Der Mythos der Netflix-Effekte

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Kaum sind neue Player im Kampf um den Kunden bei Filmen auf Abruf im deutschen Markt, umranken diese auch schon Mythen. Angeblich wegen Amazon, Netflix & Co seien die Sender dazu verdammt, jetzt verstärkt Qualitätsserien produzieren zu lassen. Aber haben sie das nicht schon immer getan?

Zum Thema Serien-Vergleich gab es schon häufig Kolloquien, die die Qualität der HBO-Serien analysierten und dann deutsche Projekte wie eine Hitler-Serie vorstellten; zuletzt auf dem Münchener Filmfest. Fakt ist, es gibt sie doch schon, die deutschen Qualitätsserien. Beispiel: ARD. Der „Tatort: Im Schmerz geboren“ war jüngst mehr als nur irgendein Krimi. Von „Kunst“ wird unter Filmkritikern in diesem Falle sogar gesprochen. Aber auch die härtesten Kritiker, die Fernsehzuschauer, sind Woche für Woche begeistert von dieser deutschen Eigenproduktion.

Die Erkenntnis, Qualitätsserien selbst produzieren zu müssen, ist weder neu, noch auf Amazon, Netflix & Co. zurückzuführen. Vorreiter ist und war immer die BBC, die eine Qualitätsserie nach der anderen produziert, in HD und 3D investierte sowie Qualität vor Quantität stellte. Schon seit Jahren ist aber auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland zu beobachten, dass die Serien an Produktionsqualität gewinnen: Schnitt, Kamera, Musik etc. ist mittlerweile sehr hochwertig geworden, wissen Film-Experten.
 
Dass alle VoD-Anbieter zwangsweise eine hohe Qualität brauchen, noch mehr als andere, ist logisch, sonst würde niemand die Dienste abonnieren oder nur zum Anbieter mit dem geringsten Preis greifen. Dass Qualität besonders am Anfang der Vermarktung zählt, sieht man überall: Amazon heuerte namhafte Entwickler und Produzenten an, um eigene Serien, Filme und auch Games produzieren zu können. Facebook kaufte Oculus, und dort sind Entwickler wie id-Legende John Carmack oder Ex-Sony-Mitarbeiter Jason Rubin im Team, um Oculus Rift zum Durchbruch zu verhelfen.

Nur gute Software und Inhalte verkauft Dienste und Hardware, das war schon immer so, das wird auch immer so bleiben. [Kommentar Torsten Herres, Herausgeber Digitalfernsehen.de]

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16 Kommentare im Forum

  1. Deutsche Serien und gut??????????????? Also den Tatort und den immer und immer wieder gezeigten Weltkriegsmist als Vergleich zu z.B. den Netflix Serien zu setzen, ist schon sehr gewagt. Wenn die öff.rechtlichen sowie die privaten Sender Serien (nicht Bergdoktor, nicht der 1000ste Krimiableger etc. mit null Fantasie und scheinbar auch Drehbuch) wirklich in dieser Dimension anbieten würden, könnten Netflix etc. das Buch zu machen. Und die BBC die mit Serien wie Sherlock oder Doctor Who mit den öff.rechtlichen zu vergleichen, da muß ich wirklich lachen. Nein, es ist eben leider nicht so das wir in Deutschland für das extrem viele Geld (immer nur billigst (private Sender) oder nur für 60+ und aufwärts ) gut produzierte Serien sehen. Die können es einfach nicht, es sind die falschen Leute/Produktionsfirmen an den Schnittstellen, das ist der Grund. Deshalb bin ich froh, daß ich jetzt wenigstens solche Serien wie Penny Dreadful, Orange is the new black, From dusk till down, Fargo etc. sehen kann. Und wenn das Angebot noch ausgebaut wird, wird meine Nutzung der Ö.R. sowie der privaten Sender immer weiter zurückgehen.
  2. AW: Der Mythos der Netflix-Effekte Naja, ich sehe aber schon, das Netflix & Co. keine Nachrichten, keine Diskussionsrunden, keine Interviews, keine Dokus, kein Länderspiegel, kein Markencheck, kein NDR-Markt, keine heute Show, kein Nightwash, kein "Da wird mir übel", kein "Wie werde ich?", keine Sendung mit der Maus usw. produziert. Und von Sport-Events mal ganz abgesehen.
  3. AW: Der Mythos der Netflix-Effekte Alles hat seine zeit am Tag. Die ÖR könnten schon mal ein guten Fiktionalen Film drehen. Wenn die ein wenig weniger Dokus, Magazine, Diskusionsrunden, Krimis bringen dann würde Deutschland auch nicht weniger Informiert sein als jetzt. Die nehmen ihren Staatsauftrag etwas zu genau.
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