringer sind, als wenn sich die verschiedenen Anbieter solcher Systeme auf ein einheitliches System einigen und damit zum Teil bereits getätigte erhebliche Investitionen in Frage stellen. Diese Lösung würde es den Inhalteanbietern dann auch erlauben, verschiedene Plattformen über Satellit und DSL zu bedienen. Aus Kundensicht stellt sich im Kabel dieses Problem nicht, da auch hier die Kabelnetzbetreiber häufig entsprechende Geräte zu sehr günstigen Konditionen oder zur Miete zur Verfügung stellen, so dass der Kunde keinen finanziellen Nachteil erleidet.
 
DF: Führt die ANGA mit dem Bundeswirtschaftsministerium Gespräche, um eine einvernehmliche Lösung in Sachen Middlware im Sinne des Verbrauchers zu finden?
 
Heublein: Das BMWi hat eine Studie zum Thema „Sicherung der Interoperabilität“ und möglicher Konsequenzen durchgeführt. Hier hat die ANGA an einem Workshop teilgenommen und wir werden die weiteren Ergebnisse der Studie abwarten.

DF: Welche Vor- und Nachteile haben die Middleware-Lösungen Mediahighway, OpenTV und MHP?
 
Heublein: Solche Fragen müssen die Mitgliedsunternehmen für sich beantworten. Der ANGA als Verband steht es nicht zu, hier Bewertungen oder Empfehlungen abzugeben, die einzelne Lösungen vom Markt ausschließen würden.
 
DF: Welche Vorteile bietet eine Middleware für den Kunden?
 
Heublein: Erst durch mehr Intelligenz im Endgerät sind komfortable Anwendungen, wie ein besserer elektronischer Programmführer mit weitergehenden Funktionalitäten möglich. Solche Anwendungen verbessern das Kundenerlebnis und fördern damit die Digitalisierung.
 
DF: Welche Auswirkungen hat die Wahl eines Netzebene-3-Betreibers für eine Middleware auf die Netzebene-4-Betreiber, die er versorgt?

Heublein: Dies ist dann die Middleware, die als Lösung zur Verfügung steht. Über die Konditionen der Vermarktung der Dienste und Services, die über diese Middleware ermöglicht werden, müssen sich die Betreiber der Netzebenen wie in allen anderen Fällen auch, dann vertraglich einigen.
 
DF: Herr Dr. Heublein, vielen Dank für das Gespräch. [mth]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: ANGA: Middleware verbessert Kundenerlebnis und fördert Digitalisierung Leider sind die Informationen so wieder nicht richtig. Fakt ist, dass nur der Zuschauer wirklich weiß, was das korrekte Empfangsgerät für ihn ist - sonst niemand. Fakt ist auch, dass proprietäre Lösungen für den Kunden und Zuschauer schlecht sind, so oder so - vor allem, wenn er keine faire Alternativen erhält und auch keine fairen Infos dazu. Was die angeblich kostenfreien oder subventionierten Empfangsgeräte betrifft: wenn sich die Kabel-TV-Anbieter an Standards halten würden, wäre es kein Problem, dass ich z.B. meinen Fernseher mit integriertem DVB-C-Tuner und EU-gemäßen CI nutzen kann, egal wo ich wohne und welchen Anbieter ich habe... und so kostenfrei und günstig sind die Empfangsgeräte ja nun auch nicht. Z.B. verlangt UM eine Aktivierungsgebühr von 100 Euro für deren PVR, dazu 10 Euro je Monat. Das macht bei 5 Jahren Nutzung eine Summe von 700 Euro. Was daran billig sein soll, weiß ich nicht. Nervig ist, wenn solch hoch bezahlten Theoretiker für sich in Anspruch nehmen, die Interessen des Zuschauers zu vertreten. Das, was da genannt wird, ist jedenfalls nicht im Interesse des Zuschauers, in keinster Weise. Proprietäre Lösungen, Marktabschottung, segmentierte Märkte mit lokalen Monopolen (bestenfalls Oligopole, aber wer hat schon Glück und kann den Kabelanbieter auswählen - die wenigsten) - das ist alles schlecht für den Kunden, Zuschauer und für viele KMU's, die ebenfalls aus dem Markt gedrängt werden! Digital-TV macht einfach keinen Spaß mehr, zumindest bei Kabel-TV-Emfpang und bei IPTV...
  2. AW: ANGA: Middleware verbessert Kundenerlebnis und fördert Digitalisierung giovanni11, sehr treffend formuliert.
  3. AW: ANGA: Middleware verbessert Kundenerlebnis und fördert Digitalisierung Hallo, da spricht der Monopolist, der aufgrund seiner alleinigen Stellung am Markt überhaupt keinen Grund sieht, irgendein kundenfreundliches Verhalten zu zeigen. Im Gegenteil, der "Kunde" wird auch noch für blöd verkauft, als ob ein Gerät mieten, eine billige Variante wäre. Ganz abgesehen davon, dass jemand der aus beruflichen Gründen häufig umziehen muss, womöglich mit der Zeit nicht mehr weiss wohin mit den Boxen. Nein, hier kommt, ebenso wie im Sat-Bereich, erst Bewegung in die Sache, wenn das deutsche Kartellamt oder auch irgendwann die EU durchgreift. Gruss robert1
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